Theremin-Spieler greifen Töne aus der Luft

Musik aus dem Äther: Oerlinghauser Fritz soll baut elektronische Instrumente

Von Susanne Lahr

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Perseus und Poseidon: So heißen die Theremin-Modelle, die Fritz Soll baut. (© Foto: Lahr)

Es ist das älteste elektronische Musikinstrument der Welt. Durch die RTL-Sendung "Supertalent" ist es jüngst sehr bekannt geworden: das Theremin. Fritz Soll aus Oerlinghausen baut die Instrumente.

Oerlinghausen. Barbara Buchholz beherrscht es perfekt. Sie kann wunderbare Musik spielen, ohne ihr Instrument auch nur zu berühren. "Da kann ich nicht mithalten", sagt Fritz Soll und lacht fröhlich. Er kann das Theremin, dem die Berliner Musikerin quasi über Nacht durch die RTL-Sendung "Supertalent" zu großer Popularität verholfen hat, nicht wirklich spielen. Dafür kann er es bauen. Perseus, Polyphem, Jupiter und Poseidon heißen seine Modelle der Ätherwellengeige.

Das Theremin ist das älteste elektronische Musikinstrument der Welt und wurde bereits 1919 von dem russischen Physikprofessor Lev Termen erfunden, der sich später Lev Theremin nannte. Aufgrund seiner berührungslosen Spielweise ist es bis heute einzigartig geblieben und findet dennoch vielfältige Verwendung. Es wird oft für Filmmusiken verwendet, bei Hörbuch-Produktionen, von Musikern, die besondere elektroakustische Elemente in ihren Stücken haben möchten, und im Theater. "Ich glaube, ziemlich viele Ufos sind zu Theremin-Musik gelandet", sagt Fritz Soll und schmunzelt.

Er ist vor einigen Jahren auf das Theremin aufmerksam geworden, als ein Konzert in der Bergstadt stattfand. "Ich weiß nicht mehr, ob es gar Barbara Buchholz war, die hier in Oerlinghausen gespielt hat", sagt Soll. Die Halbfinalistin von "Supertalent", die zu den wenigen professionellen Theremin-Spielerinnen in Deutschland gehört, war jedenfalls im März 2007 zu einem Auftritt in der Bergstadt. Die Zuhörer im ehemaligen "Altstädter Musiksalon" kamen in den Genuss der sphärischen Klänge.

Fritz Soll jedenfalls – früher hat der Elektriker bei den Bielefelder Hartsteinwerken gearbeitet und Messsysteme für die Kalksandsteinherstellung gebaut – ist nach dem Konzert-Erlebnis so begeistert, dass er beginnt, selbst Theremine zu bauen. Seit 2006 gibt es seine Firma Golem-Instruments. Ein reiner Ein-Mann-Betrieb. "Ich produziere bislang etwa 100 Theremine im Jahr." Die meisten verkauft der Oerlinghauser über die Online-Börse Ebay.

Nach dem Auftritt von Barbara Buchholz bei "Supertalent" sei er ratzfatz ausverkauft gewesen. "Das Interesse war enorm", erzählt er. So groß, dass Fritz Soll nicht alle Wünsche erfüllen kann – zumal ihn die Neue Grippe eine Zeit lang aus der Bahn wirft. "Ich verkaufe nur, was ich auch liefern kann", sagt der Oerlinghauser. Er könnte nur dann expandieren, wenn er die Platinen-Produktion aus der Hand geben würde. "Aber da bin ich konservativ und vorsichtig."

Der 50-Jährige, der nach eigenen Worten völlig unmusikalisch ist, liebt die Klänge, die Könner diesen unscheinbaren Geräten entlocken. Sie erinnern an Geigenklänge, an eine singende Säge, auch an die menschliche Stimme.

Barbara Buchholz, deren Instrument 7,5 Oktaven umfasst, überzeugte die Jury beispielsweise mit "Somewhere Over the Rainbow" aus dem Musical "Der Zauberer von Oz".

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