zuhause eine heile Welt. Da ist es vermessen, davon zu sprechen, dass Menschen in einem bestimmten Alter zu jung sind, um sich mit diesen Themen zu befassen, denn ganz viele Kinder und Jugendliche sehen sich jeden Tag zuhause schon damit konfrontiert. N. M.: Deswegen braucht es Orte, an denen über diese Themen gesprochen werden kann, und wo es keine Tabus gibt. Vollständig auffangen können wir im Jungen Theater niemanden, aber wir können Menschen dabei helfen, sich an neue Thematiken heranzutrauen und einen Anlass bieten, in ein Gespräch zu kommen. Das Stück zeichnet sich insbesondere durch eins aus: seine Interaktivität. Wie funktioniert das im Stück? Jan-Niklas Shadan Mavigök: Das Stück ist so angelegt, dass Menschen im Publikum immer wieder angesprochen und gebeten werden, kleine Momente mitzugestalten. Die sind ganz klar strukturiert, es gibt Anweisungen, was es zu tun gilt — aber letztendlich erzählt man gemeinsam eine Geschichte. Das ist ja auch die Urform des Theaters. Ganz wichtig ist, dass niemand zur Schau gestellt werden soll. Alle sollen sich gut und sicher fühlen, und dann kann es dem Publikum auch total Spaß machen, Teil dieser Inszenierung zu werden. Es ist ein schönes Zusammenkommen, und es ist genau auf Augenhöhe. Und gleichzeitig ist es natürlich auch eine große Herausforderung, sowohl für die Regie als auch den Spieler — weil man so viel nicht planen kann. Wir wissen ja nie, wie das Publikum in den Vorstellungen reagieren wird. Jede Vorstellung wird ein neuer Tag mit neuen Überraschungen — und da freue ich mich sehr drauf. M. B.: Trotz der teils tristen Thematik soll es also auch ein schönes Stück werden — und eins, wo es viel zu lachen gibt. N. M.: Absolut. Das Stück hilft uns dabei, sich bewusst zu machen, was alles das Leben lebenswert macht. Sich nicht immer nur darauf zu fokussieren, was gerade richtig schlecht läuft, sondern auch zu bemerken, wie viele tolle Sachen es auf der Welt gibt, die wir einfach so hinnehmen, ohne wertzuschätzen, wie toll das eigentlich ist. Das kann zwar keine Depression heilen, aber es kann eine Stütze sein. Und ich finde es total bewundernswert, wenn man von sich sagen kann, man hat beispielsweise eine Liste mit einer Million Dingen, die man super findet auf der Welt. Wie schön, wie stark, wie wahnsinnig motivierend auch für andere. J. M.: Ich glaube, viele lustige, freudige Momente im Stück entstehen dadurch, dass man sie so sehr mit sich selbst verknüpfen kann. Man schmunzelt, weil man sich darin wiedererkennt, in universellen Erlebnissen, die sich aber ganz persönlich anfühlen. Das Stück ist sehr authentisch und echt darin, wie es erzählt. N.M.: Ja, und darüber verbindet man sich auch. In der Alleinheit ist man doch nie so allein, wie man denkt. Und alles, auch die ganz, ganz traurigen Momente, gehören zum Leben dazu. Man wächst mit einer depressiven Mutter auf, die versucht, sich das Leben zu nehmen — und parallel geht das Leben einfach weiter. Das ist ja das Absurde — man denkt, die Welt müsste in solchen Momenten anhalten, aber es passiert nicht. Das Leben läuft weiter. Und es gibt immer noch Dinge, die einen zum Lachen bringen. All das Schöne 14+ von Duncan Macmillan Mitarbeit von Johnny Donahoe Deutsch von Corinna Brocher Regie: Natascha Mamier Bühne und Kostüm: Victoria Unverzagt Dramaturgie: Magdalena Brück Mit: Jan-Niklas Shadan Mavigök Weitere Vorstellungen: Mo 29.9. / Mi 1.10. / Mo 6.10.2025 / Fr 30.1. / Sa 31.1. (18:00 Uhr) / Do 19.2. / Sa 28.2. (18:00 Uhr) / Mi 11.3.2026, jeweils 10:00 Uhr, wenn nicht anders angegeben 23 THEATERZEIT!
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