Bad Salzuflen. Ein Gedankenspiel, um die Zeitspanne besser einordnen zu können: Aktuell zieren viele moderne Hinweisschilder aus Metall oder Kunststoff die Wege im Staatsbad und in der angrenzenden Natur. Man stelle sich vor, im Jahr 2127 (!) würde ein solches Schild wieder auftauchen und die heute längst noch nicht geborenen Mitglieder des Heimatvereins in Verzückung versetzen.
Ein solcher Fall liegt jetzt in der anderen Richtung der Zeitschiene vor. Ein Emaille-Wegweiser von 1903 ist wieder aufgetaucht und erfreut den Heimat- und Verschönerungsverein um seinen Vorsitzenden Dr. Stefan Wiesekopsieker. Ist die Tafel doch nicht nur ein Beleg für die Entwicklung des Kurortes vor 112 Jahren, sondern auch ein wichtiges Dokument der Vereinsgeschichte.
„Der 1876 gegründete Verschönerungsverein setzte sich schon weit vor der Jahrhundertwende für das aufstrebende Bad ein. Baumpflanzungen und das Aufstellen von Bänken waren – und sind bis heute – Maßnahmen, um die kurörtliche Infrastruktur verbessern zu helfen“, betont Dr. Wiesekopsieker. Bei der Jahreshauptversammlung 1895 sei dann beschlossen worden, Wegweiser aufzustellen, die es den Gästen ermöglichen sollten, sich die um die Stadt und den Kurbereich liegenden Wälder auf eigene Faust zu erschließen.
Nachdem zunächst Beschilderungen aus Holz angeschafft worden waren, die jedoch schnell verrotteten, wurden zur Saison 1903 Schilder aus Blech und Emaille beschafft und zur Aufhängung gebracht. Auf jedem Schild war neben der Richtungsangabe auch vermerkt, wem der Wanderer das Schild zu verdanken hatte. Später wurden sie durch andere Kennzeichnungen ersetzt.
In welchen Ecken oder Kellern der Wegweiser die dann folgenden Jahrzehnte überstanden hat, ist unbekannt. Fakt ist aber, dass dem Vereinsvorsitzenden das Originalschild jüngst von einem Sammler zum Kauf angeboten worden war. Dank einer großzügigen Zuwendung von Vorstandsmitglied Heidi Mares konnte es dann auch erworben werden.
Das historische Schild könnte, so wünscht es sich Vorsitzender Dr. Stefan Wiesekopsieker vom Heimat- und Verschönerungsverein, Teil der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung werden, für die die Mitglieder seit dem Ende des Stadtmuseums kämpfen. Letzteres war 2011 aus Spargründen geschlossen worden; die meisten Exponate sind seitdem eingelagert.
Zuletzt hatte der städtische Hauptausschuss die Stadtverwaltung damit beauftragt, die Möglichkeit einer neuen Präsentation zu prüfen. Wie der zuständige Fachdienstleiter Wolfgang Sander auf Anfrage der LZ erklärte, laufen derzeit Gespräche mit verschiedenen Akteuren, um der Politik in der ersten Jahreshälfte 2016 einen beschlussfähigen Vorschlag machen zu können. Favorit für den Standort ist demnach momentan die große Eingangshalle des Kurgastzentrums. Diese soll voraussichtlich 2017 neu gestaltet werden. In diesem Züge könnte dort die stadtgeschichtliche Dauerausstellung installiert werden.
Allein aufgrund des geringeren Platzes geht Wolfgang Sander davon aus, dass man sich auf Teilthemen der Stadtgeschichte konzentrieren müsse. Und auch zu diesen Themen könnten längst nicht alle Exponate des ehemaligen Stadt- und Bädermuseums gezeigt werden.