Der Bau steht nicht still Im Winter bauen? Das klingt zunächst komisch, weil es eine ungewohnte Vorstellung ist. Dabei kann es sogar von Vorteil sein. ▶ Zeit ist Geld, das gilt ganz besonders auf dem Bau. Je zügiger ein Gebäude errichtet wird, desto besser. Bauherren und Baufirmen sind gleichermaßen daran interessiert, dass alles möglichst ohne Verzögerungen vorankommt. Deshalb wird oft auch im Winter durchgearbeitet. Aber ist das immer sinnvoll? Früher wurden Arbeiten auf der Baustelle in der kalten Jahreszeit ausgesetzt. „Natürlich gibt es im Winter andere RisikenalsimSommer“,sagtErikStange vom Bauherren-Schutzbund. Doch die vor Jahren noch übliche Winterpause auf dem Bau ist lange passé. „Grundsätzlich entscheiden die Baufirmen, wie der Bauablauf im Winter organisiert wird und ob eine Unterbrechung sinnvoll ist“, sagt Erik Stange. Für den Bauherren gilt zu jeder Jahreszeit: „Die Baufirma schuldet ihm ein mangelfreies Bauwerk zum vereinbarten Fertigstellungstermin“, so Stange. In der kalten Jahreszeit oder im Sommer bauen – was ist besser? Darum zu sorgen, dass ein Winterbau am Ende schlechter dasteht als ein im Sommer errichtetes Gebäude, brauchen Bauherren sich nicht. „Es ist technisch möglich und auch sinnvoll, in der kalten Jahreszeit weiterzuarbeiten“, sagt Henning von Daake vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes. Unter Umständen kalkulieren die Firmen im Winter zwar mit höheren Kosten als im Sommer, weil spezielle Baustoffe oder besondere Schutzmaßnahmen erforderlich sind. „Demgegenüber steht jedoch der Vorteil der früheren Fertigstellung und Nutzung“, so Henning von Daake. Und: „Für den Bauherren kann es sogar Vorteile haben, denn er findet unter Umständen einfacherFirmen,dieauchimWinterihre Kapazitäten auslasten wollen“, erklärt der Experte. Das Wetter bei der Planung einbeziehen „Da niemand das Wetter über mehrere Wochen voraussagen kann, müssen sich Baufirmen generell auf Schlechtwetterzeiten vorbereiten“, sagtHeinrichBökamp,Präsidentder Bundesingenieurkammer.Diegrößte Gefahr ist ein plötzlicher Frosteinbruch – dies könne zu Rissen im Bauwerk führen, was statische Probleme nach sich ziehen kann. Zudem besteht die Gefahr, dass sich Schimmelbildet,wennFrostinsBauwerk eindringt. Feuchtigkeit von außen ist in der Bauphase dagegen nicht besonders problematisch. Denn Materialien und Baustoffe weisen ohnehin bereitseineeigeneFeuchtigkeitauf.Das machteinenTrocknungsprozessunvermeidlich. Auch moderate Kälte an Wintertagen macht den meisten Baustoffen und Materialien nichts aus. „Problematisch kann es bei Temperaturen unter fünf Grad Celsiuswerden“,sagtHenningvonDaake.BesondersbeiArbeitenimFreien, die mit Wasser in Verbindung stehen, sei dann Vorsicht angebracht. Denn wasserbasierte Materialien, wie Beton, Mörtel und Putz können bei Temperaturen unter fünf Grad Celsius nicht ihre Festigkeit entwickeln. Geht fast immer: Fußböden oder Heizung einbauen Sogenannte „witterungsunkritische Arbeiten“ sind grundsätzlich den ganzenWinterübermöglich.„Wenn der Rohbau geschlossen und ausreichend beheizt ist, können sämtliche Innenausbauarbeiten ausgeführt werden“, sagt Stange. Elektroinstallation, Einbau der Heizung, VerlegenvonFußböden–alldaskönnegemacht werden, auch wenn es draußen sehr kalt ist, so der Experte. Baufirma entscheidet NachderVergabe-undVertragsordnung für Bauleistungen (VOB) gilt normale winterliche Witterung nicht als „schlechtes Wetter“ und darf auch nicht zu einer VerzögerungbeimBauenführen.ObimWinter durchgearbeitet wird oder eine Pause notwendig ist, entscheiden letztlich aber die Baufirmen. „Bauherrenkönnendavonausgehen,dass die Fachleute in den beteiligten Firmenwissen,welcheArbeitenbeiwelchen Temperaturen ausgeführt werdenkönnen“,sagtHenningvonDaake. (dpa/tmn) Eis und Schnee müssen kein Hinderungsgrund für den Fortgang der Arbeiten sein. FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA-TMN Mittelstraße 80 · 32758 Detmold · Tel. 0 52 31/58 00 83 · Fax 0 52 31/58 00 85 22645701_800125 22793301_800125 22795901_800125 Lippisches Handwerk. Baugewerbe 15 SAMSTAG 8. NOVEMBER 2025
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