150 Jahre Hermann

Der Hermann als Touristenmagnet Wechselnder Marketing-Schwerpunkt: Wandern, Radfahren, Gesundheit, künftig Caravaning. Die Arbeit endet nimmermehr. Günter Weigel weiß: „Der Hermann hat eine absolute Sonderstellung.“ Martin Hostert Kreis Lippe. Mit Mutter, Vater, Bruder und Hund sonntags aus dem Sauerland zum Hermann, dann zu den Externsteinen hoch und noch zum Vogelpark unterwegs sein. Oder das nahezu gleiche Programm auf Klassenfahrt: Der 150-Jährige ist wie der Kölner Dom eines der Markenzeichen Nordrhein-Westfalens, auf eine Stufe mit dem prächtigen Kirchenbau zu stellen. Ein Touristenmagnet erster Güte, das man gesehen haben muss, das von Familien, Schulen, Vereinen angesteuert wird und zu allen Zeiten angesteuert wurde. Günter Weigel, Chef der Lippe Tourismus und Marketing GmbH (LTM), weiß, wovon er spricht – kennt er doch die Touristenszene wie kaum ein Zweiter, ist landesweit bestens vernetzt. „Der Hermann hat eine absolute Sonderstellung auf gleich vier Ebenen: im Land, in OWL, in Lippe und in Detmold.“ Deutschlandweit steht er auf einer Stufe mit der Walhalla, dem Schloss Neuschwanstein, dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. Die Lipper reden daher mit, wenn es um Tourismusstrategien, Innovationen und neue Konzepte geht, um Besucher ins Land und speziell nach OWL zu locken – Kloster Corvey, Paderborner Dom oder Sparrenburg hin oder her: „Wir sind in den Runden dabei. Wenn Gäste nach OWL kommen, dann wollen sie den Hermann sehen. Niemand fährt vorher nach Hause. Sie kommen extra wegen des Denkmals oder bauen es ins Besuchsprogramm ein. Alle. Dessen Faszination hat uns in diese Rolle gebracht.“ Keine schlechte Gesellschaft also, in der sich das Hermannsdenkmal wiederfindet – und entsprechend groß sind die Herausforderungen für den Landesverband Lippe als Besitzer des Denkmals, die Stadt, den Kreis, die LTM – „kurz: für alle Player hier“, sagt Weigel –, um diese Rolle auszubauen und auch für die nächsten 150 Jahre zu bewahren. Das zeigt sich auch in der (für den Besucher wahrscheinlich eher unwichtigen) Tatsache, dass immer ein Lipper im Vorstand des Dachverbands NRW-Tourismus vertreten ist. Besucher sind seit 1875 immer zum Hermann gekommen, früher in ganzen Sonderzügen. Das hat sich längst geändert, heute hat ohnehin so gut wie jeder ein Auto, und die Züge fahren eher auf Verdacht. Nicht geändert hat sich indes die Attraktivität des Ausflugsziels. Mit Ausnahme der Bauzeiten fürs Hermanneum und die Erlebniswelt drum herum steigen die Zahlen seit Jahren stetig. Was auf der Grotenburg entstanden ist, sei schon „top“, lobt Weigel: der Film, die Ausstellung, die innovative Erlebniswelt. Er hat sein LTM-Büro ja selbst vis-à-vis des Hermanneums im WALK, dem Kompetenzzentrum für Wanderer und Radler, und hat alles bestens im Blick. „Seitdem die Zuwegung fertig ist, rennen uns die Leute in der Tourist-Info wieder die Bude ein – und dem Hermanneum auch.“ Nun freut er sich darauf, dass auch der Parkplatz und das restliche Areal erneuert werden. Für das Jubiläum „2000 Jahre Varusschlacht“ 2009 hatte der Landesverband einen Masterplan vorgelegt, den die LTM – seit 2010 unter Weigels Führung, anfangs als Externer – weiter umsetzt und in der Marketing-Strategie fortführt. Es geht seitdem ans Eingemachte mit wechselnden Schwerpunkten: Wandern, Radfahren, Gesundheit, künftig Caravaning. Die Arbeit endet also nimmermehr, und nach dem Jubiläum ist vor dem Jubiläum. Wie sieht Günter Weigel in die Zukunft, auf das 175-Jährige des Hermanns im Jahr 2050? „Das Denkmal wird noch stehen, das dürfte sicher sein“, wagt er eine Prognose. Themen wie Barrierefreiheit, Nachhaltigkeit, weitere Digitalisierung werden erst einmal die kommenden Jahreprägen.„Unaufhaltsamsinddie Möglichkeiten der KI. Und zwar in einer rasenden Geschwindigkeit“, stellt Weigel klar. Für die Touristiker werden viele Aufgaben im Hintergrund wichtig. Kleines, einfaches Beispiel: Die KI wird Fragen von Touristen beantworten, Anrufe werden künftig seltener werden – mit entsprechenden neuen, anderen Arbeitsfeldern für die Mitarbeiter. Ein Beispiel, einen Quantensprung weiter: „Was ist denn, wenn die Leute das Denkmal virtuell besuchen können, ohne extra mit dem Sonderzug herkommen zu müssen? Wenn ihnen das reicht?“ Auch das sind große Herausforderungen für die Touristiker, die immer neue Ansätze werden suchen müssen. Das Hermannsdenkmal ersteigen, um das Lipperland von oben zu sehen – das machen 500.000 Menschen im Jahr. Foto: Landesverband Lippe Günter Weigel, Geschäftsführer Lippe Tourismus & Marketing. Foto: Nicole Ellerbrake Zahlen und Fakten ■Mehr als 500.000 Besucher kommen jährlich zum Hermann. Sie lassenimSchnitt19,88Eurodort oben. Jeder Dritte von ihnen kommt zum wiederholten Mal, die meisten von ihnen freitags, der Durchschnittsbesucher ist 43 Jahre alt. Jeder Dritte kommt aus OWL, 39 Prozent der Besucher aus anderen Bundesländern, 11,5 Prozent aus dem Ausland. Fast die Hälfte sind Familien, zwei Drittel kommen mit demAuto,12Prozentreisenper Bus an. ■Das Denkmal ist knapp vor den Externsteinen(jederZweiteverbindet die beiden Ziele) das beliebteste Ziel in Lippe, danach kommt das Freilichtmuseum in Detmold. Der Hermann erhält die Schulnote 1,9. 90 Prozent würden wiederkommen. Intensivpflege | Senioren-Wohngemeinschaften | Tagespflege | ambulante Pflege 18027101_800125 150 Jahre Hermann 28 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025

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