150 Jahre Hermann

Der Gigant mit vielen Geheimnissen Ein Fall durchs Nasenloch, ein Sockel mit antiker Botschaft, nationale Mythen – und keine Spur von Germanen. Ein Blick hinter die Fassade eines Monuments, um das sich viele Geschichten ranken. Seda Hagemann Detmold. Wer das Hermannsdenkmal an der Grotenburg besucht, sieht es zwar zunächst von hinten. Dennoch kann sich kaum jemand seiner Wirkung entziehen. Hoch aufragend, das Schwert erhoben, der Blick entschlossen in die Ferne gerichtet. Für viele ist der Hermann ein Sinnbild des Germanen schlechthin – ein Bild, das sich tief in unser aller kollektives Gedächtnis eingebrannt hat. Wären Sie sehr überrascht, dass an dem Denkmal auf der Grotenburg nichts wirklich „germanisch“ ist? Ein Gigant mit vielen Geheimnissen eben. Die Figur des Hermann besteht aus über 200 genieteten Kupferplatten, angebracht auf einer Eisenrohrkonstruktion. Dieses Grundgerüst wurde in Hannover gefertigt, mit Rohstoffen aus dem Harz. Der Sockel hingegen dürfte mit Steinen aus dem Steinbruch auf der Grotenburg gebaut worden sein. Da ist sich Dr. Michael Zelle, Leiter des Landesmuseums, sehr sicher. Wer heute das Innere der Figur betritt, wird von einem steilen, dunklen Klettergang empfangen. „Theoretisch kann man bis in den Kopf hinaufsteigen und aus den Nasenlöchern rausgucken“, sagt Michael Zelle: „Aber es ist eng, schmutzig und nichts für Besucher.“ Die berühmteste Frage auf jeder Führung: „Stimmt es, dass einst ein KinddurchHermannsNasenlochgefallen sein soll?“ Dr. Michael Zelle muss lachen: „Nein. Ich war selbst per Hubwagen oben. Mit der Hand kann man die Nasenspitze von außen bedecken. Die Nasenlöcher sind viel zu klein. Durchfallen? Unmöglich.“ Vermutlich sei das eine von vielen Legenden, die Eltern ihren Kindern erzählen, damit diese am Denkmal und auf der Plattform bloß an der Hand der Erwachsenen bleiben und besonders vorsichtig sind, vermutet der Experte. UnddieLegendevomCaféimKopf des Hermanns hört Zelle ebenfalls oft. „Vermutlich hat das mit dem Freizeitverhalten der Menschen zu tun. Am Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica gibt es Gastronomie, auf Fernsehtürmen finden sich Cafés, da denken eben viele Besucher auch, dass man im Kopf des Hermanns einen Kaffee to go bekommen kann.“ Gerüchte um Geheimgänge, die von der mittlerweile abgebrannten Bandelhütte zum Denkmal führen sollen, halten sich ebenfalls hartnäckig im Volksmund. Nach dem Brand der Hütte im Dezember 2021 brachten Experten des Landesmuseums mit archäologischen Grabungen Licht ins Dunkel. Gefunden wurden lediglich ein Trockenfundament und ein alter Betonsockel. Ein Tunnel für Ernst von Bandel zum Denkmal? Fehlanzeige! DerBauherr,ErnstvonBandel,ließ sich für das Denkmal von antiken Tempeln und römischen Gräbern inspirieren. Der Sockel ähnelt im Grundriss dem Grabmal des Ostgotenkönigs Theoderich in Ravenna, sagt Zelle. Überhaupt habe der Sockel hohen Symbolcharakter: „Er greift einen antiken Rundtempeltyp auf. Damit wird die Figur des Hermann auf eine sakrale Ebene gehoben“, interpretiert Dr. Michael Zelle. Geheimgänge oder Räume sucht man in dem Denkmal vergebens. „Nein. Es gibt weder einen BandelRaum im Hermann, noch irgendwelche Geheimgänge oder versteckte Bereiche“, sagt Zelle. Die MiniWohnung von Gustave Eiffel im Eiffelturm ist solch ein Beispiel. Auch Spionagetunnel, wie man sie in der Petersberg-Zitadelle in Erfurt und im Völkerschlachtdenkmal in Leipzig findet, gibt es hier nicht. Die Figur selbst vereint gotische, mittelalterliche und antike Stilelemente – mit klarer Botschaft: nationale Größe durch historische Tiefe. „Der Helm ist griechisch, das Schwert erinnert an bronzezeitliche Formen. Es ist eine stilistische Collage – ein Baukasten des 19. Jahrhunderts“, skizziert Zelle. Wer denkt, dass die Figur das Abbild eines Germanen ist, der irrt gewaltig. „Es gibt keinerlei Aufzeichnungen von den Germanen oder Cheruskern selbst. In römischen Quellen sind die Barbaren oft typisiert dargestellt worden“, erklärt Zelle. Die Männer tragen allesamt lange Hosen, lange Haare und Bärte, wurden oft in devoter Haltung dargestellt. Dasselbe gilt übrigens auch für die Darstellung der Thusnelda. Die römische Statue einer Germanin in der Loggia dei Lanzi in Florenz zeigt viele Stereotype. DERMANN MIT DEM KUPFERPANZER GEHEIME TUNNEL? NATIONALE IKONE MIT ANTIKEM KLEID Alles im Blick: Das gilt nicht nur für den Hermann selbst, sondern auch für die vielen Besucher, die sich auf die Aussichtsplattform trauen. Foto: Nicole Ellerbrake Ein halbes Jahrhundert Erfahrung – 50 Jahre Augustinum Detmold Das Augustinum Detmold verkörpert eine besondere Art des Lebens im Alter: Selbstbestimmt mit größtmöglicher persönlicher Freiheit und dabei abgesichert durch umfangreiche Serviceleistungen. Dieses Betreute Wohnen Plus ermöglicht Unabhängigkeit bis ins hohe Alter. Die aktuellen Termine unserer regelmäßigen Hausführungen finden Sie unter www.augustinum.de/detmold Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Augustinum Detmold Römerweg 9 · 32760 Detmold-Hiddesen Tel. 05231 984-902 www.augustinum.de Sommerfest 23. August ab 15 Uhr Wir freuen uns auf Sie! FeiernSie mituns: 18350801_800125 150 Jahre Hermann 8 SAMSTAG/SONNTAG 9./10. AUGUST 2025

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