Bad Salzuflen-Schötmar. Amerikaner, die europäische Zeitgenossen ausrotten: Was skurril klingt, ist in der Krebswelt bittere Realität. Doch die Artenschützer vom "Edelkrebsprojekt NRW" kämpfen um ihren Erhalt - auch in Bad Salzuflen.
Das Gemeinschaftsprojekt des Fischereiverbandes NRW und des Naturschutzbund-Landesverbands hat es sich zur Aufgabe gemacht, Verbreitungskarten der heimischen Flusskrebse zu erstellen und mit einer breiten Informationskampagne deren Gefährdung zu verdeutlichen. Zu den Bedrohungen zählt, wie so oft, der Mensch, etwa durch Wasserverschmutzung und Gewässerbegradigung. Hauptverantwortlich ist jedoch etwas anderes: die Krebspest, die vom amerikanischen Kamberkrebs übertragen wird. Dieser selbst ist dagegen immun, nicht jedoch die einheimischen Arten.
Das 1997 geschlossene, ehemalige städtische Freibad Schötmar gehört in die Kategorie der "Lost Places". Damit werden Orte bezeichnet, die nicht mehr in ihrem ursprünglichen Kontext genutzt werden, sondern mehr oder weniger sich selbst überlassen werden. Weitere berühmte Beispiele sind der 2002 geschlossene Vergnügungspark "Spreepark" und die ehemaligen US-Abhörgebäude auf dem Teufelsberg in Berlin. Teilweise verwahrlosen die "Lost Places", häufig sind sie aber auch, wie im Fall Schötmar, Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen.
Ein Unterstützer des als Edelkrebs bezeichneten Europäischen Flusskrebses ist Andreas Beerens. "Ein einziger Amerikaner in einem Gewässer genügt, um alle darin vorkommenden Edelkrebse zu töten", erklärt der im Umweltzentrum tätige leidenschaftliche Gärtner. "Denn sobald sich dieser Krebs häutet, werden die Erreger ins Wasser übertragen."
Er betreut ein Projekt an einem ganz besonderen Ort: dem 1997 stillgelegten Freibad Schötmar. "Für die Edelkrebse ist dies die perfekte Umgebung", betont Beerens. "Hier sind sie eingezäunt und sicher vor jeder Bedrohung." Die beiden Becken des ehemaligen Freibads sind deshalb zur "amerikanerfreien" Zone erklärt worden. Einige tausend Krebse tummeln sich seit 2007 hier. Dass hier vor 20 Jahren noch Familien aus Schötmar und Umgebung in die kühlen Fluten tauchten, erscheint da fast bizarr. Zwar sind die Beckenrandbauten noch deutlich sichtbar, jedoch hat die Natur eindeutig das Gelände erobert. "Wir haben nur etwas Schilf und ein paar Seerosen eingesetzt", erinnert sich Beerens. "Der Rest ist auf natürliche Weise entstanden."
In einem Punkt gilt aber noch die alte Freibadordnung: Die jüngeren Edelkrebse sind im ehemaligen Kinderbereich untergebracht, die älteren Exemplare tummeln sich im großen Schwimmerbecken. "Wir hoffen, dass wir sie von hier aus wieder in abgelegenen Teichen aussetzen können", sagt Beerens.