150 Jahre Hermann

Mit dem Mikro auf Mythos-Spur Vom Sonnenaufgang am Denkmal bis ins digitale Studio: Für die Podcastreihe „Mythos Arminius“ ist LZ-Redakteurin Yvonne Glandien tief in die Geschichte rund um den Hermann eingetaucht. Yvonne Glandien Kreis Lippe. Ein Denkmal, das größer kaum sein könnte – und ein Mikrofon, das jedes Zögern mit aufnimmt. Beides begegnete mir bei der Produktion des LZ-Podcasts „Mythos Arminius“. Bevor ich die erste Folge aufnahm, bin ich in aller Frühe losgewandert: der Hermannslauf-Strecke folgend. Aber zunächst ging es dafür hinauf zum über Detmold thronenden Denkmal. Ich war tatsächlich bei Morgengrauen da oben. Nur Vogelgezwitscher – keine Menschen, keine Autos. Dieser Ort hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Als ich die 31,1-Kilometer-Strecke im April für einen LZ-Bericht in Angriff nahm, wusste ich noch nicht, wie tief ich mich mit dem Hermann auseinandersetzen würde. Doch schon bald stand ich wieder hier oben, dieses MalmiteinemanderenZielundeiner anderen Frage: Wie nähert man sich einem Monument, das nicht nur gewaltig in der Landschaft steht, sondern auch tief in der Geschichte verwurzelt ist? Die Idee zur Podcast-Serie entstand im Rahmen der redaktionellen Planungen zum Jubiläumsjahr. Uns war schnell klar, dass wir dieses Thema nicht nur in klassischen Artikeln abbilden wollen. Ein Podcast gibt uns die Möglichkeit, emotionaler und vielschichtiger zu erzählen. Wir wollten Geschichte nicht nur berichten, sondern erlebbar machen. Denn manche Geschichten lassen sich besser erzählen, wenn man sie hört. Wenn Stimmen Raum bekommen, wenn Stille wirken darf, wenn ein Denkmal plötzlich nicht nur im Wald steht, sondern im Ohr zum Leben erwacht. Ein Denkmal, viele Deutungen Die größte Herausforderung ist es gewesen, einen Zugang zu finden, der beide Seiten mitnimmt: Es gibt Menschen, die sehr stolz auf den Hermann sind, für die er Heimat bedeutet, und andere, die sich kritisch mit der Symbolik auseinandersetzen. Ich wollte beidem gerecht werden. Auch technisch war der Podcast für uns Neuland. Zwar hatte ich in jungen Jahren schon Radioerfahrung gesammelt und zumindest keine Angst vorm Mikro, doch die Produktion eines Podcasts verlangt noch einmal anderes Handwerkszeug. Man muss sich beim Interviewführen auf viele Dinge gleichzeitig konzentrieren: Das Gespräch lenken, spontan reagieren, Rückfragen merken – und gleichzeitig darf man nicht ständig „hmhm“ oder „genau“ murmeln. Das hört man hinterher alles auf der Aufnahme. Und auch für die Interview-PartnerwareinsolchesFormatzumgrößten Teil neues Terrain. Für die insgesamtfünfFolgenhabenmeinTeam und ich mit Historikern, Künstlern, Sammlern und vielen weiteren Lippern gesprochen. Mehr als 15 Stunden an Aufnahmen sind dabei zusammengekommen. Die galt es zu sichten, zu schneiden, in einen Kontext zu gießen – und eine strukturierte Geschichte damit zu erzählen. Unerwartete Funde imArchiv Besonders spannend wurde es, als ich bei der Recherche für Folge 3 unserer Serie tief in die Zeit des Nationalsozialismus eintauchte. In den Archiven stieß ich auf amerikanische Einsatztagebücher, die die Befreiung Lippes 1945 dokumentieren – und explizit das Hermannsdenkmal erwähnen. Noch überraschender war ein Fund in der damaligen „Lippischen Staatszeitung“, dem Presseorgan der NSDAP. Darin stand, dass Heinrich Sauer, der damalige GaststättenpächteramDenkmal,amHermanneinsogenanntes Führerzimmer eingerichtet hatte. Davon hatte ich bislang noch nie gehört und auch noch nicht woanders etwas darüber gelesen. Mir zitterten richtig die Hände, als ich diese Informationen entdeckt habe. „Mythos Arminius“: Eine Reise in Geschichte und Gegenwart Mit der fünfteiligen Serie „Mythos Arminius“ geht die LZ dem Hermann aus verschiedenen Perspektiven auf den Grund: Es geht um den Bau und den Erbauer, um nationalen Missbrauch, um Popkultur und die Rolle des Denkmals heute. Viele der Interviewpartner standen zum ersten Mal für ein Podcast-Mikrofon Rede und Antwort. Das hat die Gespräche manchmal etwas langsamer, aber dafür umso persönlichergemacht.Wirhabenuns zusammen herangetastet, wie man ein solches Format gestaltet. Viele Geschichten hätte ich in einem normalen Artikel nie so erzählen können. Dafür ist der Podcast einfach das richtige Format. Für viele Hörerinnen und Hörer mag das Podcast-Format noch neuartig sein. Im Kern ist es jedoch ganz einfach: Eine Serie zum Anhören – wie ein moderner Radiobeitrag, jederzeit verfügbar und zum Hören statt zum Sehen. Ob beim Kochen, im Auto oder auf dem Weg zur Arbeit: Jede Folge dauert rund 30 Minuten, ist kostenfrei zugänglich und bringt das Hermannsdenkmal dahin, wo man es vielleicht noch nie erlebt hat – ins Ohr, in den Kopf, ins Gespräch. Die ersten vier Folgen der Serie „Mythos Arminius“ gibt es bereits im Internet auf www.lz.de/podcast und überall da, wo es Podcasts gibt, zu hören. Die letzte Folge der Reihe erscheint am Donnerstag, 14. August. Ins warme Morgenlicht getaucht, bereitet sich LZ-Redakteurin Yvonne Glandien innerlich auf die bevorstehende Herausforderung vor. Nachdem sie die Hermannslauf-Strecke gewandert ist, hat sie sich ausführlich mit der Geschichte hinter dem Denkmal beschäftigt. Foto: Yvonne Glandien Dieser QR-Code führt direkt zum Podcast. Foto: LZ Reese Küchen u. Möbelhandel Inh. Gustav Reese www.moebelhaus-reese.de REESE Einrichtungsstudio www.moebelhaus-reese.de 17272501_800125 18912301_800125 150 Jahre Hermann 32 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025

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