Theaterzeitung_08_2025.pdf

stieg in der französischen High Society schnell immer weiter auf. Grund dafür war, neben ihrer außergewöhnlichen Schönheit und der Eleganz, vor allem ihr herausragendes Takt- und Stilgefühl. Mit ihrem steigenden Ruhm und neuen finanziellen Möglichkeiten lernte die junge Marie dann schnell Lesen und Schreiben und nahm Klavierunterricht bei den führenden Instrumentalpädagogen der Zeit. Die Bandbreite ihrer Liebhaber und Gönner erstreckte sich über die französischen Schriftsteller Théophile Gautier und Jules Janin bis hin zum jungen Franz Liszt. Sie war in der höheren Gesellschaft angekommen und fest verankert. Mit 23 Jahren starb sie jedoch an Tuberkulose. Bis heute ist ihre große Liebe für Kamelien auf fast jedem Spielplan zu finden. Doch kaum eine*r weiß, was und vor allem wer, nämlich Marie Duplessis, dahintersteckt. Die Rede ist von Giuseppe Verdis Oper »La traviata« — einem Meisterwerk der Musik- und Opernwelt. Alexandre Dumas d. J., Verfasser des Werkes »Die drei Musketiere«, widmete, so wie zahlreiche ihrer Gönner, Marie eines seiner Werke. Die große Lücke, die sie in den Leben mancher hinterließ, fing Dumas in seinem Werk »La dame aux camélias« (Die Kameliendame) im Jahr 1848 auf. Er berichtet mit autobiografischen Elementen über Marie und ihr Leben und insbesondere über ihre Beziehung. Nur ein paar wenige Jahre später, nachdem das Buch bereits für die Theaterbühne aufgearbeitet wurde, wurden Giuseppe Verdi und der Librettist Francesco Maria Piave 1852 auf das Werk aufmerksam. Piave setzte sich stark mit Dumas’ Buch auseinander und schuf zusammen mit Verdi ein zeitloses Werk. Doch was Faszinierte Verdi so sehr an Dumas’ Roman? Nachdem er zum Zeitpunkt der Entstehung bereits das Buch und auch die Bühnenadaption des Stoffes kannte, nahm er sich ihm besonders aus privaten Gründen an. Seit 1847 lebte er mit der Sängerin Giuseppina Strepponi in einer Beziehung, aus der mehrere uneheliche Kinder hervorgingen. Ein Tabu in der damaligen Zeit — insbesondere für die Frau, die in diesen Fällen schnell gesellschaftlich verurteilt und als »Gefallene« dargestellt wurde. Verdi, der als Mann diese Erfahrung nicht am eigenen Leib machen musste, zeigte sich persönlich tief betroffen über diese Missstände. Mit seiner Oper wollte er jedoch keine »Moralpredigt« verfassen, sondern viel mehr das Leid aufzeigen, was es mit sich bringt, eine Frau zu sein, die kollektiv begehrt, be- und ausgenutzt wird. Am Ende bleibt die Frage im Raum: »Wer bin ich, wenn ich allen gehöre?« 7 La traviata 14+ Oper von Giuseppe Verdi Musikalische Leitung: Per-Otto Johansson / Regie: Vivien Hohnholz / Bühne: Barbara Steiner / Kostüm: Coline Meret Lola Jud / Dramaturgie: Emilia Ebert / Chor: Francesco Damiani Mit: Johanna Nylund/Aleksandra Szmyd, Stephen Chambers/Ji-Woon Kim, Andreas Jören/Jonah Spungin, Lotte Kortenhaus/Franziska Pfalzgraf, Andrea Drabben/ Boyoung Lee, Nikos Striezel/Lifan Yang, Bioh Jang/ Euichan Jeong, Hojin Chung/Ricardo Llamas Márquez/ Jaime Mondaca Galaz, u. a., Opernchor und Symphonisches Orchester des Landestheaters Detmold Weitere Vorstellungen: So 14.9. / Sa 27.9. / Mi 1.10. / So 19.10. / Sa 25.10. / Fr 31.10. / Mi 5.11. / So 23.11. / Do 25.12.2025 (18:00 Uhr) / Fr 16.1. / Do 5.2. / Sa 20.6.2026 (15:00 Uhr), jeweils 19:30 Uhr, wenn nicht anders angegeben NachSpiel — das Publikumsgespräch: So 14.9.2025, Foyer-Restaurant Vis-à-vis — Theater und Kirche im Dialog So 2.11.2025, 10:00 Uhr, Erlöserkirche am Markt Text: Emilia Ebert Mit freundlicher Unterstützung THEATERZEIT!

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