Lippe feiert sein weltbekanntes Wahrzeichen 48 Seiten Magazin zum Jubiläum
LIPPE GEMEINSAM SIND WIR HERMANN! Alles Gute zum Geburtstag. Lass dich feiern! meinolf-haase.de 18915201_800125
Liebe Leserinnen, liebe Leser! Kein Denkmal in diesem Land hat eine derart wechselhafte Bedeutung für die Menschen wie das, das Ernst von Bandel vor 150 Jahren auf der Grotenburg bei Detmold errichtete. Anfangs beeindruckendes Symbol für die nationale Einheit, danach missbraucht für fatale Ideologien, die Europa ins Elend stürzten. Kurzzeitig fast vergessen, dann Touristenmagnet und unlängst im Trikot Maskottchen für die Arminia aus der Nachbarschaft. Ach Hermann, du machst Sachen. Keine Ahnung, wie es Ihnen geht, wenn Sie auf dem Weg zum Denkmal die letzte Kurve nehmen und am Ende eines sanften Anstiegs den grünen Riesen sehen. Mit seinen 27 Metern ohne Sockel verdammt hoch, nach eineinhalb Jahrhunderten voller Patina, den Blick gen Westen gerichtet. Auf der einen Seite spüre ich Respekt vor der Leistung, die die Erbauer um Ernst von Bandel erbracht haben. 37 Jahre lang machte der Architekt und Bildhauer die Errichtung dieser Statue zu seinem Lebenswerk. In einer Zeit, in der die Technik von heute noch nicht mal ein Traum war, kämpfte Bandel gegen zahllose Widerstände, um sein Ziel zu erreichen. Dann erwachen Erinnerungen. An Grundschulzeiten, in denen fast alle Kinder aus einem Umkreis von 150 Kilometern plappernd mit dem Bus in den Teuto fuhren. Externsteine, Adlerwarte, Hermannsdenkmal – lippischer Dreiklang kurz vor den Sommerferien. Wunderbar. Und dann kommt das Unbehagen. Es erscheinen Bilder aus dunklen Zeiten, in denen sich aufgeheizte Wirrköpfe im Schatten des Denkmals und im Fackelschein auf Allmachtsphantasien einschworen. Schwarz-weiß-rote Fahnen, überhitztes Geschrei, Hermann als missbrauchter Pate für nationale Großmannssucht. Lange her? Nun ja. Wenn die Jugend des lippischen AfD-Kreisverbands vor wenigen Wochen zum Ende des „Stolz-Monats“ mit Flaggen vorm Hermann strammsteht und das unverhohlen im Netz veröffentlicht, dann schaudert’s einen. Hermanns Geschichte und Geschichten sind seit 150 Jahren fester Bestandteil der lippischen Historie. Wen wundert’s also, dass die Redaktionskonferenz für diese Beilage derart ergiebig war, dass die Zettel für Ideen kaum ausreichten. Seine historische Bedeutung im Wandel der Zeit, die unzähligen persönlichen Erinnerungen der Lipper, außergewöhnliche Sammlerleidenschaften und vieles mehr: Die Kolleginnen und Kollegen haben sich mit Hingabe einem Thema gewidmet, das ihnen am Herzen liegt. Ein besonders erwähnenswertes Ergebnis ist der fünfteilige Podcast der LZ, in der die Geschichte des Denkmals hörbar wird. Packend erzählt und bereichert durch die Einschätzung vieler Experten. Kleiner ironischer Spoiler: In Kalkriese ist man sich immer noch sicher, dass Varus dort untergegangen ist ... Am 16. August feiert Hermann nun seinen 150. Geburtstag. Ein Grund zu feiern? Die, die aus der Geschichte lernen und das Denkmal nicht den Falschen überlassen, die dürfen das. In diesem Sinne: Der Hermann gehört zu uns, zu Lippe. In guten und in schlechten Zeiten. Er lebe hoch. Ihr Dirk Baldus Chefredakteur 150Jahre Hermann - viel Spaß beim Feiern Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Seit 1875 steht das Hermannsdenkmal stolz im Teutoburger Wald. Fast 100 Jahre früher wurde die erste Sparkasse in Deutschland gegründet. Seitdem sind wir da, wo Sie sind. Deshalb engagieren wir uns in der Region für die Region. Wir unterstützen soziale Projekte, Sportvereine und Veranstaltungen. In unseren Filialen sind wir persönlich für Sie da. Wir hören zu und verstehen Sie. Wir sind mehr als ein Finanzinstitut. Wir sind Ihre Sparkasse. Weil’s um mehr als Geld geht. 17535301_800125 150 Jahre Hermann 3 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
150 Jahre HERMANN Inhalt Der Hermann soll verbinden - Interview mit Landesverbands-Chef Jörg Düning-Gast 5 Das Denkmal in Zahlen - Eine Grafik sagt mehr als tausend Worte 6 Ein Gigant mit vielen Geheimnissen - Blick hinter die Fassade eines Monuments 8 Detmold als Mittelpunkt des Reiches - Am 16. August 1875 wird kräftig gefeiert 10 Top, die Wette gilt! - Die LZ und die Detmolder Händler suchen 150 Hermänner für ein Gruppenbild 11 Familienfest zum Jubiläum - Detmold verwandelt sich wieder in eine große Bühne 13 Das Schwert ist Banane - Thomas Baumgärtel macht aus dem Hermann ein Symbol der Freiheit 14 Ein Stück Heimat in den Staaten - Deutsche Auswanderer errichteten ein Denkmal in den USA 15 Der Mann, der den Hermann hortet - Seit 50 Jahren sammelt Wilfried Mellies wie verrückt 16 Ein Phantom wird zum Mythos - Wer Arminius wirklich war, ist kaum bekannt 18 Preisaufschlag bei Hermannblick? - Macht die freie Sicht auf das Denkmal Häuser teurer? 19 Eine Idee trifft auf fruchtbaren Boden - Der nationale Taumel verlangte seine Denkmäler 20 Aufgeben ist keine Option - Sein Lebenswerk kostete Ernst von Bandel die letzten Kräfte 22 Plötzlich entwaffnet - 1952 fehlte dem Hermannsdenkmal sein berühmtestes Merkmal 23 Hermann spricht KI-Tacheles - Ein fiktives, aber überraschend aktuelles Interview zum Jubiläum 24 Ein Held als Antennenträger? - 1949 wäre das Denkmal fast zweckentfremdet worden 25 Die Wahrheit um die Varusschlacht - Auf Spurensuche geht es nach Kalkriese 26 Ein Denkmal als Touristenmagnet - „Der Hermann hat eine absolute Sonderstellung“ 28 Am Hermann ist immer was los - Viele Klassiker locken die Besucher und Teilnehmer an 29 Mit dem Mikro auf Mythos-Spur - Die LZ-Podcastreihe ist eine spannende Premiere 32 Lieber Gruß an die Zukunft - Eine LZ-Zeitkapsel wird nahe des Denkmals vergraben 33 Der Statue eine Stimme geben - Friedo Petig hat ein besonderes Buch geschrieben 35 Der Hermann ist überall - Eine Figur begegnet uns in Lippe auf Schritt und Tritt 36 Der Urknall deutscher Geschichte? - Karl Banghard schreibt einen Spiegel-Bestseller 37 Eingeschlossen auf der Plattform - Der Hermann weckt viele Erinnerungen 38 Der problematische Hermann - Für die extreme Rechte ist er eine wichtige Identifikationsfigur 40 Als Frankreich ein Reizwort war - Heute Freunde, früher erbitterte Feinde 42 Ein Andenken für Generationen - Zum Jubiläum gibt es einen limitierten Briefumschlag 43 Der Hermann inspiriert - Das Denkmal bietet viele Gelegenheiten für verrückte Ideen 44 2000 Jahre Geschichte, Legende, Mythos - Das „Varusjahr“ 2009 wirkt noch immer nach 46 Das große Hermann-Quiz - Testen Sie Ihr Wissen auf zwei Schwierigkeits-Leveln 47 ENTSORGUNG ALTGERÄTE- WERKSKUNDENDIENST LIEFER- UND MONTAGESERVICE FINANZIERUNG PLANUNG KÜCHEN KÜCHENMODERNISIERUNG SERVICE ERSATZTEILMODERNISIERUNG PROFIBERATUNG EINER HAND ALLESAUS UNSERE SERVICELEISTUNG 16295201_800125 150 Jahre Hermann 4 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
Der Hermann soll verbinden Mit dem neuen Hermanneum und frischen Ideen startet das Hermannsdenkmal in eine neue Zeit. Landesverbands-Chef Jörg Düning-Gast erklärt, was sich geändert hat – und warum es erst der Anfang ist. Yvonne Glandien Kreis Lippe. Wer dieser Tage das Hermannsdenkmal besucht, merkt sofort: Hier hat sich einiges getan. Im neuen Besucherzentrum, dem Hermanneum, empfängt Jörg Düning-Gast, Vorsteher des Landesverbandes Lippe, die LZ-Redaktion. Gemeinsam mit Stadt, Kreis und weiteren Partnern hat der Landesverband das Gelände modernisiert – mit Herzblut, langem Atem und einem klaren Ziel: das Denkmal zukunftsfähig machen. Herr Düning-Gast, wir stehen hier mitten im Hermanneum. Ein ganz neuer Ort – was steckt dahinter? JÖRG DÜNING-GAST: Der Name ist natürlich eine charmante Kombination. Ursprünglich sprachen wir von der „Erlebniswelt Hermannsdenkmal“. Das Projekt wurde über Jahre entwickelt, ein entsprechender Förderantrag geht auf das Jahr 2017 zurück. Das Hermanneum ist nun der zentrale Besuchsort – ein modernes Informationszentrum, das auf unterschiedliche Zielgruppen zugeschnitten ist. Was erwartet Besucherinnen und Besucher dort? Ziel war es, auf zeitgemäße Weise Wissen zu vermitteln. Viele Menschen möchten heute keine Broschüre mehr in die Hand nehmen, sondern sich digital und spielerisch informieren. Es gibt eine eigene App, Filme, ein 180-Grad-Kino, Mitmachstationen und eine Kinderspur für unsere jüngsten Gäste. Erwachsene können zum Beispiel in einem interaktiven Spiel ihr Wissen über den Hermann testen. Alles kostenfrei und barrierearm – das war uns wichtig. Wie viel Arbeit steckt in diesem Projekt? Enorm viel. Also, alles ging damit los, dass wir uns mit der Attraktivität des Standorts und des Denkmals beschäftigt haben, und das ist schon im Jahre 2016 passiert. Da haben sich die Kreisverwaltung, der Landesverband Lippe, die Stadt Detmold zusammengetan und eine Machbarkeitsstudie entwickelt, um das Denkmal aufzuwerten. Sind denn die Arbeiten hier nun abgeschlossen? Nein, der gesamte Umbau umfasst drei Bauabschnitte: Neben dem Besucherzentrum wurde auch das Außengelände komplett neu gestaltet – mit Aufenthaltsflächen, Spielplatz und besseren Wegen. Nach den Jubiläumsfeierlichkeiten folgt ein dritter Abschnitt mit Fokus auf Barrierefreiheit am Denkmal selbst, taktilen Hilfen für Sehbehinderte und optimierten Wanderwegen. Auch der Parkplatz wird ausgebaut und besser genutzt werden. Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort im Hermanneum? Hinten rechts, wo wir die anderen europäischen „Helden“ vorstellen. Das Hermannsdenkmal steht ja nicht isoliert – es war Teil einer europaweiten Welle von Nationaldenkmälern im 19. Jahrhundert wie der Kaiser Wilhelm oder das WittekindDenkmal in Herford, aber auch im Ausland: In Frankreich gibt es Vercingetorix, in Belgien ähnliche Figuren, und sogar in den USA findet man einen kleinen „Hermann“. Es geht darum, wie Nationen Identität stiften – und das wollen wir mitdenken. Und welche Bedeutung hat das Denkmal heute für Sie ganz persönlich – und für Ihre Arbeit? Für mich ist der Hermann das Symbol für Lippe. 500.000 Besucher pro Jahr zeigen: Das Denkmal ist ein Magnet. Aber es soll nicht nur Touristen anziehen, sondern auch Identifikation stiften. Hermann war zwar eine kämpferische Figur – aber wir interpretieren ihn heute anders: als identitätsstiftend, tolerant und gemeinschaftsorientiert. Wir fühlen uns als Lipper, wenn wir an ihn denken. Er ist unser Symbol. 500.000 Besucher sind eine ganze Menge. Zeichnet sich ein Trend ab, wie sich der Tourismus am Denkmal entwickelt? Seit das Hermanneum und die Außenanlagen fertig sind, erleben wir schon, dass mehr Menschen kommen. Wir sind vorsichtig davon ausgegangen, dass durch die Umgestaltung rund 15 Prozent mehr Besucher hierher kommen werden. Zum Vergleich: Beim Kaiser-Wilhelm-Denkmal sind es seit der Sanierung etwa 30 Prozent mehr Besucher. Wir haben da erst einmal vorsichtig kalkuliert und hoffen, dass es mehr wird. Aber wir sind uns auch sicher, hätten wir jetzt nichts gemacht, dann würde in zehn Jahren vielleichtnurnochdieHälftederLeute herkommen. Gibt es Herausforderungen, wenn man für so ein Monument verantwortlich ist? Natürlich. Die Sicherheit hat oberste Priorität – etwa lose Platten oder Schäden durch das Wetter müssen regelmäßig überprüft und repariert werden. Stellen Sie sich vor, es würde sich eine Platte lockern, herunterfallen und jemanden treffen. So etwas darf nicht passieren. Deswegen sind wir da penibel und schauen uns einmal im Jahr jede Schraube und jede Fuge an. Dazu kommt die Belastung durch Veranstaltungen. Das Denkmal steht auf einem historischen Pflaster von 1875. Wenn schwere Fahrzeuge zum Aufbauen kommen, gibt es Schäden. Deshalb wollen wir das historische Pflaster bald in ein modernes Beton-Fundament setzen. Zu den Veranstaltungen kommt noch der tägliche Wandertourismus hinzu. Genau. Da muss man sagen, auch der Klimawandel macht uns zu schaffen. In den umliegenden Wäldern müssen wir genau hingucken und Bäume, die auf Menschen stürzen könnten, rechtzeitig entfernen. So versuchen wir auch, das Areal attraktiv zu halten. Nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische, etwa mit dem Mondscheinkino, Familienfesten und natürlich den Wanderwegen. Wir sind ja eine besonders zertifizierte Region, und das geht natürlich nur, wenn alle Räder ineinandergreifen und sich gegenseitig unterstützen. Deswegen sind wir so froh, dass wir das hier in Kooperation mit der Lippe Tourismus und Marketing GmbH, die hier ihren Standort hat, regeln können. Die bildet Wanderführer aus und verwaltet quasi die ganzen Wanderwege. Werden Sie eigentlich häufig mit kuriosen Ideen oder Wünschen konfrontiert? Hochzeiten am Denkmal sind ein Klassiker – und bald auch möglich. Wenn jemand einen Heiratsantrag am Abend oben auf dem Denkmal machen möchte, prüfen wir das gern. Unser Grundsatz ist: Wenn es niemandenstörtundFreudemacht,sind wir offen dafür. Wir können trotzdem nicht alles umsetzen, es muss sich ja Personal drum kümmern, aber wir versuchen das. Unsere Einstellung: Wir sind als Landesverband LippefürganzLippeda,undwirmüssen uns immer die Frage stellen, was ist für Lippe eigentlich gut. Und das Denkmal ist ja auch öffentlich finanziert. Das heißt, wir müssen den Lipperinnen und Lippern so viel wie möglich wiedergeben. ... oder wenn der Hermann ein riesiges Trikot tragen soll? Ja, also diese Partnerschaft mit Arminia Bielefeld ist ja lose schon sehr lange existent. 1999 hat der HermannzumAufstiegvonArminiaBielefeld in die 1. Bundesliga schon einmal das Trikot getragen und zu diesem besonderen Erlebnis, also dass eine Mannschaft aus der dritten Liga plötzlich, nachdem sie mehrere Bundesligisten ausgeschaltet hat, im Finale des DFB-Pokals steht, geht sowas mal. Das ist ja so eine Geschichte, die passt so wunderbar zum Hermann. Das ist David gegen Goliath, Germanen gegen Römer. Sie sprachen die Finanzierung an – wie funktioniert das bei einem öffentlichen Denkmal? Wir finanzieren einen Teil über Parkgebühren und Eintrittsgelder für den Aufstieg. Der Großteil der Veranstaltungen aber wäre ohne unsere Sponsoren und Spender nicht möglich. Sie tragen mit viel Herzblut dazu bei, dass wir ein vielseitiges, hochwertiges Programm auf die Beine stellen können. Ein trauriges Ereignis war der Brand der Bandelhütte. Wie geht es damit weiter? Die Hütte ist komplett abgebrannt – damit ist der Bestandsschutz erloschen. Ein originalgetreuer Wiederaufbau ist rechtlich nicht möglich. Aber wir denken über eine moderne Interpretation nach, mit Informationen zu Bandel, seiner Familie und seinem Werk. Im Herbst starten wir dazu einen Gestaltungswettbewerb. Was ist Ihre schönste persönliche Erinnerung an das Denkmal? Das war tatsächlich der Herbst 2020. Nach der langen Corona-Pause konnten wir endlich wieder das Mondscheinkino veranstalten – in einer abgespeckten Version auf der Bismarckwiese. Ich habe auf der Bühne gestanden, es war frisch – aber die Menschen waren glücklich. Das werde ich nie vergessen. Zum Abschluss: Was wünschen Sie dem Hermann zum Geburtstag? Natürlich weiterhin viele Fans. Ich wünsche ihm zum Geburtstag, dass er verstanden wird als Symbol für Toleranz und Miteinander, und ich wünsche ihm außerdem, dass er in denHerzenderLipperinnenundLipper weiterhin eine große Rolle spielt. Jörg Düning-Gast, Verbandsvorsteher des Landesverbands Lippe, Auge in Auge mit dem berühmtesten Lipper. Das Bild entstand im Rahmen der jährlichen Prüfung des Denkmals. Foto: Nicole Ellerbrake 150 Jahre Hermann 5 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
Das Denkmal in Zahlen Wie groß ist der Hermann überhaupt? Was wiegt die Statue? Worauf steht sie? Alles Wissenswerte zu unserem Wahrzeichen auf einen Blick. Kuppel Höhe: 7,03 m Unterbau Höhe: 19,86 m Schild Höhe: 10 m Gewicht: 1150 kg Sockel Höhe: 26,89 m Schwert Höhe: 7 m Gewicht: 550 kg Gesamt Höhe: 53,46 m Statue Höhe: 26,57 m Gewicht: 42.800 kg Wahrzeichen CHECK 150 Jahre Hermann 6 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
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Der Gigant mit vielen Geheimnissen Ein Fall durchs Nasenloch, ein Sockel mit antiker Botschaft, nationale Mythen – und keine Spur von Germanen. Ein Blick hinter die Fassade eines Monuments, um das sich viele Geschichten ranken. Seda Hagemann Detmold. Wer das Hermannsdenkmal an der Grotenburg besucht, sieht es zwar zunächst von hinten. Dennoch kann sich kaum jemand seiner Wirkung entziehen. Hoch aufragend, das Schwert erhoben, der Blick entschlossen in die Ferne gerichtet. Für viele ist der Hermann ein Sinnbild des Germanen schlechthin – ein Bild, das sich tief in unser aller kollektives Gedächtnis eingebrannt hat. Wären Sie sehr überrascht, dass an dem Denkmal auf der Grotenburg nichts wirklich „germanisch“ ist? Ein Gigant mit vielen Geheimnissen eben. Die Figur des Hermann besteht aus über 200 genieteten Kupferplatten, angebracht auf einer Eisenrohrkonstruktion. Dieses Grundgerüst wurde in Hannover gefertigt, mit Rohstoffen aus dem Harz. Der Sockel hingegen dürfte mit Steinen aus dem Steinbruch auf der Grotenburg gebaut worden sein. Da ist sich Dr. Michael Zelle, Leiter des Landesmuseums, sehr sicher. Wer heute das Innere der Figur betritt, wird von einem steilen, dunklen Klettergang empfangen. „Theoretisch kann man bis in den Kopf hinaufsteigen und aus den Nasenlöchern rausgucken“, sagt Michael Zelle: „Aber es ist eng, schmutzig und nichts für Besucher.“ Die berühmteste Frage auf jeder Führung: „Stimmt es, dass einst ein KinddurchHermannsNasenlochgefallen sein soll?“ Dr. Michael Zelle muss lachen: „Nein. Ich war selbst per Hubwagen oben. Mit der Hand kann man die Nasenspitze von außen bedecken. Die Nasenlöcher sind viel zu klein. Durchfallen? Unmöglich.“ Vermutlich sei das eine von vielen Legenden, die Eltern ihren Kindern erzählen, damit diese am Denkmal und auf der Plattform bloß an der Hand der Erwachsenen bleiben und besonders vorsichtig sind, vermutet der Experte. UnddieLegendevomCaféimKopf des Hermanns hört Zelle ebenfalls oft. „Vermutlich hat das mit dem Freizeitverhalten der Menschen zu tun. Am Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica gibt es Gastronomie, auf Fernsehtürmen finden sich Cafés, da denken eben viele Besucher auch, dass man im Kopf des Hermanns einen Kaffee to go bekommen kann.“ Gerüchte um Geheimgänge, die von der mittlerweile abgebrannten Bandelhütte zum Denkmal führen sollen, halten sich ebenfalls hartnäckig im Volksmund. Nach dem Brand der Hütte im Dezember 2021 brachten Experten des Landesmuseums mit archäologischen Grabungen Licht ins Dunkel. Gefunden wurden lediglich ein Trockenfundament und ein alter Betonsockel. Ein Tunnel für Ernst von Bandel zum Denkmal? Fehlanzeige! DerBauherr,ErnstvonBandel,ließ sich für das Denkmal von antiken Tempeln und römischen Gräbern inspirieren. Der Sockel ähnelt im Grundriss dem Grabmal des Ostgotenkönigs Theoderich in Ravenna, sagt Zelle. Überhaupt habe der Sockel hohen Symbolcharakter: „Er greift einen antiken Rundtempeltyp auf. Damit wird die Figur des Hermann auf eine sakrale Ebene gehoben“, interpretiert Dr. Michael Zelle. Geheimgänge oder Räume sucht man in dem Denkmal vergebens. „Nein. Es gibt weder einen BandelRaum im Hermann, noch irgendwelche Geheimgänge oder versteckte Bereiche“, sagt Zelle. Die MiniWohnung von Gustave Eiffel im Eiffelturm ist solch ein Beispiel. Auch Spionagetunnel, wie man sie in der Petersberg-Zitadelle in Erfurt und im Völkerschlachtdenkmal in Leipzig findet, gibt es hier nicht. Die Figur selbst vereint gotische, mittelalterliche und antike Stilelemente – mit klarer Botschaft: nationale Größe durch historische Tiefe. „Der Helm ist griechisch, das Schwert erinnert an bronzezeitliche Formen. Es ist eine stilistische Collage – ein Baukasten des 19. Jahrhunderts“, skizziert Zelle. Wer denkt, dass die Figur das Abbild eines Germanen ist, der irrt gewaltig. „Es gibt keinerlei Aufzeichnungen von den Germanen oder Cheruskern selbst. In römischen Quellen sind die Barbaren oft typisiert dargestellt worden“, erklärt Zelle. Die Männer tragen allesamt lange Hosen, lange Haare und Bärte, wurden oft in devoter Haltung dargestellt. Dasselbe gilt übrigens auch für die Darstellung der Thusnelda. Die römische Statue einer Germanin in der Loggia dei Lanzi in Florenz zeigt viele Stereotype. DERMANN MIT DEM KUPFERPANZER GEHEIME TUNNEL? NATIONALE IKONE MIT ANTIKEM KLEID Alles im Blick: Das gilt nicht nur für den Hermann selbst, sondern auch für die vielen Besucher, die sich auf die Aussichtsplattform trauen. Foto: Nicole Ellerbrake Ein halbes Jahrhundert Erfahrung – 50 Jahre Augustinum Detmold Das Augustinum Detmold verkörpert eine besondere Art des Lebens im Alter: Selbstbestimmt mit größtmöglicher persönlicher Freiheit und dabei abgesichert durch umfangreiche Serviceleistungen. 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Noch ein interessantes Detail: Hermanns linker Fuß steht nicht nur auf demLegionsadler(Aquila)–demmilitärischen Zeichen der Römer. Gleich daneben liegt noch ein sogenanntes Rutenbündel (Fascis). Im antiken Rom wurden solche Bündel von Liktoren getragen, die im Dienste der Magistrate Urteile vollstreckten. Sie gelten ebenfalls als Machtsymbol des Römischen Reiches, das Arminius mit den Füßen tritt. Zurück zum Denkmal. Der Standort wurde ebenfalls bewusst gewählt: Detmold galt im 19. Jahrhundert als möglicher Ort der Varusschlacht. Praktisch war die Grotenburg auch – gut sichtbar, mit Platz für Massenveranstaltungen. Zu verdanken haben wir den Bau auch dem Detmolder Wilhelm Tegeler, einem Studienfreund von Ernst von Bandel, der Bandel nach Detmold lotste. „Weniger begeistert von der Wahl des Denkmalstandorts hingegen waren die Hiddeser Bauern, deren Hudefläche dem Projekt weichen musste“, erzählt Dr. Michael Zelle. Was hat es mit dem Schwertwechsel auf sich? „Auch eine Legende, die sich hartnäckig hält“, sagt Zelle. Mal zur Mittagszeit, mal zur Jahreswende soll Hermanns Schwert die Hand wechseln. Humbug. Seit Uwe Ackers Lasershow am Hermann gibt es zumindest die optische Illusion des Schwertwechsels. Dokumentiert ist hingegen, dass Hermanns Schwert Anfang der 1950er Jahre für Restaurationszwecke von der Figur getrennt wurde. Mehrere Schusslöcher – Erbe des Zweiten Weltkriegs – wurden aufwendig repariert. Arminius war einst römischer Bürger – und wurde im 19. Jahrhundert zur Symbolfigur der deutschen Nationalidentität erhoben. Der Kampf gegen Rom wurde zur Metapher für die „Befreiung vom Fremdherrn“ – ein beliebter Topos im Kaiserreich. „Die wissenschaftlich fundierte Figur des Arminius hat mit dem Hermannbild im Kopf der Bevölkerung kaum noch etwas gemein“, sagt Zelle. Ein nationales Denkmal wie Hermann würde heute in Deutschland wohl kaum mehr entstehen. Doch andernorts sind ähnliche Projekte aktuell, weiß Zelle. Etwa das überlebensgroße Alexanderdenkmal in Nordmazedonien oder monumentale AtatürkStatuen in der Türkei. Auch dort: Geschichte wird als Baustein für Identität genutzt. Das Hermannsdenkmal ist kein einfacher Koloss. Es ist ein Denkmal seiner Zeit, ein Spiegel für politische Stimmungen, ein technisches Kunstwerk – und ein riesiger Erzählraum. „Es hat eine hohe ästhetische Qualität“, sagt Dr. Zelle. „Aber es muss erklärt werden.“ So lautet Zelles Fazit. Wer es mit klarem Blick betrachtet, entdeckt kein simples Nationaldenkmal – sondern eine gebaute Geschichte über die Geschichte selbst. HIDDESER SIND „NOT AMUSED“ SCHWERTCHEN WECHSEL’ DICH Die letzten Jahre des Baus lebte Ernst von Bandel – auf dem Bild unmittelbar vor der Einweihung 1875 vorne links zu sehen – in der sogenannten Bandelhütte direkt neben dem Hermann. Diese wurde später zu einem Museum, brannte aber im Dezember 2021 ab. Ausgrabungen bewiesen anschließend, dass ein Geheimtunnel zwischen Hütte und Denkmal eine der vielen Legenden rund um den Hermann war. Foto: Carl-Heinz Helwig LEGIONSADLER UND RUTENBÜNDEL *Aktionszeitraum bis zum 30.09.2025 - ab einem Eigenanteil von € 300,- pro Hörgerät - keine Barauszahlung - nicht kombinierbar mit anderen Aktionen oder Rabatten Hütte - die Hörakustik Stephan Becker e.K. Schülerstraße 16-18 32756 Detmold Tel. 05231 - 920815 Und Sie bekommen die Geschenke! Sie erhalten beim Kauf von Hörgeräten Testen Sie jetzt unverbindlich und kostenfrei die neuesten Hörgeräte auf dem Markt. Wir beraten Sie gern! Seit über 70 Jahren - Ihr Partner rund ums Thema klares Hören und Verstehen! 16426801_800125 150 Jahre Hermann 9 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
Detmold als Mittelpunkt des Reiches Am 16. August 1875 wird das Hermannsdenkmal auf der Grotenburg feierlich enthüllt. Lippe erlebt ein Großereignis mit Festzügen, Militärmusik und einer Stadt, die über Nacht zur Bühne des Kaiserreichs wird. Yvonne Glandien Kreis Lippe. Mit Pauken, Kanonendonner und kaiserlichem Besuch verwandelte sich Detmold im Sommer 1875 in das patriotische Zentrum des Deutschen Kaiserreichs. Drei Tage lang war die lippische Residenzstadt im Ausnahmezustand – wegen eines Denkmals, das viel mehr war als nur Abbild eines gefeierten Herrschers. Das Hermannsdenkmal wurde nach mehr als 40 Jahren Bauzeit eingeweiht. Am 16. August richtete sich der Blick des jungen Kaiserreichs auf die Grotenburg bei Detmold. Der Kaiser war gekommen, die Straßen waren gesperrt, und Detmold war für einen Moment Mittelpunkt des Reiches. „Die Nation war zu Gast in Detmold“, sagt Julia Schafmeister. Die Kuratorin arbeitet am Lippischen Landesmuseum in Detmold gerade an einer neuen Ausstellung – eine Auseinandersetzung mit dem Hermann und anderen internationalen Denkmälern, die ab Ende des Jahres gezeigt werden soll. Schafmeister hat bei ihren Recherchen die Archive gewälzt und weiß, vor welchen Aufgaben die Detmolder vor 150 Jahren standen: „Man hat alles versucht, um noch Schlafplätze zu organisieren“, sagt sie. „Die Fußböden waren belegt, da hat man einfach Hängematten unter die Decken gehängt.“ Dieser Eindruck einer Stadt im Ausnahmezustand zeigt sich auch, wenn man in die Zeitung der damaligen Zeit blickt. Das Fürstlich-Lippische Regierungs- und Anzeigenblatt – die LZ versteht sich als deren Nachfolger – berichtet über Monate von der anstehenden Feier. Diese begann bereits am 14. August mit der Einweihung des Kriegerdenkmals auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz. Der offizielle Ablauf war akribisch geplant: Es sangen Schulkinder, Militärmusik erklang, Kränze wurden niedergelegt, Salutschüsse abgefeuert. Die Festordnung sah vor, dass „nach dem Choral ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser ausgebracht“ werde – ein Ritual, das sich in den kommenden Tagen oft wiederholen sollte. Am 15. August traf Wilhelm I. in Detmold ein. Die Stadt war herausgeputzt, Straßen und Plätze illuminiert, Ehrenspalier und Empfangskomitee vorbereitet. Aus Sicherheitsgründen wurde die Hiddeser Chaussee zum Denkmal am folgenden Tag vollständig für den allgemeinen Verkehr gesperrt. Schon vor der Ankunft Wilhelms I. war klar: Ganz Detmold wollte dabei sein. Die Zeitung notierte: „Die Bewohner Detmolds, die allseitig den Wunsch zu erkennen gegeben haben, Seine Majestät den Kaiser begrüßen zu wollen.“ Klar, dass dafür einige Regeln her mussten. So gab es über die Dauer mehrerer Wochen immer wieder Anordnungen. Dazu etwa, wo Pferde abgestellt werden durften oder wie Girlanden aufzuhängen seien – vor allem nicht zu tief hängend, damit sich kein Reiter darin verfangen konnte. Am 16. August war es dann so weit. Gegen 9 Uhr versammelten sich Vereine und Bürger am Kaiser-Wilhelm-Platz, um über Ameide, Schloßplatz, Lange Straße und Neustadt in einem großen Festzug zur Grotenburg zu wandern. Oben angekommen, fand schließlich die feierliche Übergabe durch General von Manteuffel statt. Dazu passend: Musikaufführungen, Chöre und Gedichte sorgten für ein festliches Gesamtbild. Begleitet wurde die Einweihung von der Aufführung der eigens komponierten „Hermanns-Cantate“ von H. Kühl, die unter anderem folgende Zeile enthielt: „Wo deutscher Sinn die That regiert / und Einigkeit ein Werk vollführt, / fehlt nimmer das Geweih‘.“ Neben dem offiziellen Programm entfaltete sich ein reges geschäftliches Treiben. Zahlreiche Anzeigen kündigten an, was das patriotische Herz begehren mochte – von Festbier über Zigarren bis hin zu Bronzemodellen des Denkmals. Der Detmolder Vergolder Alfred Heinrichs bewarb seine Replikate so: „Das Hermanns-Denkmal getreu nach dem Original in feinem Bronze-Guss. Höhe bis zur Schwertspitze 32 Centimeter.“ Zunächst kostete das Modell 18 Mark – wenige Tage später wurde der Preis auf 20 Mark erhöht. Auch andere Händler mischten mit: Zigarren mit dem Bildnis des Denkmals, Medaillen mit dem Kopf des Kaisers, emaillierte Gläser, sogar „Tischdecken mit bildlicher Darstellung des Hermanns-Denkmals“ wurden angeboten. Der Kölner Hersteller B. Richter warb für seine Zigarren damit, sie seien „von Fürst Leopold zur Lippe, dem Deutschen Kaiser sowie vom Kronprinzen empfohlen“. Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt. Aus Blomberg meldete ein Lieferant, er habe „80 Pfund delicaten Schinken“ für die Festtage vorbereitet. In Detmold entstand eine Art temporäre Vergnügungsmeile mit Bierzeltbetrieben, „Restaurationspavillons“ und Weinverkauf. Besonders hervorgehoben wurde der „Hamburger-internationale Erfrischungspavillon“, der mit „Rauchfleisch, Lachs usw.“ sowie mit Bordeauxweinen warb. Wer sich keine Unterkunft mehr sichern konnte, dem wurde empfohlen, eine „Taschen-Hängematte“ zu erwerben – in Anzeigen hieß es, sie eigne sich für „Camping, Reisen, Garten, Feld und Militär“ und wiege kaum ein Pfund. Ernst von Bandel, der Schöpfer des Denkmals, war zur Einweihung anwesend. Jahrzehntelang hatte er für das Bauwerk gekämpft, große Teile seines Lebens und Vermögens geopfert. In den Berichten jener Tage wird sein Name immer wieder genannt – mit Respekt, mit Pathos, mit demWissen,dassdiesesDenkmalzuallererst seinem unbeirrbaren Willen zu verdanken war. 150 Jahre später steht das Hermannsdenkmal immer noch auf der Grotenburg bei Detmold. Die nationalen Deutungen sind verblasst, das Pathos ist Vergangenheit. Doch der Blick zurück auf das Jahr 1875 zeigt, wie tief dieses Denkmal im historischen Moment verwurzelt war – und wie sehr sich Geschichte in Form gießen lässt. Der Stich, der im Lippischen Landesmuseum in Detmold ausgestellt ist, zeigt den großen Trubel zur Einweihungsfeier des Hermannsdenkmals am 16. August 1875. Foto: Lippisches Landesmuseum mit Langzeitwirkung in Verbindung mit dem Home Care plus Pass 16470101_800125 16560301_800125 150 Jahre Hermann 10 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
Top, die Wette gilt! Die Lippische Landes-Zeitung und die Detmolder Händler suchen 150 Hermänner für ein Gruppenbild. Es gelten Vor- und Nachname, aber auch die Variante Armin. Thusnelda zählt doppelt. Dirk Baldus Detmold. Tja, anfangs waren es kesse Worte. Ein Hin und Her zwischen denen, die sich Gedanken über den Hermann und seinen Geburtstag machten. Jetzt ist es mehr. Eine Wette, die sich – wenn auch nachrangig – in die Geschichte des Denkmals einreihen wird. Und für die wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, dringend benötigen. Darum geht’s: Lippische LandesZeitung und die Detmolder Werbegemeinschaft „Die Händler“ haben gegen Jörg Düning-Gast, Vorsteher des Lippischen Landesverbands, sowie Frank Hilker, Bürgermeister der Stadt Detmold, gewettet, dass sie es schaffen, 150 Menschen mit dem Namen Hermann zum Denkmal zu holen. Dabei zählt der Vorname, der Nachname oder aber die Namensvariante Armin. Und aufgepasst: Hat jemand den Namen Thusnelda im Ausweis, dann zählt diese Person für zwei. Am Sonntag, 10. August, 15 Uhr, gilt es. Zu diesem Zeitpunkt mögen bitte alle, die zum Erfolg beitragen können, hoch zum Denkmal kommen. An einem Stand zwischen Parkplatz und Gastronomie werden alle Wettbeteiligten einen Blick in die Ausweispapiere (ein Führerschein reicht auch) werfen, damit nicht geschummelt wird. Im Gegenzug bekommen alle, die uns helfen, ein Ausfahrticket für den Parkplatz und einen Gutschein für eine kleine Stärkung in der Gastronomie. Und sie erhalten eine Einladung und einen Gutschein für eine kleine Überraschung, den sie beim großen Bürgerfest auf dem Detmolder Marktplatz am Vorabend des eigentlichen Geburtstags einlösen können. Denn für Freitag, 15. August, lädt die Werbegemeinschaft „Die Händler“ gemeinsam mit der Stadt Detmold und dem Projekt „Zukunft Innenstadt“ in die Innenstadt ein.DortfindetzuEhrendesaltenRecken eine Party statt. Mit viel Musik, mit bester Verpflegung und der Einlösung der Wettschuld. HauptMusik-Act des Abends wird Ingo Dickewied sein. Aber auch darüber hinaus wird viel geboten. Schreiben wir es mal so: Junge Leute von heute nennen es Vorglühen. Denn die offizielle Feierlichkeit beginnt einen Tag später, am Samstag, 16. August, um 11 Uhr am Hermannsdenkmal – und die geht dann bis tief in die Nacht. Also, liebe Leserinnen und Leser, am morgigen Sonntag zählt’s. Wenn Sie den Namen Hermann im Ausweis stehen haben (egal, ob vorn oder hinten), wenn Sie Armin oder Thusnelda heißen, dann helfen Sie uns. Wäre doch gelacht, wenn wir diese Wette nicht gewinnen. Und wer weiß: Vielleicht singen wir dem Denkmal noch ein Ständchen. AUF DEN SPUREN DES HERMANNS – EIN PODCAST DER LIPPISCHEN LANDES-ZEITUNG MYTHOS ARMINIUS Jeden Donnerstag eine neue Podcastfolge auf LZ.de/podcast sowie auf allen gängigen Plattformen wie Spotify, Apple Podcast und Amazon Music. 05231 911-333 | kundenservice@LZ.de LZ.de/podcast Jetzt anhören 18561201_800125 150 Jahre Hermann 11 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
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Familienfest zum Jubiläum Zum 150. Geburtstag des Denkmals verwandelt sich Detmold wieder in eine große Bühne. Die Feier auf der Grotenburg findet am 16. August statt. Los geht‘s mit einem Bürgerfest am Vorabend. Martin Hostert und Nico Düllmann Kreis Lippe. Zur Fertigstellung des Hermannsdenkmals am 16. August 1875 hatte sich Detmold herausgeputzt, schließlich sollten viele Menschen, darunter der prominenteste Gast, Kaiser Wilhelm I., für diesen Tag in die Stadt kommen. Heute ist der Hermann das Wahrzeichen Lippes – und immer noch äußerst beliebt: Jährlich besuchen mehr als 500.000 Gäste das Denkmal. Dieses Jahr werden es sicherlich einige mehr, denn am 16. August steigt eine besondere Geburtstagsparty. Zum 150. Jahrestag verwandelt sich Detmold in eine große Festbühne. Geplant sind zahlreiche Veranstaltungen für die ganze Familie. Los geht es bereits am Vorabend der eigentlichen Feier. Die Detmolder Werbegemeinschaft „Die Händler“ gestaltet zusammen mit der Stadt Detmold und dem Projekt „In Zukunft Detmold“ zur Einstimmung auf das Jubiläumswochenende am Freitag, 15. August, ein Bürgerfest in der Innenstadt. „Dem Fest geht die hoffentlich gemeinsam mit der LZ gewonnene Wette gegen unseren Bürgermeister Frank Hilker und den Vorsteher des Landesverbandes, Herrn Jörg Düning-Gast, am 10. August voraus“, sagt Christian Schmidt, Vorsitzender der Werbegemeinschaft. Zur Erinnerung: Die Lippische Landes-Zeitung und die Detmolder Werbegemeinschaft haben gegen Jörg Düning-Gast sowie Frank Hilker gewettet, dass sie es schaffen, 150 Menschen mit dem Namen Hermann oder Thusnelda zum Denkmal zu holen (mehr dazu auf Seite 11 in diesem Magazin). „Auf dem Marktplatz wird uns eine lippische „Wetten, dass..?“-Atmosphäre erwarten. Mit Musik, Gästen auf dem Sofa und natürlich den 150 Hermännern und Thusneldas soll an dem Abend richtig gefeiert werden“, blickt Schmidt siegessicher auf die Stadtwette. Daneben hat „In Zukunft Detmold“ für den Abend den lippischen Udo Jürgens – Ingo Dickewied – gewonnen, der die größten Hits des bekannten Sängers zum Besten gibt. Vom Musiktheater „TarZahn hat Karies“ für die Jüngeren am Vormittag angefangen bis zur „Silent Disco“, dem Tanzen auf KopfhörerMusik am Abend, gibt es unter dem Titel „Wir feiern Hermann“ dann am Samstag, 16. August, den ganzen Tag über ein volles Programm am Denkmal. Die Vorbereitungen für das zentrale Fest neben all den vielen Aktionen, Ausstellungen, Wanderungen zum Jubiläum sind abgeschlossen. Kürzlich haben Arne Brand für den Landesverband, Landrat Dr. Axel Lehmann für den Kreis Lippe und Thomas Lammering (Verwaltungsvorstand der Stadt Detmold) die Details bekannt gegeben. Schließlich solle die Identifikationsfigur für die Lipper gebührend gefeiert werden, sagt Lehmann – und auch übrigens dafür, dass er viel Geld in die Region bringt. 13 Millionen Tagesgäste kommen auch wegen des Denkmals jährlich nach Lippe, 1,6 Millionen Übernachtungen werden gezählt. Viele Aktionen an diesem Tag laufen den ganzen Tag über und gehören bei Festen dieser Art fest dazu: Gewinnspiele, Bastelaktionen und andere Angebote der Aussteller. Speziell zu Arminius‘ 150. jedoch ist beispielsweise, dass Besucher sich dank „Interakteam“ von der Plattform des Denkmals abseilen können. Mittelalterliches Flair schaffen die Gaukler, Handwerker und Musiker von „Anno 1366 – Anno Events“, die ihren mittelalterlichen Markt aufbauen werden. Sie versprechen „lebendige Geschichte mit historischen Lagern, Marktständen und alter Handwerkskunst“. Ebenfalls den ganzen Tag aufgebaut: der Sonderstempel-Stand der Briefmarkenfreunde, die Riesen-SeifenblasenStation und Stände von Landestheater, Kreisjägerschaft, den Touristikern von Stadt und Kreis, der Museen und vielen mehr. Offiziell wird das Programm um 13 Uhr unter der Moderation von Uwe Hübner eröffnet, der einst die ZDF-Hitparade moderiert hat. Mit ihm in der Gesprächsrunde unter anderem: die lippische Döneken-Größe Friedo Petig aus Dörentrup und Schriftsteller Wladimir Kaminer. Der musikalische Höhepunkt startet um 18.30 Uhr mit einer „John, Paul, George und Ringo“-Coverband. Die „Beatles Music Show“ spielt auf der Waldbühne. Abends, Start 20.30 Uhr, gibt es Live-Musik mit „Saxdennis“ im Weinzelt direkt am Denkmal. Gegen Einbruch der Dunkelheit sollten auch die Kinder richtig Lust verspüren, (noch mal) auf die Grotenburg zu fahren. Dann nämlich geht es auf dem Munkelpfad durch die von „Wesen der Nacht“ erleuchteten Wälder rund ums Denkmal. Dies ist eine Idee der Lippe Tourismus Marketing GmbH (LTM), die das große Fest zu Hermanns 150. Geburtstag organisiert hat. Fahrten mit Privatwagen zum Fest sind übrigens nicht möglich. Die Tourismus-Linie 792 sowie eine Sonderlinie fahren von früh bis in die Nacht kostenlos zum Denkmal. „Park & Ride“ gibt es vom Kronenplatz Detmold, Parkplatz der Externsteine und dem Freilichtmuseums-Parkplatz in der FriedrichEbert-Straße in Hiddesen. Wer bereits die Anreise an diesemTagzumErlebnismachenmöchte, hat dazu die Gelegenheit: So veranstaltet etwa der ADFC Kreis Lippe eine Fahrradtour zum Hermannsdenkmal. Startorte sind in Blomberg (Ostring 28, Start: 11.30 Uhr) und Lemgo (Regenstorplatz, Start: 12 Uhr). Beide Gruppen treffen sich um 13 Uhr an der „Oberen Mühle“ in Detmold. Von dort aus können noch weitere Radler mitfahren. „Die Grotenburg hat ein ambitioniertes Höhenprofil, eine gute Grundkondition ist für die Strecke erforderlich“, heißt es von den Veranstaltern. Für die Verweildauer vor Ort sind 90 Minuten geplant. Eine Anmeldung vorab ist nicht nötig. Für ADFC-Mitglieder ist die Tour kostenlos, NichtMitglieder zahlen zwei Euro. Die Highlights am 16. August ■„TarZahn hat Karies“, Musiktheater für Kinder, 11.30 Uhr, Waldbühne ■„Anno 1366“, mittelalterliches Gelage, ganztägig ■Abseilen von der Plattform, 11 bis 18Uhr ■Offizielle Eröffnung mit Uwe Hübner, 13 Uhr ■„All you need is Love – Das Beatles Musical“, 18.30 Uhr, Waldbühne ■Live-Musik mit „Saxdennis“, 20.30Uhr ■„Silent-Disco“, 21 Uhr ■Munkelpfad rund ums Denkmal, ab Einbruch der Dunkelheit (ca. 21 Uhr) Organisatoren und Sponsoren: (von links) Annalena Schaefer (LTM), Arnd Paas (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Paderborn-Detmold-Höxter), Dirk Dankelmann (Vorstand Lippische Landesbrand), Klaus Drücker (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Lemgo), Gästeführerin Cornelia Müller-Hisje, Heinrich Hansmeier (Verbundvolksbank OWL, Regionalleiter Detmold), Eva-Susanne Ellminger (Pressesprecherin Stadtwerke Detmold), Stefan Brüggemann (Staatlich Bad Meinberger), Friederike Strate (Brauerei Strate), Günter Weigel, Birgit Dabbert (beide LTM), Landrat Dr. Axel Lehmann, Benjamin Krentz (Infinity Events), Arne Brand (Landesverband), Ansgar Käter (Vorstandsvorsitzender Verbundvolksbank OWL), Thomas Lammering (Verwaltungsvorstand Stadt Detmold). Foto: Martin Hostert 17864501_800125 150 Jahre Hermann 13 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
Das Schwert ist Banane Thomas Baumgärtel macht per Graffiti aus dem Hermannsdenkmal ein Symbol der Freiheit. 150 dieser handsignierten Werke hat der Kölner Künstler angefertigt. Beim Familienfest werden sie verkauft. Andreas Barnekow Detmold. Die markante Silhouette erkennt man schon von Weitem: Ein germanischer Krieger, der linke Arm auf seinen Schild gestützt, der rechte Arm streckt eine Banane gen Himmel! Zu seinem 150. Geburtstag wird dem Hermannsdenkmal eine besondere Ehre zuteil: Der renommierte Kölner Künstler Thomas Baumgärtel hat anlässlich des Jubiläums ein besonderesKunstwerkgeschaffen.Es zeigt das Denkmal – mit Banane statt Schwert. 150 Exemplare gibt es davon – als hochwertiger Druck mit handgesprayter Banane. Die gelbe Südfrucht ist das Markenzeichen und Leitmotiv des künstlerischen und öffentlichen Wirkens Baumgärtels, der zu den einflussreichsten Street-Art-Künstlern Deutschlands zählt. Für Thomas Baumgärtel symbolisiert die Banane Freiheit, Hoffnung, Kritik und Haltung. In den frühen 1980er-Jahren hatte Baumgärtel seine erste Banane nachts irgendwo in Köln auf eine Wand gesprüht – damals noch illegal. Mittlerweile ist sie heiß begehrt und ziert mehr als 4000 Museen, Galerien und Kunsteinrichtungen weltweit. Seit diesem Frühjahr auch das Robert-Koepke-Haus in Schwalenberg, wo Baumgärtels Ausstellung „Im Auftrag der Freiheit!“ zu sehen war. Die Banane dürfe man mit Fug und Recht als das inoffizielle Logo und Qualitätssiegel der Kunstszene bezeichnen, wie Detlef H. Mache es in dem Buch „Kunst mit Botschaft“ beschreibt. Baumgärtel arbeitet mit der Stencil-Technik (englisch für Schablone). Graffiti oder Street-Art werden dabei mit Hilfe von Schablonen angebracht. Zahlreichen bekannten Werken der Kunstgeschichte und der Popkultur hat Baumgärtel mit der Banane einen neuen Sinn verliehen. Kunst ist Banane. Nun also das Hermannsdenkmal. Die Idee zu dem Werk reicht schon ein paar Jahre zurück. 2018 hatte ein LipperdenWunsch,Baumgärtelmöge für ihn das Hermannsdenkmal in seinem Stil gestalten. Dieses Werk – Spraylack auf Metall – diente nun als Vorlage für die grafische Edition zum Jubiläum. Das Hermannsdenkmal erlangt durch Baumgärtels künstlerische Symbolik einen neuartigen Sinn in unserer Zeit. Thomas Baumgärtel erweitere das Kunstverständnis durch die Einbeziehung eines „banalen“ Gegenstands wie der gesprayten „Banane“ mit der Codierung für Freiheit und Verantwortung, schreibt Mache. Gerade das „Ersetzen des Schwertes“ durch Baumgärtels gesprayte „Banane“ fordere den Betrachter auf, eine grundlegend tiefere Interpretation vorzunehmen, die sowohl die Intention des Architekten Ernst von Bandels als auch Thomas Baumgärtels in eine eigene, erlebende Rolle des Betrachters versetzt – Kunst mit Botschaft – Hermann als Vorbild für Freiheit und Einheit in Europa. Den Künstler kennen lernen ■150 Mal wurde Baumgärtels Hermannsdenkmal im Format 53x29 Zentimeter per Siebdruckverfahren auf handgeschöpften Büttenkarton gedruckt und vom Künstler mit einer handgesprayten „Stencil-Banane“ als Codierung für Freiheit & Verantwortung versehen. Jedes nummerierte und signierte Exponat ist damit ein handgespraytes Unikat, das sich durch das aufwendige handgefertigte Siebdruckverfahren und den Sprühnebel voneinander unterscheidet. ■Verkauft werden die Kunstwerke beim Familienfest am Hermann am 16. August (mehr auf Seite 13). Es gibt sie am Stand des Landesverbands Lippe für je 385 Euro. Dazu bekommt man ein 28-seitiges Booklet mit interessanten Hintergründen und Informationen zum Künstler. Schon jetzt kann man diese Sonderedition auch bestellen (zzgl. Versand) bei der Stiftung für Bildung & Kultur e.V. per E-Mail an: stiftung@ bildung-kultur.org Ein Teil des Erlöses geht an die Stiftung, die eine anerkannte gemeinnützige Körperschaft zur Förderung von Projekten im Bereich Bildung, Kunst & Kultur ist. ■Beim Familienfest kann man auch den Künstler Thomas Baumgärtel von 11 bis 18 Uhr am Stand des Landesverbands Lippe persönlich kennenlernen und sich mit ihm austauschen. Kinder dürfen zudem selbst künstlerisch tätig werden. Mit speziellen 3D-Stiften malen sie dreidimensionale Objekte. Statt Tinte verwenden die 3DStifte einen Kunststoff, der im Inneren des Stiftes erhitzt wird und beim Austritt schnell wieder fest wird. Die kreativen Werkzeuge funktionieren also quasi wie handliche 3D-Drucker. Schablonen – auch eine Banane wird es geben – unterstützen den kreativen Prozess. ThomasBaumgärtelhatauch dem Hermannsdenkmal seine berühmte Banane verpasst. Fotos: Mache Stiftung Telefon (05231) 64010 www.elektromueller.de Sommer, Sonne und Spaß. Mit Sicherheit. Jetzt zertifizierte Sicherheitslösung anfragen. WE CARE FOR YOU unser Anspruch und Antrieb 16203001_800125 16221401_800125 150 Jahre Hermann 14 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
Ein Stück Heimat in den Staaten Deutsche Auswanderer errichteten 1897 ein Denkmal in Minnesota in den USA – inspiriert vom Original-Hermann auf der Grotenburg bei Detmold. Yvonne Glandien Detmold/New Ulm. Zum Verwechseln ähnlich? Naja, nicht ganz. Aber der kleine Bruder des Hermannsdenkmals hat schon den ein oder anderen Lipper bei einer Reise nach New Ulm (USA) ins Staunen versetzt. Am 25. September 1897 wurde das Denkmal eingeweiht – also deutlichspäteralsdasheimischeHermannsdenkmal, dessen 150-jähriges Bestehen wir dieses Jahr feiern. Ikonisch steht er da, das Schwert in den Himmel erhoben, zu sehen schon aus großer Ferne: Für viele Lipper ist das Hermannsdenkmal auf der Grotenburg im Teutoburger Wald ein Zeichen für Heimat. Ein Anblick, der nach langen Autofahrten das Gefühl von Zuhause-Sein vermittelt. Genau dieses Gefühl haben Auswanderer vermisst, die Mitte des 19. Jahrhunderts das Land verlassen und sich in den USA ein neues Leben aufgebaut haben. Also hat sich der Hermann kurzerhand ein Herz gefasst und ist in die Prärie ausgewandert. Zugegeben, ganz so kurz war das Unterfangen dann nicht. In Minnesota gab es um 1850 ziemliche Unruhen. Eine Einigung zwischen den Eingewanderten und den indianischen Stämmen über die Bebauung des Landes brauchte eine ganze Menge an Verhandlungsgeschick. 1851 kam es schließlich zu einem Pakt, der es den Siedlern möglich machte, sich dort niederzulassen. Drei Jahre später suchten sich einige deutsche Einwanderer eine Stelle in der Nähe des Flusses, angrenzend an das indianische Land, um dort ihre neue Heimat zu finden. Die Siedlergruppe rund um den Architekten Julius Berndt wuchs schnell, nur wenige Jahre später lag die Bevölkerungszahl von New Ulm bei fast 800. Diese deutsche Gemeinschaft wuchs fest zusammen, sie entwickelte eine Infrastruktur, nutzte alles, was dieses Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu bieten hatte. Doch dabei hielten die Menschen fest an ihrer Herkunft, ihrer Sprache und ihrer Kultur. „Hermann, ein legendärer germanischer Freiheitskämpfer symbolisierte Kraft und Einheit“, heißt es von der Hermann Monument Society. Auf der Grundlage dieser Werte gründete sich der Orden der „Sons of Hermann“ („Hermannssöhne“) an vielen Orten in Amerika. Eines der Ordensmitglieder war Julius Berndt. Der deutsche Siedler und Architekt, inspiriert von Ernst von Bandels Entwürfen des 1875 eingeweihten Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald, überzeugte die Hermannssöhne, sich ebenfalls für ein Denkmal in New Ulm einzusetzen und die Finanzierung für eben jenes zu übernehmen. Es sollte ein Symbol für die Herkunft der deutschstämmigen Siedler werden, aber auch eineBrückezwischenihnenundihrer neuen Heimat schlagen. 1888 wurde der Grundstein gelegt. Die eigentliche Produktion der Statuen-Teile lief aber in Salem, Ohio. Mühselig wurden diese 1889 per Zug nach New Ulm transportiert. Ein Finanzierungsstopp sorgte dafür, dass die Statue für einige Jahre eingelagert wurde. Erst am 25. September 1897 wurde das Hermann Heights Monument schließlich eingeweiht – mit einem großen Fest und einem eigens gebrauten „Hermann’s Brau“-Bier. 10.000 deutsche Einwanderer besuchten die Feier. Die New Ulmer nennen ihre Statue „Hermann the German“ und zelebrieren ihn regelmäßig mit einem Hermannsfest, zu dem sich einige Besucher als Cherusker in Schale werfen. Seitdem dient der kleine Hermann-Bruder, der mit seiner Gesamthöhe von 31 Metern ein ganzes Stück kleiner ist als der hiesige 54Meter-Recke, nicht nur den Bürgern New Ulms als bedeutungsvolle Erinnerung an ihre Heimat. Auch viele Lipper, die in die Staaten reisen, nutzen die Gelegenheit, das Hermann Heights Monument zu besuchen. Das Hermann Heights Monument in New Ulm, Minnesota. Foto: Mac H/wikimedia Mit Sicherheit ein echter Lipper, seit 150 Jahren. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Seit über 270 Jahren ist die Lippische ein Teil Lippes. Und seit jeher sorgen wir für die Sicherheit der Menschen vor Ort. In unseren ServiceCentern sind wir persönlich für Sie da – mit Beratung, die zuhört, versteht und ihr Leben so individuell absichert, wie Sie es leben. Ob Absicherung von Hab und Gut oder eine auskömmliche Altersvorsorge: Wir stehen an Ihrer Seite. Darüber hinaus engagieren wir uns aus Überzeugung für die Menschen und unsere Region. Wir unterstützen soziale Projekte, Vereine, Sport und Kultur – für ein starkes Miteinander in Lippe, heute und in Zukunft. Wir versichern Lippe. 17511401_800125 150 Jahre Hermann 15 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
Der Mann, der den Hermann hortet Seit fast 50 Jahren sammelt Wilfried Mellies alles rund um das Hermannsdenkmal – von der Fahrradplakette bis hin zum Türstopper. Was als Zufallsfund begann, wurde zur einmaligen Sammlung. Jana Beckmann und Yvonne Glandien Detmold-Hiddesen. Das Hermannsdenkmal ist im Haus von Wilfried und Brigitte Mellies in allen erdenklichen Formen vertreten – als Figuren, auf Andenken wie Tellern, Schalen oder Gläsern, in Gemälden, auf Postkarten. Das Wohnzimmer und auch die restlichen Räume gleichen einem kleinen Museum für den „Grünen Recken“. Alles, was den leidenschaftlichen Sammlern in die Finger kommt, wird hier aufbewahrt. Anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Hermannsdenkmals stellt Wilfried Mellies seine Lieblingsstücke vor. Handbemaltes Glas mit Hermannsdenkmal Das erste Sammelstück, das Wilfried Mellies in seine spätere Hermannsdenkmalsammlung aufnahm, war ein handbemaltes Glas, das ihm 1977 eher zufällig angeboten wurde. Damals war das Haus der Familie gerade erst gebaut – und dennoch schlug Mellies zu. Ein Trödelhändler bot ihm das Glas kurzfristig an, mit dem Hinweis: „Innerhalb von 10 Minuten muss das jetzt weg.“ Obwohl der Preis von 500 D-Mark hoch war, rechtfertigte Mellies den Kauf gegenüber seiner Frau: „Jetzt, Mitte November, gibt es Weihnachtsgeld. Es gibt das 13. Gehalt und eine Überstundenpauschalvergütung, da kriegen wir drei Gehälter alle im Monat November. Ich sag, davon können wir das bezahlen.“ Die Investition sollte sich auszahlen: Das Glas sei ein Einzelstück – „es hat kein zweites Exemplar bisher gegeben“ – und markiert für MelliesdenAnfangseinerSammlungvon „Kitsch und Kunst“ rund um das Hermannsdenkmal. Besonders ist für ihn auch die Geschichte hinter dem Objekt: Der Besitzer konnte seine Schulden nicht begleichen und übergab das Glas dem Trödelhändler als Gegenleistung. Jahrzehnte später besuchte dieser frühere Besitzer Mellies und meinte: „Es ist gut, dass es bei dir gelandet ist.“ Die Fahrradplakette Zu den ausgefalleneren Stücken der Sammlung gehört eine ovale Fahrradplakette, die einst am Lenker montiert war – ein historisches Stück aus dem Jahr 1903. Wilfried Mellies präsentiert sie mit sichtlicher Freude und nennt auch gleich den Preis, den er dafür zahlte: 180 Euro. Auffällig sind die zarten Verzierungen und der Schriftzug, die vom handwerklichen Aufwand zeugen, mit dem solche Plaketten einst gefertigt wurden. Ein kleines, aber besonders detailreiches Objekt – und ein ganz seltenes. Knopf der Einweihung Für Wilfried Mellies ist es das seltenste Objekt seiner Sammlung: ein schlichter Knopf mit einer sehr außergewöhnlichen Geschichte. Er stammt von den Jacken der letzten sechs Arbeiter, die kurz vor der feierlichen Einweihung des Hermannsdenkmals im Jahr 1875 noch letzte Hand anlegten. Um die Männer angemessen zu kleiden – schließlich hatte sich mit Kaiser Wilhelm I. hoher Besuch angekündigt – ließ Ernst von Bandel eigens neue Jacken anfertigen, bestückt mit besonderen Knöpfen: „Auf dem Knopf ist das Hermannsdenkmal abgebildet und auch der Hinweis auf 1875.“ Mellies hatte von der Existenz dieser Knöpfe vor mehr als 40 Jahren durch einen Zeitungsbericht erfahren – und seitdem nicht aufgehört, danach zu suchen. Täglich durchforstete der leidenschaftliche Sammler eBay – bis er eines Tages endlich fündig wurde. Der Verkäufer aus der ehemaligen DDR wusste offenbar selbst nicht, was er da hatte – er hielt es für eine Medaille. Für Wilfried Mellies ist es jedoch eine Rarität mit großer persönlicher Bedeutung: „Man sieht diesem Knopf die Bedeutung überhaupt nicht an – aber in meinen Augen ist das so eine Rarität.“ Bis heute hat er nie wieder ein zweites Exemplar dieser Knöpfe gefunden. Seit fast 50 Jahren sammelt Wilfried Mellies mit großer Leidenschaft alles rund ums Hermannsdenkmal. Darunter auch „Kitsch und Kunst“, wie er es nennt. Vom Salz-und-Pfeffer-Flugzeug bis hin zur Milchkuh ist alles dabei. Fotos: Yvonne Glandien Mit diesem handbemalten Glas fing alles an. Das wohl seltenste Objekt in Mellies’ Kollektion: ein Knopf von den Jacken der Arbeiter, die bei der Fertigstellung des Denkmals halfen. Die Wohnbau Lemgo eG ist der größte Wohnungsanbieter im Kreis Lippe. Unsere Genossenschaftswohnungen sind Lebensraum mit höchstmöglicher Qualität zu fairen Preisen. Jüngeren wie Älteren, Familien und Alleinstehenden möchten wir nicht nur Wohnraum bieten, sondern ein Zuhause. Aktuelle Wohnungsangebote: www.wohnbau-lemgo.de ZUHAUSE IN LIPPE. WIE HERMANN. Wohnbau Lemgo eG | Pagenhelle 13 | 32657 Lemgo Fon 05261 2599-0 | www.wohnbau-lemgo.de | Weitere Informationen: diakonis.de Pflegeberatung: 05231 / 762 -110 / info@diakonis.de 150 Jahre Hermannsdenkmal STATIONÄRE EINRICHTUNGEN & AMBULANTE DIENSTE: Sie kommen zu uns oder wir zu Ihnen! EIN ECHTER LIPPER – GENAU WIE WIR! 16564101_800125 16737901_800125 150 Jahre Hermann 16 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
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