deutschen Geistesgrößen deutscher Zunge gefüllt. Anders als der Hermann, wurde ihr Bau von einem deutschen Fürsten vorangetrieben, dem gebildeten und interessierten König Ludwig I. von Bayern. Ein deutscher Patriot, der dennoch die europäischen Komponenten gesehen hatte – und, dass unsere Wurzeln in der Antike liegen. Deswegen hatte er diese Bildsprache des Tempelbaus genutzt. Das Hermannsdenkmal war hingegen die Idee des Bildhauers Ernst von Bandel. Das Projekt eines Einzelnen. Man kann sagen: eines Besessenen, der seine Idee nach dem CrowdfundingPrinzip realisiert hat. Getrieben von dem Gedanken, die Deutschen des frühen 19. Jahrhunderts mit einem Denkmal an die Schaffung eines Nationalstaates zu ermahnen, legte er seine ganze Kraft in das Projekt. Am Denkmal war seit der Fertigstellung des Sockels 1846 und der gescheiterten Revolution von 1848 nichts mehr passiert. Seit den 1860er-Jahren hatte dann die preußische die deutsche Politik bestimmt: Der Wind hatte sich gedreht, Preußen wollte einen Nationalstaat unter seiner Führung schaffen. Die Bevölkerung hat man unter anderem durch diese Art von Denkmälern auf diese Sache eingeschworen. Es ging mittlerweile um andere Themen, um wirtschaftliche und militärische Stärke, um Konkurrenz zu anderen Staaten. Der geplante militärische Habitus des Denkmals war wichtig und gut zu nutzen. Das Schwert, der Blick nach Frankreich… Es war mittlerweile Preußen, das Deutschland dominierte. Die Analogien zu Arminius waren wunderbarzuziehen.DasKaiserreichwargegründet,esgabeinennationalenTaumel. Nationalismus war nicht – anders als heute – negativ besetzt. Man war beseelt von der eigenen Überlegenheit, wie es die Franzosen beispielsweise auch waren. Die nationalen Ideen waren da hilfreich: Wir sind wer, wir können Geschichte bestimmen. Diese Ideen transportierten auch andere Denkmäler: Das Kyffhäuser-Denkmal glorifiziert die Rolle der Hohenzollern-Dynastie im Dienste der Nation, und das KaiserWilhelm-Denkmal in der Porta tut dies auch. Es geht also verbindend bei allen Denkmälern um die Vereinigung kleiner und kleinster Fürstentümer und Staatsgebilde. Heute ist die Vereinigung von Europa ein Gedanke vieler. Könnten wir die Idee des Denkmals nicht ausweiten und den Bogen weiter schlagen? Die Denkmäler des 19. Jahrhunderts stehen nun mal explizit für Abgrenzung sowie dynastische und deutsche Überlegenheit und funktionieren eigentlich nur für die Übermittlung dieser Ideen. Darum ist ja die Idee gescheitert, das Hermannsdenkmal in ein Friedensdenkmal umzudeuten, wie 2009 versucht. Das kann nicht klappen, weil das Denkmal einen sehr aggressiven Habitus hat – es zeigt einen erfolgreichen Krieger! Für die europäische Vereinigung müsste man neue Denkmäler-Typen erschaffen. Das passiert aber kaum. Ein Problem zeitgenössischer Kunst ist: Es gibt keine einheitliche Bildsprache mehr, die man intuitiv versteht. Welche Rolle spielen denn die Nationaldenkmäler des 19. Jahrhunderts heute noch? Sie sind wichtige Landmarken für die regionale Identität. Sie haben eine ästhetische Qualität. Es muss einem nicht alles gefallen, aber das Hermannsdenkmal in dieser speziellen Lage hat schon eine große Anziehungskraft. Der Hermann steht auf einem exponierten Berg, auf der Grotenburg, der „großen Burg“; die Porta mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal bildet eine beeindruckende Landmarke mit weiten Blicken in die norddeutsche Tiefebene, und das Kyffhäuser-Denkmal grüßt schon von Weitem über die Goldene Aue hinweg, allesamt grandiose Lagen. Mich beeindrucken diese Denkmäler. Aber ich weiß als Historiker natürlich, was dahintersteckt. Aber rein optisch haben sie ihre Aufgabe gut erfüllt. Darum funktionieren sie gut als Touristen-Hotspots, sind aber nicht mehr in diese staatlichen Rituale eingebunden. Das schafft andererseits Freiräume für extreme Nationalisten. Kann man sie zurückholen von der Vereinnahmung durch die Rechten? Zum Beispiel mit einer Trikot-Aktion für Arminia Bielefeld. Man hat es in die Tagesschau geschafft, das Denkmal für einen aktuellen positiv besetzten Anlass, das Pokalfinale, einzusetzen. Den Fans vom VfB Stuttgart wird es nicht wehgetan haben… Das schenkte ihm eine gewisse Leichtigkeit. Ja, aber das hielt natürlich für wenige Wochen an und verflüchtigt sich, dann ist es ein Gag. Aber vielleicht gibt es ja noch andere Möglichkeiten. Wenn wir einen europäischen einheitlichen Staat schaffen, in welcher Struktur auch immer, dann sind diese Denkmäler-Typen nicht mehr so unendlich wichtig und haben vielleicht einen Status, so wie antike Denkmäler wie sie beispielsweise die Nofretete für uns heute haben: ästhetisch, faszinierend, geheimnisvoll. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal bei Porta Westfalica. Foto: Alex Lehn Die Walhalla ist eine Gedenkstätte auf dem Bräuberg im bayerischen Markt Donaustauf. Sie wurde 1830 bis 1842 im Auftrag von König Ludwig I. von Bayern errichtet. Foto: Carsten Steger / wikimedia Wir Lipper lieben es kurz und bündig, unser Hermann schafft es ohne Worte. Schließlich ist er das Wahrzeichen unserer regionalen Erfolgsgeschichte. Als mehr als 160-jährige Wurzel der VerbundVolksbank OWL gratulieren wir herzlich zum runden Jubiläum. Dem größten Lipper alles Gute zum Jubiläum! verbundvolksbank-owl.de Tradition trifft Fortschritt. WOHERMANNWACHT SCHÜTZTFLINT Hermann trotzt Wind und Wetter seit 1875! Wir gratulieren unserem Teuto-Giganten und feiern mit. 150 JAHRE HERMANN 77 JAHRE FLINT Wir schützen Bauwerke mit Erfahrung, Präzision und Haltung Seit 1948 - und in Zukunft genauso! Trinkwasserbehälter-Instandsetzung Bautenschutz & Bausanierung Bauen im Bestand Holz- & Schwammschutz www.flint.de Flint Bautenschutz GmbH Sichterheidestr. 31 32758 Detmold 17479901_800125 18984601_800125 150 Jahre Hermann 21 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
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