150 Jahre Hermann

Liebe Leserinnen, liebe Leser! Kein Denkmal in diesem Land hat eine derart wechselhafte Bedeutung für die Menschen wie das, das Ernst von Bandel vor 150 Jahren auf der Grotenburg bei Detmold errichtete. Anfangs beeindruckendes Symbol für die nationale Einheit, danach missbraucht für fatale Ideologien, die Europa ins Elend stürzten. Kurzzeitig fast vergessen, dann Touristenmagnet und unlängst im Trikot Maskottchen für die Arminia aus der Nachbarschaft. Ach Hermann, du machst Sachen. Keine Ahnung, wie es Ihnen geht, wenn Sie auf dem Weg zum Denkmal die letzte Kurve nehmen und am Ende eines sanften Anstiegs den grünen Riesen sehen. Mit seinen 27 Metern ohne Sockel verdammt hoch, nach eineinhalb Jahrhunderten voller Patina, den Blick gen Westen gerichtet. Auf der einen Seite spüre ich Respekt vor der Leistung, die die Erbauer um Ernst von Bandel erbracht haben. 37 Jahre lang machte der Architekt und Bildhauer die Errichtung dieser Statue zu seinem Lebenswerk. In einer Zeit, in der die Technik von heute noch nicht mal ein Traum war, kämpfte Bandel gegen zahllose Widerstände, um sein Ziel zu erreichen. Dann erwachen Erinnerungen. An Grundschulzeiten, in denen fast alle Kinder aus einem Umkreis von 150 Kilometern plappernd mit dem Bus in den Teuto fuhren. Externsteine, Adlerwarte, Hermannsdenkmal – lippischer Dreiklang kurz vor den Sommerferien. Wunderbar. Und dann kommt das Unbehagen. Es erscheinen Bilder aus dunklen Zeiten, in denen sich aufgeheizte Wirrköpfe im Schatten des Denkmals und im Fackelschein auf Allmachtsphantasien einschworen. Schwarz-weiß-rote Fahnen, überhitztes Geschrei, Hermann als missbrauchter Pate für nationale Großmannssucht. Lange her? Nun ja. Wenn die Jugend des lippischen AfD-Kreisverbands vor wenigen Wochen zum Ende des „Stolz-Monats“ mit Flaggen vorm Hermann strammsteht und das unverhohlen im Netz veröffentlicht, dann schaudert’s einen. Hermanns Geschichte und Geschichten sind seit 150 Jahren fester Bestandteil der lippischen Historie. Wen wundert’s also, dass die Redaktionskonferenz für diese Beilage derart ergiebig war, dass die Zettel für Ideen kaum ausreichten. Seine historische Bedeutung im Wandel der Zeit, die unzähligen persönlichen Erinnerungen der Lipper, außergewöhnliche Sammlerleidenschaften und vieles mehr: Die Kolleginnen und Kollegen haben sich mit Hingabe einem Thema gewidmet, das ihnen am Herzen liegt. Ein besonders erwähnenswertes Ergebnis ist der fünfteilige Podcast der LZ, in der die Geschichte des Denkmals hörbar wird. Packend erzählt und bereichert durch die Einschätzung vieler Experten. Kleiner ironischer Spoiler: In Kalkriese ist man sich immer noch sicher, dass Varus dort untergegangen ist ... Am 16. August feiert Hermann nun seinen 150. Geburtstag. Ein Grund zu feiern? Die, die aus der Geschichte lernen und das Denkmal nicht den Falschen überlassen, die dürfen das. In diesem Sinne: Der Hermann gehört zu uns, zu Lippe. In guten und in schlechten Zeiten. Er lebe hoch. Ihr Dirk Baldus Chefredakteur 150Jahre Hermann - viel Spaß beim Feiern Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Seit 1875 steht das Hermannsdenkmal stolz im Teutoburger Wald. Fast 100 Jahre früher wurde die erste Sparkasse in Deutschland gegründet. Seitdem sind wir da, wo Sie sind. Deshalb engagieren wir uns in der Region für die Region. Wir unterstützen soziale Projekte, Sportvereine und Veranstaltungen. In unseren Filialen sind wir persönlich für Sie da. Wir hören zu und verstehen Sie. Wir sind mehr als ein Finanzinstitut. Wir sind Ihre Sparkasse. Weil’s um mehr als Geld geht. 17535301_800125 150 Jahre Hermann 3 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025

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