Theaterzeitung_08_2025.pdf

Sinalcohat’s verschuldet 25.3.2024. Die Tinte auf meinem neuen Arbeitsvertrag ist noch kaum getrocknet. Es ist heiß für den Frühling, und ich sitze im Zug nach Detmold. Der Himmel schaut aus wie gemalt, die Stadt, die bald mein Zuhause sein wird, wie eine Filmkulisse. Wir sind alle nach Detmold geladen. Wir, das ist das Sinalco-Musical-Team: Peter Lund (Text und Regie) aus Berlin, die beiden Ausstatterinnen Daria Kornysheva und Ulrike Reinhard per Video zugeschaltet, Thomas Zaufke (Musik) aus Linz, die designierte Intendantin Kirsten Uttendorf aus Darmstadt, und ich, die Dramaturgin, aus Hannover. Mein Weg in das Landestheater führt über die Sinalco-Allee mit der Sinalco-Stele, vorbei an einem derbeidenSinalco-Werke (damals existierten noch beide Gebäude), die ich allesamt mit neugierigem Blick inspiziere. In der Leopold-Lounge, einem Sitzungszimmer im Theater, baut Dr. Hans-Joachim Keil bereits die Technik für seine Präsentation auf: Der Detmolder ist Hobby-Historiker und lässt uns an seinem enormen Wissen über die SinalcoFirmengeschichte teilhaben. Weltmacht mit Spaßgetränk Er berichtet von der Gründung der beiden genialen Erfinder Friedrich Eduard Bilz (Naturheilkundler) und Franz Hartmann (Getränkefachmann) um 1900 und der Idee, ein gesundes Getränk ohne Alkohol zu kreieren. Dass Sinalco somit die älteste europäische Marke für alkoholfreie Getränke ist. Dass der Name Sinalco (lat. sin alcohole — ohne Alkohol) 1905 aus einem Preisausschreiben hervorging. Dass die Limonade 1905 für den englischen und australischen Markt zu süß war und verändert werden musste. Von der genialen Idee der Essenz (einer Art Konzentrat), die das Getränk überhaupt erst weltmarktfähig machte. Dass Sinalco einmal berühmter und bedeutender war, als Coca Cola. DassdieSinalco-Colaals Reaktion auf das amerikanische Getränk anlässlich der Olympischen Spiele in Berlin von den Nationalsozialisten in Auftrag gegeben wurde. Keil zeigt uns alte Ansichten der beiden Werke (Bahnhofstraße und Arminstraße) und von dem Haus des Gastes in Hiddesen. Er berichtet über die enorme Wichtigkeit des Generaldirektors Carl Vogel und wie er unter dem Nationalsozialisten Gustav G. Hardorp beinahe in Vergessenheit geriet. URAUFFÜHRUNG DAS GLÜCK IST EINE ORANGE Sinalco — Das Musical! Eine Detmolder Geschichte Si Ei Foto: © Landestheater Detmold/Jochen Quast/pink gorilla design 10 PREMIERE

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