Plötzlich entwaffnet 1952 fehlte dem Hermannsdenkmal sein berühmtestes Merkmal – das Schwert. Wegen Kriegsschäden musste es repariert werden. Die damit verbundenen Arbeiten waren damals aufsehenerregend. Yvonne Glandien Kreis Lippe. Wer heute zum Hermannsdenkmal hinaufschaut, sieht einen vertrauten Anblick: Der Cheruskerfürst hebt triumphierend das Schwert in die Höhe. Doch das war nicht immer so. Im Frühjahr 1952 bot sich Besuchern auf der Grotenburg ein ungewohntes Bild – der Hermann ohne sein Schwert. NachdemZweitenWeltkrieghatten die Spuren der Geschichte das Denkmal sichtbar gezeichnet. Mehr als 500 Einschüsse durch amerikanisches Maschinengewehrfeuer wurden im Frühjahr 1945 registriert, rund 30 davon trafen das 7,5 Meter lange und mehr als 550 Kilogramm schwere Schwert. War es das Feuer übermütiger Tiefflieger? Waren es Zielübungen von Soldaten, die sich in einer Vormarschpause einen Scherz erlaubten? Genau weiß man es nicht, fest stand aber beim Beschau vor Ort: Die Schäden waren erheblich, die Waffe aus Kupfer und Stahl drohte instabil zu werden. Doch in den schwierigen Nachkriegsjahren gab es zunächst wichtigere Themen zu klären, immerhin war Deutschland ein vom Krieg zerstörtes und besetztes Land. Erst sieben Jahre später begannen die umfangreichen Reparaturarbeiten. Im April 1952 rückte die Spezialfirma Turm-Linde aus Berlin an, diesichzuvoraufWerfteneinenNamen gemacht hatte. Doch die eigentlichenArbeitenbegannenerst am 19. Juni. Der Hermann musste sein Schwert „loslassen“, denn die Restaurierung war nur am Boden durchführbar. Mithilfe eines gigantischen, aus 26 Fahrzeugen bestehenden Kranaufbaus – bereitgestellt von der Howaldtswerke-Werft in Hamburg – wurde das Schwert vorsichtig aus der Faust der Statue gelöst. Eine technische Meisterleistung, die für die damalige Zeit als Sensation galt und zahlreiche Schaulustige anlockte. Weit hatte es das Schwert nicht, denn in Anlehnung an den Bau der Statuegut80Jahrezuvorbrachteman es in die immer noch existierende Bandelhütte.Dort,woeinstErnstvon Bandel seine letzten Lebensjahre verbrachte und an der Statue arbeitete, sollte nun restauriert werden. Um Licht in die schummerige Hütte zu bringen, mussten zuerst im Innern Lampen angebracht werden; ebenso im Denkmal, wie sich der dafür verantwortliche Arbeiter 2016 in einem LZ-Artikel erinnerte. WährenddermehrmonatigenRestaurierung stand der Hermann sichtbar entwaffnet über dem Teutoburger Wald. Die Lippische Landes-Zeitung schrieb am 22. Mai 1952 von einem „ungewohnten Anblick“ und berichtete über eine symbolisch aufgeladene Diskussion im Kuratorium der Hermannsdenkmal-Stiftung: Sollte das Schwert durch eine Friedenspalme ersetzt werden? Der Vorschlag wurde einstimmig abgelehnt. Man entschied sich, das beschädigte Original wiederherzustellen. Im August 1952 kehrte das restaurierte Schwert dann an seinen Platz zurück. Damit war nicht nur ein technisches, sondern auch ein symbolisches Signal gesetzt: Der Hermann war wieder vollständig. Im Frühjahr 1952 wird dem Hermann das „durchsiebte“ Schwert aus der Hand genommen – zwecks Reparaturen. Dafür rückte eine Spezialfirma aus Berlin an. Foto: Stadtarchiv Detmold/Bildarchiv Wir feiern Hermann! 18338901_800125 150 Jahre Hermann 23 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025
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