Text: Magdalena Brück Mai 1816: die 18-jährige Mary Shelley verbringt mit Bekannten einige Wochen am Genfersee — doch die Gruppe kann aufgrund schlechten Wetters die meiste Zeit über das Haus nicht verlassen. Um sich bei Laune zu halten, beschließen sie, Schauergeschichten zu schreiben und einander vorzutragen. Was dabei herauskam: der Grundstein für Shelleys berühmten Roman, der zwei Jahre später erscheinen würde: »Frankenstein oder Der moderne Prometheus.« Die Geschichte ist längst in den Literaturkanon eingegangen, inspirierte eine Vielzahl an Adaptionen und ist aus der modernen Popkultur nicht mehr wegzudenken. Im Roman ist der junge Wissenschaftler Victor Frankenstein umtrieben von einer der größten Fragen seines Faches: Worin liegt das Geheimnis des Lebens? Besessen von der Idee, tote Materie zu beleben, setzt er aus verschiedenen Körperteilen einen neuen Menschen zusammen und versucht, diesen zum Leben zu erwecken. In einer stürmischen Nacht gelingt es ihm endlich — doch der Anblick des Wesens verstört und ängstigt den jungen Frankenstein, und er flieht vor seiner eigenen Schöpfung. Das Monster ist nun in dieser Welt, die es nicht kennt, ganz allein — und sucht in seiner Einsamkeit und Verzweiflung Rache. Der Erfolg des Textes ist nicht nur seiner blumigen Sprache und seinen gleichzeitig schaurigen Bildern zuzuschreiben, sondern vor allem der Allgemeingültigkeit seiner Themen von Macht, Gier, Verantwortung, Gemeinschaft, Isolation und Empathie: Über Jahrhunderte hinweg lässt die Geschichte von Frankenstein und seinem Monster sich immer und immer wieder neu erzählen. Die Fragen, die der Roman aufwirft, haben an Aktualität nicht verloren — sondern lassen sich durch unsere heutige Linse von Klimakrise, Gentechnik oder Künstlicher Intelligenz und den immerwährenden Problemen wie Fremdenhass, Diskriminierung und Angst vor dem Unbekannten neu betrachten. Das Monster im Menschen oder Der Mensch im Monster Premiere: Frankenstein Frankenstein 14+ nach dem roman von Mary Shelley Regie: Goldie röll /bBühne und Kostüm: Naomi Kean Dramaturgie: Magdalena Brück / Mit: Maja Grahnert, Leonard Lange, Alexandra riemann, Sebastian Zumpe Premiere: Samstag, 17. Januar 2026, 19:30, Grabbe-Haus Vorstellungen: Di 20.1. / Sa 24.1. / So 25.1. / Fr 30.1. / Sa 31.1. / So 8.2. / Sa 21.2. / So 1.3. / So 12.4.2026, jeweils 19:30 Uhr NachSpiel —das Publikumsgespräch: So 25.1.2026 13 THEATERZEIT!
RkJQdWJsaXNoZXIy MTU2MTE4Mg==