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Wie wahrt man seine Integrität in einer Gesellschaft, die von Anpassung und falschem Schein lebt? Dieser Frage widmete sich Molière in seiner 1666 uraufgeführten Komödie »Der Menschenfeind«. Bereits zu Lebzeiten galt der französische Dramatiker als Meister der Gesellschaftssatire. Ursprünglich aus einer wohlhabenden Pariser Familie stammend, wandte er sich gegen den Willen seines Vaters dem Theater zu und gründete eine Wandertruppe, bevor er später die Gunst des Sonnenkönigs Ludwig XIV. gewann. »Der Menschenfeind« entstand in einer Zeit, in der Molière selbst immer stärker unter gesellschaftlichem und höfischem Druck stand. Seine bissigen Komödien, insbesondere »Tartuffe« und »Don Juan«, hatten ihm zwar Ruhm, aber auch mächtige Feinde eingebracht. »Der Menschenfeind« zählt zu einem seiner persönlichsten und zugleich tiefgründigsten Werke. In Alceste, der Hauptfigur des Stückes, scheint Molière einen Teil seiner eigenen Enttäuschung über die Falschheit des höfischen Lebens auszudrücken. Alceste, ein radikal ehrlicher Mann, der jede Form von Heuchelei, Schmeichelei und SmallFoto: © Landestheater Detmold/Jochen Quast/pink gorilla design Der Menschenfeind Zwischen Schein und Sein 18 PREMIERE

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