MAGAZIN Verlagsbeilage · Freitag, 15. September 2023 Abschied nehmen Das Magazin rund um Vorsorge, Bestattung und Trauer
Liebe Leserinnen, liebe Leser! Es gibt wahrlich freudigere Themen als den Tod und Trauer. Warum nun ein ganzes Magazin diesem Komplex widmen? Vor allem, weil Tod, Sterben und Trauern zum Leben dazugehören. Jeder von uns wird eines Tages damit konfrontiert, ob urplötzlich oder wissentlich, und an jedem von uns ist es, eines Tages diese Welt wieder zu verlassen. Ebenso wie das Leben lässt sich auch der Tod aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Da wäre zum einen der psychologische Ansatz, den wir in dieser Beilage zunächst thematisieren: Was passiert in unserem Innersten, wenn wir umgeliebteMenschentrauern?Wasmacht das mit uns im Innern? In diesem Zusammenhang schließt sich eine weitere Geschichte an, nämlich die Frage danach, warum der Tod in unserer Gesellschaft eher als Tabuthema gilt und warum man sich trotzdem damit frühzeitig auseinandersetzen sollte. Dies ist nicht nur aus emotionaler Sicht wichtig, auch kommen bei einem Todesfall schnell auch ganz weltliche Fragen auf. Daher ist es aus anwaltlicher Sicht ratsam, sich früh mit dem eigenen Erbe auseinanderzusetzen, da unklare Vermögensverhältnisse im Trauerfall die Hinterbliebenen zusätzlich belasten können. Tagtäglich haben die Mitarbeiter im Stationären Hospiz mit dem Tod und Sterbenden zu tun. Dieser zugleich schweren wie wichtigen und verantwortungsvollen Aufgabe haben wir einen weiteren Beitrag gewidmet und blicken ein wenig hinter die Kulissen. Schon immer war es das Bedürfnis vieler Menschen, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Dies geschieht auf verschiedene Art und Weise, unter anderem mit Kleidung. Früher war dies noch weitaus ausgeprägter, wie eine Geschichte zeigt, die wir mit dem Lippischen Landesmuseum gemacht haben. Dies sind nur einige Themen dieser erstmalig erscheinenden Beilage, die aufzeigen soll, aus welchen Perspektiven sich Verlust und Trauer betrachten lassen. Wir hoffen, hiermit auch Ihr Interesse zu wecken und gewissermaßen auch Beistand zu leisten. Ihr Team von „Abschied nehmen“ PR-Anzeige „Die Würde des Verstorbenen hat absolute Priorität“ Das Bestattungshaus Wattenberg legt großen Wert auf einen respekt- und würdevollen Umgang über den Tod hinaus. Das Team leistet Trauernden und Hinterbliebenen bei allem Hilfestellung, um besondere Momente des Abschieds zu schaffen. Menschen in schweren Stundenzubegleiten,erfordert einerseits persönliche Distanz, andererseits Authentizität und Empathie. Auf einen respekt- und würdevollen Umgang mit den Verstorbenen legen die Mitarbeiter des Bestattungshauses Wattenberg daher besonders großen Wert. „Den Trauernden in dieser schwierigen Zeit die bürokratische Last von den Schultern nehmen zu können, gibt nicht nur uns ein gutes Gefühl, sondern auch den Hinterbliebenen, weil sie sich gut aufgehoben fühlen“, betont Inhaber Jörg Vogel, der den 1982 eröffneten Stammsitz in Vlotho im Jahr 2016 übernahm. Im April 2021 eröffnete das Bestattungshaus Wattenberg eine Filiale an der Salzufler Straße in Bad SalzuflenWüsten. Ortsunabhängig lebt das Unternehmen seit jeher seine Philosophie: Die Würde jedes Einzelnen besteht über den Tod hinaus – unabhängig von Herkunft, Religion und sozialem Stand. „Die Menschen sind sehr unterschiedlich. Auch der Glaube spielt im Bestattungswesen eine große Rolle. Das macht unseren Job so vielfältig und interessant“, betont Mitarbeiter Tommy Reimann. Wichtig und selbstverständlich ist dem achtköpfigen Team, den Trauernden in der schweren und emotional besonderenZeithilfreichundunterstützendzurSeitezustehenundihnenden Abschied und die Erfüllung des letzten Willens der Verstorbenen so angenehm und individuell wie möglich zu gestalten. Das Bestattungshaus Wattenberg übernimmt dabei alle organisatorischen Aufgaben rund um das Abschiednehmen und die Bestattung, gestaltet und druckt Trauerbriefe und Danksagungen sowie Banner für die Trauerfeier ganz nach individuellen Wünschen. Ein immer wichtigerer Aspekt, um den man sich ebenfalls kümmert, ist die Abmeldung des digitalen Nachlasses. Jörg Vogel warnt: „Viele wissen nicht, dass im Internet geschlossene Verträge und Verbindlichkeiten über den Tod hinaus bestehen bleiben. Das kann für Angehörige mit erheblichen Kosten verbunden sein.“ Ohnehin gibt es die Möglichkeit, sich im Vorfeld bei einem Beratungsgesprächzuinformieren.AucheinBestattungsvorsorgevertrag werde immer wichtiger: „Der erste Schritt zur Vorsorge ist, mit der Familie frühzeitig darüber zu reden“, rät Jörg Vogel. Begleiten durch schwere Zeiten: Das Team vom Bestattungshaus Wattenberg, hier stellvertretend Mitarbeiter Tommy Reimann (links) und Inhaber Jörg Vogel, bietet inzwischen auch in Bad Salzuflen-Wüsten eine Anlaufstelle. FOTO: NIKLAS BÖHMER Abschied nehmen 2 FREITAG 15. SEPTEMBER 2023
„Trauer will sich mitteilen“ Den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten, kann hart sein und mitunter lange dauern. Es handelt sich dabei um einen psychischen wie körperlichen Prozess – wichtig ist, ihn zuzulassen. Detmold. Verliert man einen geliebten Menschen, so ist die natürliche Reaktion darauf die Trauer. Doch was ist das eigentlich für eine Emotion? Und was geschieht währenddessenim Körper?Und ab wann wird sie zu einer Last für den Betroffenen? Antworten auf solche Fragen weiß Dr. Ahmad Bransi. Der Detmolder Psychiater und Psychotherapeut begleitet in seiner Praxis viele Patienten, die in irgendeiner FormeinenVerlustverarbeitenmüssen. Der 56-jährige Psychologe betont: „Im ersten Momentreagiertder Körper, wenn er mit einem Verlust konfrontiert wird, ähnlich wie in anderen Stresssituationen.“ Was er damit meint, und was es noch mit Trauer und ihren unterschiedlichen Ausformungen auf sich hat, erläutert Dr. Ahmad Bransi im Interview. Herr Dr. Bransi, trauern alle Menschen gleich oder ist das eine Frage der Sozialisation? DR. AHMAD BRANSI: Trauer ist ein Prozess und der verläuft bei jedem anders. Natürlich spielt hierbei auch der Aspekt der Sozialisation eine Rolle. So ist Trauer bei uns in Europa etwas Ernstes, unbeschwertes Verhalten ruft eher Irritationen hervor. In Afrika beispielsweise ist es genau andersherum: da gibt es Kulturen, in denen Witze erzählt werden. Aber davon abgesehen, ist Trauer etwas Individuelles. Gibt es dennoch Gemeinsamkeiten? DR. BRANSI: Ja. Früher dachte man in der Forschung, dass Trauer in bestimmten, hintereinander gestaffelten Phasen verläuft. Neuesten Erkenntnissen zufolge hat sich herausgestellt, dass sich Trauernde eher zwischen zwei Polen bewegen: Der eine ist der Schmerz, von dem sie automatisch zum anderen wollen, der Erholung. In der Phase der Verarbeitung schwankt der Betroffene zwischen diesen Polen. Für das Ausmaß der Trauer spielen aber noch mehr Faktoren eine Rolle: Kam der Tod eines Familienmitglieds plötzlich, beispielsweise durch einen schweren Verkehrsunfall, ist das – meistens – noch etwas anderes, als wenn der Großvater nach langer Krankheit mit 100 Jahren stirbt. Sie sprachen von den beiden Polen. Lässt sich die Trauer zwischen Schmerz und Erholung in verschiedene Phasen einteilen? DR. BRANSI: Die erste Phase ist immer das Nicht-Wahrhaben-Wollen. Hier dominieren starke Erinnerungen an den Verstorbenen. Nach einigen Tagen entsteht ein emotionales Chaos, ich nenne das einen „Hurrikan der Gefühle.“ Der kann mehrere Wochen oder Monate dauern. In dieser Phase sagen viele Menschen, dass sie mit den Toten kommunizieren können. Wie ist das zu verstehen? DR. BRANSI: Sie besuchen zum Beispiel Orte, an denen der Verstorbene oft war, dadurch fühlen sie sich ihm verbunden. Verantwortlich dafür sind die „Antennen“ in unserem Kopf, die uns beispielsweise helfen, auf einen Lebenspartner einzugehen. Diese bleiben nach dem Tod noch eine Zeit aktiviert. Das ist ganz natürlich. Warum ist es für die Psyche wichtig zu trauern? DR. BRANSI: Um das zu erklären, lohnt es sich, das Ganze in Zeitphasen einzuteilen. Diese Zeitphasen steuern auf das eine Ziel hin: Verarbeitung. Nimmt man wieder die Pole zur Hand, wäre das der Pol der Erholung. Wenn Menschen trauern, ist das erstmal eine Reaktion auf einen Verlust. Man ist zunächst schockiert, befindet sich in der Schockphase. Dann kommt plötzlich die Erkenntnis, dass der Verlust endgültig ist. Damit beginnt die Trauerphase. Hier können Schuldgefühle auftreten, die auch dazu führen können, dass man sich selbst verurteilt, beispielsweise zu wenig gemacht zu haben, um den Verstorbenen zu retten. Später soll es dazu kommen, dass diese Wunden im Herzen heilen. Also ganz nach den Worten: Die Zeit heilt alle Wunden? DR. BRANSI: Das ist manchmal gar nicht so einfach. Ich begleite viele Menschen, die trauern und fragen, warum es heißt, dass die Zeit alle Wunden heile. Die wollen das nicht glauben, aber genau das ist wichtig: nämlich zurück zur Normalität zu kommen.WichtigistesinjedemFall, die Gefühle zuzulassen. Man sollte dabei immer bedenken: Trauer will sich mitteilen, der Körper zeigt das zum Beispiel durchs Weinen. Damit bittet er um emotionalen Beistand, den man annehmen sollte. Ist denn Trauern nur eine rein psychische Reaktion oder gibt es es temporär oder auch dauerhaft körperliche Auswirkungen? DR. BRANSI: Jeder Verlust ist wie eine vitale Bedrohung. In der Schockphase löst der Körper eine enorme Stressreaktion aus. Verantwortlich hierfür ist eine Art „Alarmzentrale“ im Kopf, die Amygdala. Es werden Unmengen an Hormonen, wie Cortisol, Noradrenalin und Opioide ausgeschüttet. Dies würde auch in anderen Stressreaktionen passieren und soll uns immer drei gleiche Optionen ermöglichen: Kampf, Flucht oder sich tot stellen. Das hört sich eher nach einer Gefahrensituation an... DR. BRANSI: Genau. Denn im Fall der Trauer versagt dieser instinktive Mechanismus. Es kommt zu einer Überforderung des Systems. Dies Gefangen in der Trauer: Dass es eine gewisse Zeit dauern kann den Verlust zu verarbeiten ist nur natürlich. Ist man jedoch in dieser Phase gefangen, droht eine Depression. FOTO: ADOBE STOCK FOTO Abschied nehmen 3 FREITAG 15. SEPTEMBER 2023
kann zu Schwindel und seltsamen Verhalten führen, bei einigen auch zu Ohnmacht. Setzt dann die eigentliche Trauer ein, werden weitere Areale im Gehirn aktiviert, die ermöglichen die Trauer wahrzunehmen.DasparasympathischeNervensystem wird aktiviert, dadurch schwächt sich die Alarmstimmung etwas ab. Das kann etwas dauern. Wie sieht das bei Kindern aus? DR. BRANSI: Das hängt vom Alter und somit der Reife des Kindes ab. Kinder fangen erst im Alter von etwa neun oder zehn Jahren an zu verstehen,wasTodbedeutet.Damiteinher geht auch ein Begreifen der eigenen Endlichkeit und es kann enorme Angst entstehen. Kleinere Kinder merken beim Tod eines Familienmitglieds, dass die Eltern traurig sind und reagierenganz unterschiedlich darauf: Manche lachen, manche werden ganz lieb, dass Mama und Papa nicht mehr weinen, andere werden wiederum aggressiv, weil sie mit der Situation überfordert sind. Kinder brauchen deswegen in Trauerfällen besondere Hilfe, man muss ihnen das liebevoll erklären und dem Ganzen einen Namen geben. Zurück zu den Erwachsenen: Ab wann nimmt Trauern negative Züge an? DR.BRANSI:Wie gesagt, ist die Verarbeitung ein individueller Prozess. Daher ist eine Definition immer noch umstritten. Wissenschaftlich versuchtmandaseinzugrenzen,man spricht da von sechs bis sieben Monaten. Dauert es länger, spricht man aus medizinischerSichtvoneinerpathologischen Auffälligkeit. Der Fall liegt vor, wenn der Schmerz, die „emotionalenHurrikans“nichtweggehen. Genauer betrachtet, ist pathologische Trauer eine verlängerte Depression. Gefährdet sind hier Menschen, die ohnehin eine Neigung zu Depressionen haben, die einsam leben, und denen somit die soziale Unterstützung fehlt oder in einer besonderen Abhängigkeit zu dem Verstorbenen standen, so im Falle einer symbiotischen Beziehung. Ausschlaggebend ist auch hier wieder die Art des Verlustes. Wie kann man diesen Betroffenen helfen? DR. BRANSI: Die Leute müssen sich trauen zu trauern. Das hilft bei der Verarbeitung, man sollte sich auch hier sozialen Beistand suchen, wie in Selbsthilfegruppen oder TrauerCafés. Liegt eine pathologische Trauer vor, also ein zwanghafte Sehnsucht nach dem Verstorbenen, muss diese therapeutisch behandelt werden. Das Interview führte Benjamin Marquardt. Persönlich Dr. Ahmad Bransi arbeitet seit gut 30 Jahren als Psychiater. Der 56Jährige ist außerdem unter anderem noch Psychotherapeut, Psychoonkologe und GerontoPsychiater. Neben seiner Praxis in der Paulinenstraße ist er Chefarzt der Psychoonkologie Abteilung am Klinikum Lemgo. Hindenburgstraße 34 • In den Hülsen 40 • Detmold Stemberg 56 • Horn-Bad Meinberg Familienunternehmer aus tradition. Tel. 05232-42 48 Lage-Ohrsen Tel. 05202-88 11 87 LeOpOLdshöhe-asemissen Tel. 05208-91 31 52 LeOpOLdshöhe Strate www.bestattungen-strate.de Filiale Bad Salzuflen Wüsten Salzufler Straße 8 | 32108 Bad Salzuflen Tel. 05222 366 3132 Stammsitz Vlotho Salzuflener Straße 116 | 32602 Vlotho Tel. 05733 3543 www.besta�ungshaus wa�enberg.de info@besta�ungshaus wa�enberg.de LÜTTMANN iekmeier BESTATTUNGEN Tel. 05261 – 42 78 www.luettmann-bestattungen.de Pöstenweg 42 • Lemgo ES IST EIN GUTES GEFÜHL, VERTRAUEN ZUKÖNNEN. Zuverlässigkeit ist für uns eine Selbstverständlichkeit. 13775502_800123 13964102_800123 14028402_800123 14076401_800123 20020201_800123 Abschied nehmen 4 FREITAG 15. SEPTEMBER 2023
Leben begleiten – bis zuletzt Der Ambulante Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst Lippe ist vor allem für die Begleitung von Sterbenden bekannt. Der Verein leistet aber noch viel mehr zu den Themen Sterben, Tod und Trauer. Abschiede gehören zum Leben dazu. Wenn ein Mensch stirbt, ist der Abschied besonders schmerzhaft – für denjenigen, der sich vom Leben verabschieden muss, aber auch für alle, die einen liebgewonnenen Menschen verlieren. Sterbende Menschen, ihre Familien und Freunde durch diese schwere Zeit zu begleiten – „das ist unsere Kernaufgabe, dafür sind wird angetreten“, sagt Manuela Vicky Sieker, geschäftsführende Koordination des Ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienstes Lippe e.V. (AHPB). Mittlerweile ist das Angebot des Vereins deutlich umfangreicher, „es fängt lange vor dem Tod an und hört damit auch nicht auf“. Würdevolles Leben bis zuletzt Seit mittlerweile 28 Jahren berät und begleitet der Ambulante Hospizdienst schwerstkranke Menschen sowie deren Zugehörige in der letzten Lebensphase und darüber hinaus. Vorrangiges Ziel ist es, Sterbenden ein würdevolles Leben bis zuletzt zu ermöglichen, in vertrauter Umgebung (zu Hause, im Pflegeheim, aber auch im Krankenhaus oder auf der Palliativstation), so selbstbestimmt wie möglich, aber medizinisch, pflegerisch und psychosozial gut versorgt. Dafür arbeitet der Verein eng mit Partnern des Palliativnetzes zusammen. Ohne Ehrenamt geht es nicht Schwerstkranke brauchen ein Netz, das sie auffängt. Rund 170 Ehrenamtliche engagieren sich in der Sterbebegleitung, der Kinder- und Jugendhospizarbeit, der Trauerbegleitung, bei Info- und Fortbildungsveranstaltungen oder der Ethikberatung, informieren zur Patientenverfügung oder helfen im Büro. Menschen am Lebensende zu begleiten, heißt, für sie da zu sein. Mit ihnen darüber zu sprechen, was sie bewegt. Oder auch gemeinsam zu schweigen. Alle Unterstützungsangebote richten sich dabei nach den Bedürfnissen und Wünschen des Betroffenen. „Zum Glück können wir immer wieder Freiwillige dafür gewinnen. Ohne ihr Engagement und ihren Einsatz wäre unsere Arbeit nicht zu leisten“, betont Manuela Vicky Sieker. Die Ehrenamtlichen werden sorgsam auf ihre Aufgabe vorbereitet und durch die hauptamtlichen Koordinatorinnen unterstützt. „In unserem Verein herrscht ein besonderes Miteinander“, berichtet die Vereinsvorsitzende Doris Eversmeier. „Es ist eine lohnende, bereichernde Arbeit, man bekommt viel zurück.“ Kinder- und Jugendhospizarbeit Der Ambulante Hospizdienst begleitet auch lebensverkürzt erkrankte Kinder und Jugendliche und ihre Angehörigen – und zwar bereits ab der Diagnose, oft über Jahre. Dabei geht es vor allem darum, Entlastungs- und Unterstützungsangebote für die Familien zu schaffen. Neben dem erkrankten Kind werden auch Geschwister und Eltern unterstützt. Trauerbegleitung Der Ambulante Hospizdienst begleitet auch Lipper, die den Verlust eines liebgewordenen Menschen erleben. Die Angebote für alle Altersgruppen, auch für Kinder und Jugendliche, reichen von Trauergesprächen, -gruppen, -cafés und -wanderungen bis hin zu Trauerreisen. Patientenverfügung Wie möchte ich am Ende meines Lebens versorgt werden? Wenn ich selbst keine Entscheidung mehr treffen kann – wer soll dies in meinem Sinne tun? Bei diesen Fragen informiertderAmbulanteHospizdienstzu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. An jedem Standort können dazu Termine vereinbart werden. Mobile Ethikberatung Wie ist der Wille eines Hilfebedürftigen zu beachten, wenn es keine Patientenverfügung gibt? Soll und darf auf künstliche Ernährung verzichtet werden? Welche Behandlung ist noch angemessen und sinnvoll? Solche ethischen Dilemmata sind ein Fall für die Mobile Ethikberatung Lippe (MELIP) unter dem Dach des Ambulanten Hospizdienstes. Mit ihren ethischen Fallbesprechungen und Empfehlungen bietet sie Angehörigen eine Entscheidungshilfe. Sterben, Tod und Trauer „(be)sprechbar“ machen „Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, die Bevölkerung mitzunehmen und zu sensibilisieren für die Themen Sterben, Tod und Trauer“, erklärt Sieker. Daher biete der Ambulante Hospizdienst eine große Reihe öffentlicher Veranstaltungen und Vorträge, Fortbildungen und Seminare an. Die Standorte in Detmold, Lemgo, Bad Salzuflen und Lage sind zentral gelegen und einladend gestaltet. Zudem gibt es im Extertal nocheineRegionalgruppe,sodassder Verein lippeweit vertreten ist. „Wir wollen es leicht machen, mit uns ins Gespräch zu kommen.“ Gemeinnütziger Verein Der Ambulante Hospizdienst ist ein gemeinnütziger, eingetragener Verein mit rund 1000 Mitgliedern. Die Angebote sind kostenfrei. Sterbebegleitungen werden durch die Krankenkassen gefördert, alle anderen Angebote tragen sich vor allem durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. (cp) ´ Detmold, Leopoldstraße 16 (0 52 31) 96 28 00 ´ Lemgo, Haferstraße 25 (0 52 61) 77 73 83 ´ Bad Salzuflen, Lange Straße 9 (0 52 22) 63 93 10 ´ Lage, Lange Straße 72 (0 52 22) 363 93 10 info@hospiz-lippe.de www.hospiz-lippe.de Zwei der vielen Gesichter des Ambulanten Hospiz- und Palliativ-BeratungsdienstesLippe: Manuela Vicky Sieker, geschäftsführende Koordination (links), und Vereinsvorsitzende Doris Eversmeier. FOTO: CHRISTINA PFROMMER PR-Anzeige
Zuhörer und Wünscheerfüller Die Gäste im stationären Hospiz in Detmold haben den Tod vor Augen. Wer hier arbeitet, tut das ganz bewusst: um sterbenden Menschen ein würdiges Leben bis zum Ende zu bereiten. CHRISTINA PFROMMER Detmold. Wenn Annalena Krause und Antje Schmidt einen neuen Gast aufnehmen, wissen sie eines ganz bestimmt: Dieser Mensch wird nie wieder gesund, wird nie wieder in sein Zuhause, sein altes Leben zurückkehren. Sein Aufenthalt endet mit dem Tod. Ins stationäre Hospiz kommen die Menschen zum Sterben. Wie aber steht es um diejenigen, die hier arbeiten und die Todkranken auf ihrem letzten Weg begleiten? Was treibt sie an? Und wie hält man es aus, Tag für Tag für Sterbende da zu sein? Hausleiterin Annalena Krause lächelt zur Begrüßung. Seit 12 Jahren schon arbeitet die gelernte Pflegefachkraft im Detmolder Hospiz, 2018 hat sie die Leitung übernommen. „Das Thema Tod und Sterben war schon in meiner Ausbildung präsent. Damals habe ich hier ein freiwilliges Praktikum und beim Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst einen Kurs für Ehrenamtliche absolviert“, erzählt die 35Jährige. So sei früh der Wunsch entstanden, im Hospiz zu arbeiten. „Es war auf jeden Fall eine sehr bewusste Entscheidung.“ Bevor Krause ihrer Berufung folgen konnte, sammelte sie zunächst zwei Jahre lang in einer Klinik die notwendige pflegerische Erfahrung. „Die Arbeit auf der chirurgischen Station war das komplette Gegenteil zu unserem Alltag hier“, berichtet die Hausleiterin. Dort werde bis zum Ende behandelt, alle medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft. Im Hospiz gehe es aber eben nicht darum, das Leben der Gäste möglichst lange auszudehnen – sondern ihnen vor allem schöne letzte Tage zu ermöglichen: „Wir wollen Leiden lindern, aber dabei nicht nur den Körper, sondern auch Geist und Seele betrachten. Unser Motto ist: Den Tagen mehr Leben geben“, erklärt sie. Das spiegelt sich auch in der Gestaltung wider: Große Fenster lassen den Blick in den reich bepflanzten Garten zu. Auf dem Tisch stehen ein paar Blümchen, neben dem Bauernschrank eine Kerze, in der Ecke eine Engelsfigur, auf der Küchentheke wartet ein Tablett mit Muffins. Nicht wie zu Hause, aber deutlich gemütlicher als ein Krankenhaus – so sieht es in diesem Haus aus, in dem der Tod irgendwie allgegenwärtig ist. Sieben Zimmer hat das stationäre Hospiz in Detmold. Die Gäste bleiben nicht lang, Tage, Wochen, manche ein paar Monate. Dies ist Voraussetzung für ihre Aufnahme: Nach ärztlicher Einschätzung und menschlichem Ermessen haben die Gäste nur noch eine kurze Lebenserwartung. Die Möglichkeiten einer heilenden medizinischen Therapie sind ausgeschöpft, ein Aufenthalt im Krankenhaus nicht mehr sinnvoll. ZwargehörenauchimHospizPflege, Wunderversorgung, Medikation und Arztvisiten dazu – einen durchgetakteten Alltag wie in der Klinik gibt es aber nicht. Stattdessen können und wollen die Mitarbeitenden individuell auf die Bedürfnisse der Gäste eingehen. Frühstück um 7, Mittag um halb 12, Abendessen um 17 Uhr? Nur, wenn das gewünscht ist. „Langschläfer dürfen auch bis elf im Bett bleiben, wenn sie möchten“, gibt Antje Schmidt vom Begleitenden Dienst einen Einblick in den Hospizalltag. Und wenn der eine Gast sich zum Frühstück ein Brötchen wünscht, der nächste Müsli, ein dritter aber seine geliebte Milchsuppe? Dann wird diese gekocht. Kein Problem im Hospiz, denn die knapp 25 Mitarbeiter und die etwa 15 ehrenamtlichen Helfer sind nicht nur Sterbebegleiter, sondern auch Wünscheerfüller. Oft sind es kleine Dinge, die ein Gast noch einmal erleben möchte: ein bestimmtes Lied hören, Sonne tanken, bis tief in die Nacht im Garten sitzen oder aber eine Erinnerungskiste füllen für die Enkel, die er nicht mehr aufwachsen sehen kann. Wenn die Kräfte es zulassen, wird auf Wunsch auch ein kleiner Ausflug unternommen, etwa zur Detmolder Sommerbühne, um dort wie früher Livemusik zu hören, oder in die Lieblingskneipe, wo man vor der Krankheit regelmäßig ein Bierchen trinken war. Mit Hilfe des Wünschewagens ging es für einen Gast sogar an seinen Lieblingsort am Meer. An ein ganz besonderes Ereignis erinnern EingutesTeam:HausleiterinAnnalenaKrause(links)undAntjeSchmidtvomBegleitendenDienstimGartendesstationärenHospizes. Er bietet den Gästen Rückzugsmöglichkeiten und das Gefühl, der Natur nah zu sein. FOTOS: CHRISTINA PFROMMER Ort des Gedenkens: Die brennende Kerze zeigt an, dass ein Gast verstorben ist. Den Tagen mehr Leben geben Abschied nehmen 6 FREITAG 15. SEPTEMBER 2023
sich Krause und Schmidt gerne zurück: „Wir haben hier im Haus eine Hochzeit gefeiert, damit die Mutter diesen Tag noch miterleben kann“, erzählen die beiden. Die Tage im Hospiz seien nur schwer planbar, kaum einer verlaufe wie der andere, berichtet die Hausleiterin. Mal sei es ganz ruhig, dann wieder gebe es für die Pflege viel zu tun. Familie und Freunde sind jederzeit willkommen, festen Besuchszeiten gibt es nicht. Bei mehreren Todesfällen stehe viel Organisatorisches an, Zimmer müssten neu vergeben, die trauernden Angehörigen begleitet werden. Fester Bestandteil des Alltags sind die Gespräche mit den Gästen. Nicht immer, aber oft gehe es auch dabei um Sterben und Tod, um Ängste oder Wünsche. „Manch einer erzählt Geschichten aus seinem Leben, ein anderer plant seine Bestattung“, berichtet Antje Schmidt. Den Menschen zuhören, ihre Hand zu halten oder einfach nur da zu sein, auch das gehöre zu ihrer Arbeit. Wie schwierig ist die Gratwanderung zwischen Distanz und Nähe? Wie sehr wird das Private von der Arbeit beeinflusst? Annalena Krause erklärt: „Klar versuchen wir, die Dinge hierzulassen, wenn wir nach Hause gehen. Aber man muss ehrlich sein: Immer klappt das nicht. Natürlich nimmt man auch manches mit heim.“ Nicht immer seien das aber belastende Dinge, meint Antje Schmidt: „Manchmal sind es auch Geschenke, zum Beispiel wenn man Gästen oder Angehörigen hilfreich war. Dann freut man sich.“ Bei der Verarbeitung des beruflichen Alltags helfen externe Supervisoren und regelmäßige Dienstgespräche, bei denen sich das Team intensiv austauscht. Auch Tränen sind ausdrücklich erlaubt: „Das gehört dazu, wir wollen ja authentisch bleiben.“ „Natürlich ist jedem Teammitglied bewusst, dass es hier mit Sterbenden zu tun hat“, betont Krause. Alle hätten sich schließlich gezielt für diesen Arbeitsplatz entschieden. „Trotzdem braucht man in der Freizeit einen guten Ausgleich, um hier stabil zu arbeiten.“ Für sie seien das Sport und Familie, Antje Schmidt findet Ausgleich in der Natur. „Manche Mitarbeiter setzten sich aber auch zu Hause hin und lesen zum Thema. Das kommt drauf an, wie jeder so tickt.“ Hat sich die persönliche Sicht auf Sterben und Tod durch die Arbeit im Hospiz verändert? „Das ist für uns ein alltägliches Thema. Es gehört einfach zum Leben dazu, betrifft jeden Menschen: den, der nichts hat und unter der Brücke schläft genauso wie die Reichen und Schönen. Niemand kann davor weglaufen“, sagt Schmidt. Ihre Erfahrung: Die meisten hätten gar nicht Angst vorm Tod an sich, sondern vorm Sterben. „Hier bei uns ist das Schöne: Wir können den Menschen hilfreich dabei zur Seite stehen.“ Und Annalena Krause betont: „Meine Sicht auf den Tod hat sich nicht unbedingt verändert – aber die aufs Leben. Man lebt jeden einzelnen Tag bewusster.“ Das Hospiz kennenlernen: Besuche von Gruppen sind nach Terminabsprache möglich. Für Einzelpersonen wird am 7. Dezember eine öffentliche Führung durch das Haus in der Hedwigstraße angeboten. VielRaum für Gespräche Jedes Leben ist individuell, so sollte auch der letzte Weg sein Bestattungen Beining seit 1912 Alle Bestattungsleistungen Vorsorge ∙ Beratung ∙ eigener Abschiedsraum und Trauerhalle www.bestattungen-beining.de Poststraße 2 ∙ 32758 Detmold ∙ Telefon 05231.21845 Bestattungen Fritz Rubart Vorsorge Gegründet 1926 Erledigung sämtlicher Formalitäten, Tag- und Nachtdienst, Erd- und Feuerbestattungen, Überführung und Agentur für Seebestattungen, hauseigener Aufbahrungsraum und hauseigene Trauerfeierhalle Detmold-Pivitsheide Am Fischerteich 26 · (05232) 98-54-0 www.bestattungen-rubart.de BESTATTER VOM HANDWERK GEPRÜFT Bestattungen Hanno Ramrath Plantagenweg 51 32758 Detmold-Heidenoldendorf 05231. 30 51 51 2 www.wegezumabschied.de © photocase.de/ LMDB wegezumabschied ist Partner der Deutschen Bestattungsvorsorge Treuhand AG 13763802_800123 13794602_800123 13917202_800123 13959702_800123 14155702_800123 19751301_800123 kindernothilfe.de/testament Machen Siemehr aus Ihrem Testament. Zum Beispiel einen Schulabschluss. Abschied nehmen 7 FREITAG 15. SEPTEMBER 2023
„Schwarze Kleidung hatte jeder zu Hause“ Kleider machen Leute – dieser Spruch passt auch in einem ernsteren Sinne: wenn es darum geht, seine Trauer auszudrücken. Besonders früher gab es feste Regeln, wie man sich zu kleiden hatte. BENJAMIN MARQUARDT Detmold. Für viele liegt die Wahl nahe, ja sie scheint die einzig gebotene zu sein: Verstirbt ein geliebter Mensch und man gibt ihm das letzte Geleit auf einer Beerdigung, trägt man zu diesem Anlass schwarze oder zumindest dunkle Kleidung. Doch woher kommt das, zumal dies eine kollektive Selbstverständlichkeit zu sein scheint, die sich über Generationen gesellschaftlich etabliert hat? Zum einen könnte man argumentieren, dass das schwere und ernste Schwarz angesichts des traurigen Anlasses gerechtfertigt erscheint. Doch Dr. Imke Tappe-Pollmann hat noch eine andere Erklärung: „Schwarze Kleidung war früher oft das Beste, was die Menschen zu Hause hatten. Diese wurde auch zum Besuch der Gottesdienste oder für andere besondere Anlässe angezogen. Und somit hat sich das auch für Bestattungen eingebürgert“, berichtet die Expertin, die am Lippischen Landesmuseum Referentin für Volksund Landeskunde ist. Überhaupt war die Kleidung früher ein wichtiges Element bei der Zurschaustellung der Trauer. „Das hat erst nach dem Zweiten Weltkrieg stark abgenommen, möglicherweise weil das Land unmittelbar nach Kriegsende so zerstört war und es nichts gab. Also entfielen auch aufwendige Begräbnisse weitgehend“, führt sie weiter aus. Später mag die Entwicklung der Wohlstandsgesellschaft dazu beigetragen haben, dass die Vorgaben einer Bestattung lockerer wurde. „In den 60er-Jahren konnte man durchaus auch mit bunter Kleidung zu einer Beerdigung gehen. Die Rückbesinnung auf Schwarz als hauptsächliche Farbe ist eine eher junge Entwicklung seit den 90er-Jahren“, berichtet Tappe-Pollmann. Geht man jedoch mehrere hundert Jahre zurück, so gab es da überhaupt keine Frage, welche Kleidung im Trauerfall anzulegen war. „Basis hierfür war oft die ländliche Kleidung, also Trachten, in schwarz, die so auch zum Gottesdienst, zur Konfirmation oder zum Abendmahl angezogen wurden“, erklärt Imke Tappe-Pollmann. Welcher Anlass genau anlag, konnte an den Accessoires abgelesen werden. „Zur Konfirmation beispielsweise trugen Frauen zum schwarzen Kleid eine hellblaue Haube, bei einem Traueranlass ersetze man diese durch eine schwarze Haube“, beschreibt die Expertin. Entscheiden für das Aussehen war aber auch, in welchem Verhältnis man zu dem Verstorbenen stand. So wurde unterschieden zwischen Volltrauer und Halbtrauer. Von ersterer sprach man, wenn der Ehegatte oder die Eltern starben, Halbtrauer wenn beispielsweise die Großeltern verschieden waren. Eine Auflistung für Damen, die für die Grafschaft Schaumburg erhalten geblieben ist, zeigt wie komplex die Vorgaben waren. So konnte beispielsweise der Rock bei Halbtrauer einen lila Tuchbesatz aufweisen, bei Volltrauer hingegen musste er ganz schwarz sein. Auch die Schürze musste bei Volltrauer rein schwarz sein, bei Halbtrauer wies sie Schwarz als Grundfarbe auf, ergänzt durch weiße Bestickung. Schmuck war bei Volltrauer verboten und durfte nur bei Halbtrauer getragen werden – und auch dann waren nur bestimmte Arten erlaubt, beispielsweise in Form einer Bernsteinkette. Die Einhaltung der Regeln war nicht nur Allgemeinwissen, vielmehr mischte sich die Politik in einem Ausmaß in diese private Angelegenheit ein, das aus heutiger Sicht verblüfft. „Es gab im 17. und 18. Jahrhundert in Lippe Polizeiund Landesverordnungen, die das gesamte Bestattungswesen regelten“, berichtet Tappe-Pollmann. DarinwarnebenderBekleidungvorgegeben, wie lange die Glocken geläutet wurden oder wie jemand beerdigt wurde. Befremdlich muten die Bestimmungen für einen Kindstod an. „Kindersterblichkeit war damals weit verbreitet, somit waren die Menschen gewissermaßen viel mehr darangewöhnt.Gleichzeitighattedie Obrigkeit ein Interesse daran, dass die Eltern nicht zu lange in Trauer versanken, sondern wieder an die Arbeit gingen“, erklärt Tappe-Pollmann. So war in einer Bestimmung vom Ende des 17. Jahrhunderts festAuf die Details kommt es an:Die Menschen früherer Zeiten gingen zu Bestattungen in den Trachten, die sie ohnehin zu besonderen Anlässen anzogen. Nur oftmals kleine Anpassungen machten so aus der Tracht die Trauerkleidung. Beispiele dafür gibt es, wie hier zu sehen, im Lippischen Landesmuseum. FOTO: BENJAMIN MARQUARDT Abschied nehmen 8 FREITAG 15. SEPTEMBER 2023
gesetzt, dass die Glocken für Kinder unter sieben Jahren nur etwa sieben Minuten läuten sollten, die für Kinder über sieben Jahren etwa 15 Minuten. Festgelegt war auch die Zeitspanne, in der die Hinterbliebenen die Trauerkleidung tragen mussten. Dies variierte stark zwischen Männer und Frauen. Männer mussten beim Tod der Ehegattin nur ein halbes Jahr Schwarz tragen, Frauen hingegen ein ganzes. Vorher durften beide auch nicht wieder heiraten. Auch hierfür gibt es eine pragmatische Erklärung, wie die Expertin erläutert. „Männer brauchten schnell jemanden, der sich um den Haushalt und eventuell vorhandene Kinder kümmert, während sie wieder an die Arbeit gingen, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Die Frau hingegen war oft durch die Familie oder Mitglieder der Gemeinde versorgt“, sagt Imke Tappe-Pollmann. Diese konnten sich aber schnell gegen sie wenden. Denn wer den Regeln–egalobMannoderFrau–nicht Folge leistete, hatte mit Ausgrenzung und sozialer Ächtung zu rechnen. Das 18. Jahrhundert brachte aber noch eine Änderung für Lippe: Gegen Ende des Jahrhunderts hörten die Menschen hier – im Gegensatz zu anderen Territorien – auf, Trachten zu tragen. „Das Tragen von Trachten wurde verboten, ebenso allzu aufwendige Bestattungsfeiern. Hintergrund war, dass diese immer aufwendiger wurden. Es sollte also verhindert werden, dass ärmere Schichten sich übernahmen, um gesellschaftlichen Konventionen zu entsprechen“, erklärt hierzu TappePollmann und verweist auf den Umstand, dass Lippe damals eine ohnehin eher ärmliche Region war. Nur gewöhnliche schwarze Kleidung war gestattet, die die Menschen ohnehin für Kirchbesuche zu Hause hatten. Im19.Jahrhundertwareszudemüblich, eine schwarze Armbinde als Ausdruck der Trauer zu tragen. Gegen Ende des Jahrhunderts gab es auch die Mode, dass Witwen sich vollverschleiert zeigten. Und nicht nur für die Lebenden, auch bei den Toten gab es Richtlinien, was sie anzuziehen hatten. So wurden diese lange Zeit in weiße Totenhemden gekleidet, denn Weiß galt als die Farbe der Unbeflecktheit. Erst später ging man auch hier dazu über, den Verstorbenen in seinen besten Kleidern zur letzten Ruhe zu betten. Aus der Trauerkleidung, so hat es den Anschein, kamen die Menschen früher kaum raus, denn ständig gab es irgendwo einen Todesfall. „Auch die häufigen Kriege bedingten es, dass die Leute dauernd Schwarz trugen“, erläutert Tappe-Pollmann. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden zudem bestimmte Stoffarten rationiert oder waren nicht verfügbar – womit sich der anfangs erwähnte Mangel und der Wandel nach dem Zweiten Weltkrieg erklären. Ungewohnt: Die Trauermode des späten 19. Jahrhunderts spiegelt die bürgerliche Alltagskleidung jener Zeit wider. Von Trachten ist zumindest in den Städten nichts mehr zu sehen. Aus heutiger Sicht ungewohnt ist das schwarze Kleid mit Vollverschleierung (links). FOTO: BENJAMIN MARQUARDT Damit Sie in guter Erinnerung bleiben. In unserer Trauerhalle wollen wir das Leben des Menschen feiern und sein Leben so Revue passieren lassen. Ein Abschied, der zu Ihnen passt, ist unser Beitrag für die ganz besonderen Erinnerungen, in denen Sie lebendig bleiben werden. Wir geben Ihrer Trauer Raum und Zeit. Abschied nehmen ist ein wichtiger und intensiver Vorgang. Deshalb bieten wir den nötigen Raum für Ihre Trauer. In angenehmer Atmosphäre haben Angehörige bei uns die Möglichkeit, sich von ihrem Verstorbenen zu verabschieden. Und zwar unabhängig von der Uhrzeit. Wir bieten Ihnen individuelle Begleitung. Silbermann Bestattungen unterstützt Sie bei allen Fragen zu Bestattungen und Bestattungsvorsorge. Rufen Sie uns an! Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Seit über 50 Jahren für Sie da! Hindenburgstraße 12 • Tel. 05232 / 24 69 www.silbermann-bestattungen.de Unser Ziel ist es, Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich individuell zu verabschieden und so eine lebendige Erinnerungskultur zu pflegen, denn ein persönlicher Abschied hat einen großen Einfluss auf das Verarbeiten des Verlustes. Häufig sind es ganz einfache Dinge, die den Abschied für die Hinterbliebenen liebevoll und einmalig machen. Damit Sie in guter Erinnerung bleiben. In unserer Trauerhalle wollen wir das Leben des Menschen feiern und sein Leben so Revue passieren lassen. Ein Abschied, der zu Ihnen passt, ist unser Beitrag für die ganz besonderen Erinnerungen, in denen Sie lebendig bleiben werden. Wir geben Ihrer Trauer Raum und Zeit. Abschied nehmen ist ein wichtiger und intensiver Vorgang. Deshalb bieten wir den nötigen Raum für Ihre Trauer. In angenehmer Atmosphäre haben Angehörige bei uns die Möglichkeit, sich von ihrem Verstorbenen zu verabschieden. Und zwar unabhängig von der Uhrzeit. unterstützt Sie bei allen Fragen zu Bestattungen und Bestattungsvorsorge. Rufen Sie uns an! – PR-Anzeige – 19799001_800123 Abschied nehmen 9 FREITAG 15. SEPTEMBER 2023
„Der Tod kann immer passieren“ Gedanken um das eigene Erbe sollten frühzeitig kreisen, rät Fachanwalt Wolf-Dieter Tölle. Unklare Vermögensverhältnisse wirken auf Trauernde schnell überfordernd – und schlagen finanziell ins Kontor. Detmold. Verliert die Familie ein geliebtes Mitglied, hinterlässt dieser Verlust nicht selten eine große Lücke im Leben. Zurück bleiben Erinnerungen, Trauer sowie sein Hab und Gut. Doch wem steht letzteres zu? Die gesetzliche Erbfolge in Deutschland ist klar geregelt. Stirbt bei einer vierköpfigen Familie ein Elternteil, erben der verbliebene Ehegatte sowie die gemeinsamen Kinder jeweils die Hälfte. Dochje größereineErbengemeinschaft ist, desto komplizierter kann es werden – gerade bei Patchworkfamilien. Denn gerade in der Trauerphase werden behördliche Abwicklungen oft zur zusätzlichen Tortur. Dieser lässt sich vorbeugen, wie Wolf-Dieter Tölle, Fachanwalt für Erbrecht aus Detmold, im Interview verrät. Herr Tölle, wann haben Sie zuletzt über das eigene Lebensende nachgedacht? WOLF-DIETER TÖLLE: Auch wenn der Tod und seine rechtlichen Folgen meinen beruflichen Alltag prägen, denke selbst ich nicht gerne darüber nach. Spontan kommt mir mein 50. Geburtstag in den Sinn. Ein Anwaltskollege hatte mir spaßeshalber eine Sterbetafel in die Hand gedrückt, auf der er mein Alter und die durchschnittliche Lebenserwartung markiert hatte. Statistisch gesehen blieben mir zu diesem Zeitpunkt noch 27,8 Jahre. Da wurde mir deutlich, dass ich weitaus mehr als die Hälfte meines Lebens verlebt habe. Da wird einem bewusst, dass etwas abläuft – und man reflektiert sein bisheriges Dasein. Aber es hat nicht allzu lange gedauert, bis ich diese Gedanken wieder verdrängt habe. So geht es vermutlich den allermeisten. Warum scheuen wir uns davor? TÖLLE: Weil das Dinge sind, die die Mehrzahl von uns nicht erleben will. Besonders, wenn man ein enges Verhältnis zu Eltern oder Geschwistern pflegt. Wenn wir jemanden verlieren, der uns aufgezogen hat und in sämtlichen Lebenssituationen für uns da war, gleicht dieser Verlust einem herbenBruchimLeben.AmliebstenwollenwirunsmitdiesenGedankennicht beschäftigen, weil uns das Gefühl bestärkt:Wennwirdasverdrängen,wird es so schnell schon nicht passieren. Dasselbe gilt für den eigenen Tod. So schwer es uns auch fallen mag: Warumist es wichtig,sichdes ThemasNachlass frühzeitig anzunehmen? TÖLLE: Weil das Erbe sonst vielleicht dahin geht, wohin es nicht soll. Und weil im Nachhinein Kosten für die Abwicklung entstehen, die man in so einer Situation nicht gebrauchen kann. In der Regel fällt ein Einkommen oder eine Rente weg, der Überlebende hat weniger Geld zur Verfügung, und wenn dann noch zusätzliche Kosten entstehen durch einen hohenVerwaltungsaufwand:Dasisteinfach nicht gut. Schiebt die Mehrheit dieses Thema auf die lange Bank? TÖLLE: Wir haben den Eindruck, dass zumindest etwas mehr als die Hälfte nicht gut vorbereitet ist. Es gibt Umfragestatistiken, die besagen, dass nur etwa 25 bis 30 Prozent frühzeitig ein Testament aufsetzen und sich Gedanken machen. Ich glaube aber nicht, dass es so extrem ist. Wie kann man sich vorbereiten? TÖLLE: Ganz einfach ausgedrückt: Ich muss mich fragen, was mit meinem Vermögen passieren soll, wenn ich nicht mehr bin. Dann muss ich prüfen,obmeineWünschemitdergesetzlichen Erbfolge übereinstimmen. Wenn dem so ist, muss ich gar nicht mehrvielunternehmen,außerimTodesfall einen Erbschein beantragen. Habe ich jedoch andere Vorstellungen, ist es ratsam, sich frühzeitig anwaltlich oder notariell beraten zu lassen. Welchen Vorteil bringt das mit sich? TÖLLE: Der verbliebene Ehegatte kann dann viel schneller agieren, z.B. sich das Grundbuch schneller übertragen lassen. Gerade bei Ehegatten, wo der Überlebende manchmal so in Trauer versinkt, wird die ganze Abwicklung stark vereinfacht. Das empfehlen wir auch Alleinstehenden. Da wären die Erben nach gesetzlicher Reihenfolge erstmal die Eltern, die in der Regel vorverstorben sind. Dann erben die Geschwister, und wenn die auch vorverstorben sind, die Kinder der Geschwister, also Neffen und Nichten. Wenn ich das nicht will oder nur ein bestimmter Zweig profitieren soll, dann sollte ich mich darum frühzeitig kümmern. Ansonsten erben alleNichtenundNeffenzugleichenTeilen. Gibt es eine Variante, die sich als Alternative zur gesetzlichen Erbfolge bewährthat? TÖLLE: Viele behelfen sich mit dem Berliner Testament und legen fest, dasswenneinerstirbt,derandereEhegattealleserbtunddieKinderSchlusserben werden. Das ist die häufigste Formin Deutschland.All das gilt es jedoch vorher festzulegen, weil diese Form nicht der gesetzlichen Erbfolge entspricht. Es gibt viele Vorlagen im Experte: Wolf-Dieter Tölle ist Rechtsanwalt, Notar und Steuerberater in Personalunion. FOTO: TÖLLE & MELCHIOR Persönlich Obwohl geboren im nordrheinwestfälischen Hilden, bezeichnet sich Wolf-Dieter Tölle selbst als Ur-Lipper. Beide Elternteile wuchsen im Kreis Lippe auf (Detmold und Dörentrup). Wolf-Dieter Tölle ging in Steinheim zur Schule, absolvierte in Bielefeld sein Rechtsreferendariat und stieg 1999 schließlich in die in den 20er Jahren gegründete Kanzlei seines Onkels ein. Die Kanzlei Tölle & Melchior besteht seit 2009 in dieser Form. Heute lebt der 55-Jährige mit seiner Frau in Bielefeld und ist Vater von drei Kindern. In seiner Freizeit liest er gerne mal ein gutes Buch und liebt das Reisen. (nb) Zeit ist endlich:Mit zunehmendem Alter steigt das Gefühl, dass die Zeit schneller verfliegt.DahergiltesnichtdenMomentzuverpassen,sichfrühgenugauchmitdemeigenen Nachlass zu befassen – auch den Angehörigen zuliebe. FOTO: ADOBE STOCK FOTO Abschied nehmen 10 FREITAG 15. SEPTEMBER 2023
Internet. Über die Nachteile wird allerdings nur bedingt aufgeklärt, z.B. dass den Kindern ein Pflichtteilsanspruch gegenüber dem überlebenden Ehepartner eingeräumt wird. Das kann ihn gegebenenfalls in nicht unerhebliche finanzielle Schwierigkeiten bringen, und ist wegen einer Bindungswirkung auch nachträglich nicht mehr änderbar. Diese Fälle hattenwirauch– undhättenvorigerAufklärung bedurft. Wann raten Sie vom Berliner Testamentab? TÖLLE: Wir bremsen diese Konstellationimmerdannaus,wenndasVermögen sehr hoch ist und den steuerlichen Freibetrag überschreitet, der beiEhegattenderzeitbei500.000Euro liegt. Dann muss geschaut werden, ob nicht z.B. Vermächtnisse ausgesetzt werden. Man zieht ergänzende Konstellationen in Erwägung oder ganz andere Gestaltungen. Gibt es einen geeigneten Zeitpunkt, sich um den eigenen Nachlass Gedanken zu machen? TÖLLE: Eigentlich immer, wenn sich dieLebenssituationentscheidendverändert. Wenn z.B. ein junges Paar geheiratet und sich Eigentum angeschaffthat,istdavonauszugehen,dass zeitnah auch Nachwuchs folgt. Ich halte es generell immer für sinnvoll, sich zu fragen, was man selbst eigentlich will. Der Tod kann jederzeit passieren. Dann ist es für die Angehörigen und für einen selbst ein gutes Gefühl, wenn es ein bisschen geordnet ist und die Angehörigen gut versorgt sind. Wenn man es so sieht, dann ist man vielleicht auch eher dazu bereit, sichintensivermitdiesemThemaauseinanderzusetzen. Wie kann diese Ordnung aussehen? TÖLLE: Wir empfehlen jeder Person, einen Notfallordner zu machen, in dem die wichtigsten Unterlagen, die wichtigstenPasswörter,die wichtigsten Unterlagen zu Vermögensgegenständen, Testamente, Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen hinterlegt sind. Besonders eine Auflistung der bestehenden Konten ist sehr hilfreich, da es in Deutschland keine zentrale Anlaufstelle gibt, dies nachträglich zu erfahren. Sonst müssen alle Banken, die infrage kommen, einzeln angefragt werden. Das kann sich hinziehen – und dann sind wir wieder bei der Entstehung unnötiger Kosten. Haben erbende Angehörige bei all der Bürokratie genug Zeit zu trauern? TÖLLE: Die einzige schnelle Entscheidung, die nach dem Todesfall laut Gesetz „ab Kenntnis der Erbenstellung“ binnen sechs Wochen getroffen werden muss, ist die Frage, ob man das Erbe antreten oder ausschlagen will. Alles andere lässt sich mit etwas mehr Ruhe abwickeln, selbst wenn Gläubiger finanziellen Druck ausüben. Wasdann? TÖLLE: Auch hier gibt es gesetzliche Regelungen, z.B. eine sogenannte Dreimonatseinrede, wonach der Erbe berechtigt ist, die Berichtigung einer Nachlassverbindlichkeit bis zum Ablauf der ersten drei Monate nach der Annahme der Erbschaft zu verweigern, um sich erst einmal zu sortieren. Das wissen Gläubiger oft nicht. Sie befürchten, auf ihrer Forderung sitzenzubleiben. Aber auch Schulden gehen in den Nachlass über. WarumschlagenHinterbliebenedasErbeaus? TÖLLE: Das kann einerseits steuerliche Gründe haben, aber im Regelfall ist der Nachlass dann überschuldet. Das kommt leider häufiger vor. Das Interview führte Niklas Böhmer. Inhaber: Peter Kubinsky · Betriebsleiter: Kai Hargesheimer 32791 Lage-Lippe · Pottenhauser Straße 34 Telefon: (05232) 2685 Fax: (05232) 921639 E-Mail: bildhauerei_kubinsky@t-online.de www.bildhauerei-kubinsky.de Pillenbrucher Strasse 28· 32108 Bad- Salzuflen · Tel: 052 66 / 721 www.natursteinwerkstatt-suemnich.de GRABMAL- UND NATURSTEINARBEITEN RudiFriedrichs Steinmetzbetrieb GmbH & Co. KG Steinmetz- und Steinbildhauermeister Marco Ebert Staatlich geprüfter Techniker in der Baudenkmalpflege Westorfer Straße 3 32689 Kalletal Telefon: 05264/9776 Telefax: 05264/5799 Internet: www.friedrichs-steinmetz.de • Freitragende Treppen • Treppenbau •Grabmale • Restaurierung • Bodenbeläge • Badgestaltung • Fensterbänke Mobil: 01 60/6 37 79 12 • Küchenarbeitsplatten www.biermann-bestattungen.de Biermann-Strate Tel.: 05263 / 99122 Selbecker Str. 34 · 32683 Barntrup Inh. Lutz Strate Milchweg 12 | 32805 Horn-Bad Meinberg Tel.: Fax: 0 52 33/95 27 19 Be-Schaefer@gmx.de BESTATTUNGEN | BAUTISCHLEREI & HOLZBAU BESTATTUNGEN 0 52 33/95 27 18 14037301_800123 14077401_800123 14228201_800123 19546401_800123 20016901_800123 Abschied nehmen 11 FREITAG 15. SEPTEMBER 2023
Tabuthema Tod? Warum es wichtig ist, über das eigene Ende zu reden und sich damit auseinanderzusetzen. ANDREAS BARNEKOW Bad Salzuflen-Schötmar. Der Tod ist unausweichlich – für jeden von uns. Dennoch ist er für viele als Thema tabu. Friedrich Kramer ist Vorsitzender des Kreisverbands Herford/Minden/Lippe im Bestatterverband NRW.DerExperteweiß:Eslohntsich, mutig zu sein und sich damit auseinanderzusetzen. Früher, als die Gesellschaft noch stärker dörflich strukturiert und christlich geprägt war, gehörte der Tod als normales Thema ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Man bereitete sich darauf vor, nahezu das ganze Dorf war involviert, wenn eine Beerdigung anstand. Mit dem gesellschaftlichen Wandel hin zur Verstädterung habe sich das verändert, und das Sterben geriet aus dem Fokus, meint Friedrich Kramer. Heutzutage übernimmt ein Bestatter die meisten Aufgaben, die bei einem Todesfall anstehen. Und auch, wenn es kein schönes Thema ist, über das man wirklich gerne spricht, sind aus Kramers Erfahrung der eigene Tod und der Umgang damit heute gar nicht mehr so stark tabuisiert. Natürlich gebe es immer noch viele Menschen, die sich nicht damit beschäftigen, aber das sei nicht die Regel. Im Gegenteil: „Ein GroßteilunsererZeitbeschäftigenwir uns mit der Vorsorge. Ein wichtiges Thema unserer Arbeit sind heute Beratungsgespräche.“ Im Alter von 60 bis 70 Jahren überlegtensichvieleMenschen,wiesiesich ihre eigene Beerdigung vorstellen. Zum einen, weil nicht immer eine Familie da ist, zum anderen, weil man Familie und Freunden nicht zu viel aufbürden möchte. Über die Bestattungsvorsorge lässt sich die eigene Beerdigung detailliert planen. In einem Vorsorgevertrag werden alle wichtigen Details für eine Bestattung festgelegt. Dazu zählen beispielsweise die Art der Bestattung, die Wahl des Sarges oder der Urne sowie die Wünsche für die Trauerfeier. Sogar die Bezahlung lässt sich im Voraus sicher planen. „Auf Grundlage der aktuellen Kostenbasis können wir einen preislichen Rahmen für die persönlichen Vorstellungen nennen“, sagt Kramer. Um all das finanziell und rechtlich abzusichern, gibt es die Möglichkeit der treuhänderischen Anlage von Vorsorgegeldern über die Deutsche Bestattungsvorsorge Treuhand AG unddasKuratoriumDeutscheBestattungskultur GmbH. „Nichts ist besser, als die Sicherheit zu haben, die Wünsche des Verstorbenen bezahlen zu können“, weiß Friedrich Kramer. Und so, wie man auch ein Testament oder eine Vorsorgevollmacht ändern kann, lassen sich auch die Entscheidungen Selbstbestimmt dem Ende entgegensehen FOTO: BIEWER_JÜRGEN – STOCK.ADOBE.COM Dem Sterben Leben geben... Würde- und liebevolle Betreuung mit individueller Beratung. Bestattungen Tina Büschemann Familienbetrieb seit 1929 Trophagener Straße 11 • 32791 Lage Tel. 05232/4217 • Mobil 0173/7422339 www.bueschemann-bestattungen.de HENRIK FREVERT Tischlerei und Bestattungen 1510370_Anzeige_Frevert_Kreuz.indd 1 28.10.2021 11:58:35 HENRIK FREVERT Tischlerei und Bestattungen 1510370_Anzeige_Frevert_Kreuz.indd 1 28.10.2021 11:58:35 HENRIK FREVERT Tischlerei und Bestattungen 1510370_Anzeige_Frevert_Kreuz.indd 1 28.10.2021 11:58:35 13778302_800123 13859002_800123 13959302_800123 13961602_800123 13965602_800123 Abschied nehmen 12 FREITAG 15. SEPTEMBER 2023
zur eigenen Bestattung jederzeit überarbeiten. Denn Menschen verändern sich, und was mit 50 prägend war, kann mit 70 vollkommen unwichtig geworden sein, betont Kramer. Wenn ein Mensch verstorben ist, gibt es eine Menge zu bedenken und zu entscheiden. Das Erste, was zu tun ist: Man informiert den Arzt (sofern die Person nicht im Krankenhaus, einem Heim oder Hospiz gestorben ist). Als Zweites ruft man das Bestattungsunternehmen seiner Wahl an, um zeitnah einen Termin zu vereinbaren. „Spätestens am nächsten Tag sollte es ein Gespräch geben“, erklärt Kramer.DennessindbestimmteFristen einzuhalten. Die können übrigens von Bundesland zu Bundesland verschieden sein. In NRW gilt: Verstorbene sind spätestens 36 Stunden nach dem Tode, nicht aber vor AusstellungdesTotenscheinsdurcheinen Arzt, in eine Leichenhalle zu überführen. Für das erste Gespräch mit dem Bestatter sollte man schon einige Dokumente, die sogenannten Personenstandsdokumenteparat haben: Familienstammbuch, Personenstandsurkunden, Ausweis(e) des Verstorbenen, Versichertenkarte, Dokumente von Versicherungen und Renten sowie – falls vorhanden – einen Bestattungsvorsorgevertrag. Für die weiteren Entscheidungen bleibt dann mehr Zeit. Zu klären gibt es aber auch genug. Das geht bei der ArtderBestattunglos:SolleseineErdoder Feuerbestattung sein? Und wo soll der Verstorbene bestattet werden? Die Möglichkeiten sind vielfältig – vom Friedhof über den Ruheforst bis zur Seebestattung. Hier spielt auch die Frage der Pflege eine Rolle. Kann sich jemand kümmern, soll ein Gärtner beauftragt werden oder ist es ein pflegefreies Grab (z.B. in einem Ruheforst, wo die Natur „die Pflege” übernimmt)? Die Trauerfeier, sofern gewünscht, kann christlich-kirchlich oder säkular ausgerichtet sein, von einem Priester oder einem freien Redner begleitet werden, der den Verstorbenen bei derFeierwürdigt.Dazusetzensichdie Hinterbliebenen mit dem Redner im Vorfeld in Ruhe zusammen, um über den Verstorbenen zu sprechen, Anekdoten aus dessen Leben, kleine Geschichten über Eigenarten oder Hobbys oder besondere Momente mit Familie und Freunden zu sammeln. Oft wird die Feier auch musikalisch begleitet – manchmal sogar live. Der Austausch und das gemeinsame Überlegen der Hinterbliebenen über die Lieblingssongs des Verstorbenen sind dabei oft schon aktive Trauerarbeit. Immer wichtiger wird auch der digitale Fußabdruck, den ein Mensch hinterlässt. Es gibt mitunter zahlreiche Accounts bei Social-Media-Plattformen wie Facebook, E-Mail-Adressen oder Kundenkonten bei Shops. Hier gibt es spezialisierte Firmen, die sich darum kümmern und auf WunschdieLöschungvonDatenvornehmen veranlassen. Sonstige Abos, z.B. Zeitungen und Magazine, kündigt in der Regel auch der Bestatter. Bei all den Möglichkeiten und Entscheidungen, die auch schwerfallen können,weißFriedrichKramerzuberuhigen: „Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es gibt bestimmte Fristen und gesetzliche Vorgaben, aber alles andere ist frei zu gestalten.“ Und dabei helfen Bestattungsunternehmen mit Rat und Tat. Aber wie findet man den passendenBestatter?VielesläuftüberMundzu-Mund-Propaganda. Der Faktor Zeit ist entscheidend. Denn im Todesfall muss schnell gehandelt werden. Im Falle des eingangs beschriebenen Vorsorgegesprächs hat man natürlich mehr Zeit, kann auch verschiedene Bestatter kontaktieren und den nehmen, der einem sympathisch ist. Empfehlungen gibt Friedrich Kramer nicht. Natürlich sei die Mitgliedschaft eines Betriebes im BestatterVerband ein Markenzeichen. Aber auch jeder seiner Kollegen, der nicht im Verband organisiert ist, leiste tolle Arbeit, betont Kramer. Das Wichtigste zuerst Weitere Fragen in Ruhe klären Experte: Friedrich Kramer ist Vorsitzender des Kreisverbands Herford/Minden/Lippe im BestatterverbandNRW. FOTO: ANDREAS BARNEKOW Bestattungen Volker Wehrmann Mittelstraße 54 · 32699 Extertal Telefon (0 52 62) 33 12 · Fax (0 52 62) 5 65 33 Hilfestellung, Ratgeber, Informationen – Besuchen Sie uns auf unserer Website. 0 52 32 - 70 25 94 Am Großen Holz 10 · 32107 Bad Salzuflen - Hölserheide Bestattungen www.bestattungen-wehmeier.de 0 52 32–24 69 www.silbermann-bestattungen.de Zuverlässigkeit … Der Mensch im Mittelpunkt Wir sind für Sie da. 0 52 32–24 69 www.silbermann-bestattungen.de Zuverlässigkeit … Der Mensch im Mittelpunkt Wir sind für Sie da. Tel. 05265 – 82 10 www.hilkemeier-bestattungen.de Mittelstr. 47 • Dörentrup Ndl. von Lüttmann Bestattungen, Lemgo HILKEMEIER BESTATTUNGEN UNTERSTÜTZUNG IN DER ZEIT DES Abschieds 13776902_800123 13963102_800123 13971602_800123 19690001_800123 20019601_800123 Abschied nehmen 13 FREITAG 15. SEPTEMBER 2023
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