Bad Salzuflen/Herford. Die Leidenschaft fürs Camperleben wird oft von Generation zu Generation weitergegeben – Kindheitserinnerungen können da lebenslang prägend sein. Doch auch angeheiratete Familienmitglieder lassen sich nachhaltig begeistern. Bestes Beispiel für beides ist die Familie von Nicole Nordmann aus Bad Salzuflen, die zwei benachbarte Dauerplätze auf dem Campingplatz am Elisabethsee in der Nachbarstadt gepachtet hat. Nicole und Christian Nordmann haben einen Wohnwagen mit Vorzelt auf ihrer Parzelle aufgestellt. Die Fläche ist teils gepflastert, teils mit Rasen bewachsen. Ärger machen weder Nachbarn noch die Kinder auf dem Spielplatz nebenan, sondern nur der Maulwurf, der sogar einmal mit seinen Erdarbeiten den Hund im Schlaf erschreckte. Im Vorzelt ist eine zweite Koch- und Essecke mit gebrauchten Möbeln eingerichtet, doch das Leben spielt sich überwiegend im Freien ab. Man kocht meist etwas einfacher als zuhause. Christian Nordmann trägt als Chef am Smoker-Grill mit Rippchen oder Pulled Pork zum Wohlbefinden bei. Der Wohnwagen ist ausreichend groß für zwei Personen, aber kein großes Schiff. So bevorzugt das Paar die öffentlichen Waschräume gegenüber der kleinen eigenen Nasszelle, erzählen sie. Weil das Vorzelt auch allein stehen kann, kann das Paar zur Abwechslung mal ein Wochenende mitsamt Wohnwagen an die Nordsee fahren. Christian Nordmann nutzt ihn an manchen Wochenenden sogar für sein Hobby: Er sucht als Amateurfunker den Kontakt in alle Welt. „Das macht unheimlich Spaß", sagt der Vorsitzende des Ortsvereins Bad Salzuflen mit seinen gut 50 Mitgliedern. Manchmal bauen die Funker auf dem Windberg in Wüsten 20 Meter hohe Antennen auf, um eine besonders große Reichweite zu erzielen. Sie funken dann ohne Stromversorgung, um eine Notsituation zu simulieren. Da die Anlagen über Nacht stehen bleiben, bezieht Nordmann auf dem Berg auch mit seinem Wohnwagen Quartier, um alles im Auge zu behalten. Mit dabei ist seine Frau Nicole, die die Versorgung übernimmt: „Ich spiele Mutter Theresa für die 20 Leute." Ein zweites Zuhause Seit fast sieben Jahren ist das Paar aber fast jedes Wochenende am Elisabethsee in Eickum zu Hause. „Das ist für uns auch Gartenersatz", sagen sie. Sie wohnen in einem Mehrfamilienhaus an einer belebten Kreuzung und haben dort immerhin einen Balkon. Doch: „Hier fühlen wir uns wohler und erholen uns von der Arbeit", sind sie sich einig. „Hier ist alles ruhig und entspannt."Christian Nordmann ist selbstständiger Malermeister im Familienbetrieb. Im Sommer muss der 39-Jährige daher auch schon mal samstags arbeiten, dann geht es nach Feierabend direkt nach Eickum, und das Dienst-Telefon wird abgestellt. Nicole Nordmann arbeitet in einer Senioren-Wohneinrichtung. Die 53-Jährige hat das Campen mit in ihre Familien und in ihre zweite Ehe gebracht. „Wir waren in Berlebeck mit fünf Geschwistern", erinnert sie sich an ihre Kindheit. „Meine Eltern sind mit uns und dem Steilwandzelt auf dem Dachgepäckträger des BMW immer nach Ascheberg an der Plöner Seenplatte gefahren", erinnert sie sich. „Das waren die schönsten drei Wochen im Jahr." Die Eltern waren auch 20 Jahre Dauercamper in Varenholz an der Weser. „Mit meinem ersten Mann und vier Kindern haben wir das Campen weitergeführt", sagt sie. „Wir waren aber nicht immer auf einem Platz, sondern nur unterwegs." Christian Nordmann war erst kein Dauercamper, die ersten beiden Jahre war das Paar nur auf Tour, wenn sie gecampt haben. „Wenn wir den Wohnwagen nicht brauchten, haben wir ihn beim Bauern untergestellt", sagt Christian Nordmann. Das Schöne am Elisabethsee: „Es entstehen Freundschaften unter den Nachbarn, man feiert zusammen, selbst außerhalb der Saison." Für die Nordmanns geht die von Ostern bis Oktober: „Wie bei den Sommerreifen." Ein kleines Stück Auszeit Gefallen am idyllischen Campingplatz Elisabethsee hat auch Nicoles älteste Tochter Jana Wandtke gefunden. Die 31-Jährige wohnt mit ihrem Mann Christian und dem achtjährigen Sohn Anakin ebenfalls in Bad Salzuflen. Sie arbeitet bei der Herforder Stadtentwicklungsgesellschaft, der 35-Jährige ist Maschinen- und Anlagen-Techniker. Sie haben nicht lange überlegt, als vor vier Jahren ein Nachbar der Nordmanns seine Parzelle aufgeben wollte und gleich Wohnwagen und Vorzelt von ihm übernommen. „Es ist ein kleines Stück Auszeit hier", sagt Jana Wandtke. Und ihr Sohn? „Der Junge hat hier unter Applaus der Nachbarschaft Fahrradfahren gelernt", erzählt Christian Nordmann. „Der Junge war etwas schüchtern, ist aber auf dem Campingplatz aufgeblüht", sagt er. Die Kinder seien immer unterwegs, werden hier schnell selbstständig. „Das ist doch super für ein Kind." Zumal man Wohnwagen an Wohnwagen quasi wie unter einem Dach lebe. „Und am Ende des Wochenendes gibt es immer einen Abschiedskaffee", sagt Nordmann. Eine Auswahl von Campingplätze rund um Bad Salzuflen In der Kurstadt gibt es den Wohnmobilpark Flachsheide am Forsthausweg, aber keinen Campingplatz. Dafür laden einige Anlagen in der Nachbarschaft ein.Der größte Platz in der Umgebung ist der Campingpark Kalletal in Varenholz. Das Ex-Weserfreizeitzentrum am Stemmer See mit mehr als 600 Stellplätzen ist gut eine halbe Stunde mit dem Auto oder anderthalb Stunden mit dem Fahrrad von Bad Salzuflen entfernt. Ebenso lange dauert es mit dem Auto oder dem Fahrrad zum Campingpark „Großer Weserbogen" in Porta Westfalica. Hier gibt es rund 300 Stellplätze. Der Lieblingsort der Familie Nordmann aus Bad Salzuflen, der Campingplatz Elisabethsee in Herford- Eickum, verfügt nach eigenen Angaben über 400 Stellplätze und ist mit dem Auto aus der Kurstadt in gut 20 Minuten zu erreichen. Mit dem Rad fährt man eine gute Stunde. In etwa genau so weit ist es von Bad Salzuflen zu den zwei Campingplätzen „Feuerland" und „Sonnenwiese" an der Weser in Vlotho-Borlefzen. Idyllisch im Weserbergland liegt der Campingpark Extertal-Eimke, der über einen eigenen Badesee verfügt. Mit dem Auto ist man von Bad Salzuflen aus in gut 40 Minuten dort, mit dem Rad in gut zwei Stunden.