Bad Salzuflen. Keiner hat das Schicksal der Schützengesellschaft Bad Salzuflen von 1567 in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts so geprägt wie Otto Struck. Der Ehrenoberst ist am vergangenen Freitag im Alter von 92 Jahren gestorben. Entsprechend groß ist die Trauer in „seiner“ Gesellschaft, aber auch bei vielen anderen Wegbegleitern in Bad Salzuflen und Umgebung. Am 3. April 1970 wurde der Jubilar als Nachfolger von Wilhelm Bünemann zum Oberst gewählt. „21 Jahre lang habe ich das gemacht. In der Zeit kamen wir von etwa 700 auf 1300 Mitglieder“, erinnerte sich Otto Struck in einem LZ-Gespräch an die „Goldenen Zeiten“ der Traditionsgesellschaft. Diese 21 Jahre sind übrigens die längste Ära eines Oberst und Bataillonskommandeurs in der Geschichte der Salzufler Schützen. Als er sein Amt zur Verfügung stellte, wurde Struck zum Ehrenoberst ernannt. Festliche Bälle im Kurhaus und große Musikschauen Das war aber längst nicht die einzige Auszeichnung in seiner langen Schützenkarriere. So erhielt er unter anderem den Großen Verdienstorden der Schützengesellschaft Bad Salzuflen, die Große Ehrennadel in Gold sowie das Ehrenschild des Westfälischen Schützenbundes, die bedeutende Kölner Medaille des Westfälischen Schützenbundes und das Ehrenkreuz des Deutschen Schützenbundes.Unter Oberst Struck erlebte das Schützenwesen in Bad Salzuflen Höhepunkt um Höhepunkt: Im Kurhaus fanden zahlreiche festliche Bataillonsbälle statt, und in den 1970ern gab es zusammen mit Kapellen des britischen Militärs drei große Musikschauen im Stadion Flachsheide. „Knapp 6500 Besucher kamen damals dahin, das war unglaublich“, erinnerte sich Struck. Der Verstorbene hatte während seiner gesamten Schützenkarriere viele Ideen. So gehörte er 1951 zu den Mitbegründern der „Jungschützen-Kompanie“. 1956 wechselte Struck dann in seine Stammkompanie, die „Vierte“. Auch führte er unter anderem einen Stammtisch der Hauptleute und Spieße ein und legte damit 1970 den Grundstein für das jährliche Schützenfest auf dem Obernberg. Neben einer Zeltstadt gab es dort in den besten Schützenjahren einen Vergnügungspark für Groß und Klein mit Riesenrad, Kinderkarussell, Autoscooter, Schießbude und weiteren Ständen. Ein Denkmal auf dem Salzhof Ebenfalls eine wichtige Rolle spielte der Verstorbene bei den beiden größten Festen, die die Salzufler Schützen ausrichteten: den „Westfälischen Schützentagen“ 1973 und 1983 und dem „Deutschen Schützentag“ 1995. Zum 450. Geburtstag der Gesellschaft im Jahr 2017 stiftete der Ehrenoberst eine Stele mit dem Lippischen Schützen, die auf dem Salzhof aufgebaut wurde. Er begründete dies damals in seiner unnachahmlichen Art: „Ich fahre ja nun kein Auto mehr, dann kaufe ich stattdessen ein kleines Denkmal für die Schützengesellschaft.“ "Mit dem Tod eines Kameraden verliert man vieles, niemals aber die gemeinsame Zeit, denn die Erinnerung wird ewig bleiben", sagt Detlef Bollhöfer, Oberst und Bataillonskommandeur der Salzufler Schützen. Mit Otto Struck verlieren die Salzufler Traditionsgesellschaft und das gesamte Schützenwesen einen ebenso beliebten wie visionären Mitstreiter und Vorreiter. Die Lücke, die sein Verlust reißt, ist nicht zu schließen. Die Schützenfamilie nimmt am Freitag, 20. Januar, in einer Trauerfeier ab 12.30 Uhr (Treffpunkt 12.15 Uhr) in der Auferstehungskirche Abschied von ihrem Ehrenoberst.