Ex-Detmolder arbeitet für Theater, Film und TV

Sebastian Faust über Bühnenträume und schlechte Bedingungen für die Schauspielerei

Von Barbara Luetgebrune

Sebastian Faust lebt als Schauspieler in Hamburg. Sein zweites Standbein ist die Fotografie. - © Foto: Skiba
Sebastian Faust lebt als Schauspieler in Hamburg. Sein zweites Standbein ist die Fotografie. (© Foto: Skiba)

Detmold/Hamburg. Bei einer Schüleraufführung für die Profi-Bühne entdeckt zu werden: ein rarer Traumstart in den Schauspielerberuf. Sebastian Faust hat genau das erlebt – und macht seinen Traumjob bis heute. Oft jedoch unter wenig traumhaften Bedingungen.

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Faust am "Tatort"

Die TV-Laufbahn von Sebastian Faust begann 1992 mit einem kurzen Auftritt in der Filmreihe "Schulz & Schulz" mit Götz George. "Ich hatte nur zwei Sätze zu sagen, das war eine ganz kurze Szene – aber mit Götz George", erzählt er.

Dieses Szenenfoto kursierte fortan durch die Programmzeitschriften und bescherte Sebastian Faust viele weitere TV-Anfragen. So hatte er unter anderem Rollen in diversen "Tatort"-Folgen, im "Alphateam", in den Serien "Der Landarzt" und "Die Rettungsflieger". Auf der Theaterbühne hat er unter anderem in der Produktion "Ganz oder gar nicht" im Ebertbad Oberhausen unter Regie von Gerburg Jahnke auf der Bühne gestanden.

Aktuell ist er dort in "Ladies Night" zu sehen. In der Astrid-Lindgren-Adaption "Kalle Blomquist" am Altonaer Theater spielt er demnächst den Schutzmann Björk. Infos: www.sebastian-faust.de.

Sebastian Faust, der als Schauspieler und Fotograf in Hamburg lebt, hat 1986 am Detmolder Grabbe-Gymnasium Abi gemacht. Dort wollte er seinerzeit eigentlich nur bei einer Theaterprobe des Literaturkurses für "Die schöne Helena" fotografieren, als ihn Kursleiter Johannes Heumann auf die Bühne holte. Er spielte den Paris, stand kurz darauf in "Andorra" auf der Schulbühne und schließlich im "Besuch der Alten Dame".

 "Nach der Vorstellung haben mich zwei Männer abgefangen. Das waren Gerd Nienstedt, der damalige Intendant des Landestheaters, und sein Generalmusikdirektor", erzählt Sebastian Faust. "Sie haben mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in Produktionen am Landestheater mitzuspielen." Er hatte – war kurz darauf Statist in "Don Carlos", wurde in den Extrachor aufgenommen und hatte seine erste "richtige" Rolle als Dr. Carrasco in "Der Mann von La Mancha". "Da haben sie mich einfach ins kalte Wasser geschubst." Sebastian Faust lacht.

Sich auf Dauer nur auf Talent und Glück verlassen, das wollte der Detmolder aber nicht. Also absolvierte er die Ausbildung zum Diplomschauspieler am Hamburgischen Schauspielstudio und ging im Anschluss für zwei Spielzeiten an die Bühnen der Landeshauptstadt Kiel.

Seither arbeitet er frei – "gerade zu Anfang nicht freiwillig. Mittlerweile habe ich mich damit arrangiert", sagt Sebastian Faust. Die Kehrseite der Freiheiten dieses Lebens, die er durchaus schätzt, ist natürlich die fehlende Sicherheit. "Zurzeit probe ich am Altonaer Theater für das Kinderstück ,Kalle Blomquist‘, aber ich weiß: Im Februar ist das Stück abgespielt. Also muss ich mich schon jetzt intensiv um neue Jobs kümmern", sagt der Schauspieler. "Mit dieser Unsicherheit zu leben – das muss man können."

Seine Konsequenz: Er hat sich breit aufgestellt, arbeitet für Bühne, Film und Fernsehen, ist als Sprecher tätig und gibt Lesungen. Seine Lieblingsdisziplin ist das Fernsehen – wenn ihm diese Liebe auch zunehmend verleidet wird. Speziell die Einführung von Hartz IV habe den Fernsehschauspielern das Leben schwer gemacht. So zahlten sie zwar Sozialversicherung, wenn sie vor der Kamera stünden, hätten aber kaum eine Chance, etwa einen Anspruch auf Arbeitslosengeld zu erwerben.

Für den müssten sie nämlich innerhalb von zwei Jahren rechnerisch ein Jahr gearbeitet haben. Das aber schaffe kaum jemand, denn die Zeit für Proben, Recherche und das Lernen von Texten würden ihnen wiederum von Sendern und Produktionsfirmen nicht als Arbeitszeit angerechnet. "Stattdessen werden die Drehtage gern mal von 10 auf 14 Stunden verlängert, und es gibt ein Gagen-Dumping von rund 50 Prozent." Habe er zu Beginn seiner Tätigkeit 2000 Euro für einen Drehtag erhalten, liege der Schnitt heute bei 800 Euro. "Unsozial und demütigend", sei das System, das viele seiner Kollegen in Hartz IV zwinge. Ein wichtiger Grund für ihn, sich im Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler zu engagieren.

"Ich würde heute niemandem mehr raten, in diese Branche zu gehen – nicht, wenn er davon leben muss", sagt Sebastian Faust. Und hat trotzdem noch Bühnen- und Leinwandträume – kein Wunder, er mag sie schließlich, die Schauspielerei. "Ich würde ungeheuer gern noch mal im ,Mann von La Mancha‘ auf der Bühne stehen", sagt Sebastian Faust. "Oder auch einen guten, aufwändigen Kinofilm drehen."

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