Blomberg. Alle 15 Köpfe der munteren Runde im Erdgeschoss der Blomberger Stadtbibliothek sind über Smartphones gebeugt und folgen den Erläuterungen der diplomierten Kulturpädagogin Sabine Rott. Ein QR-Code wird fotografiert, damit die Spiele-App auf die Handys heruntergeladen werden kann, die Rott gemeinsam mit acht Schülern der Pestalozzi-Förderschule und der Sekundarschule Blomberg entwickelt hat. Tatkräftig unterstützt wurden sie dabei von Hannelore Budde vom Heimatverein und der Kunstpädagogin und bildenden Künstlerin Gabriele Prasse. Anhand dieser App wird die Dauerausstellung über das Schuhmacherhandwerk, die der Heimatverein in der Stadtbücherei eingerichtet hat, auch interaktiv erlebbar. Nach erfolgreicher Installation übernehmen die jungen Entwickler die Führung und bitten die Gäste, ihnen in die Ausstellung im Obergeschoss zu folgen. Mitglieder des Heimatvereins und einige Eltern und Geschwister hören während der bereits zweiten Führung aufmerksam zu, als Marco und Luca, Nico, David und Arne, Gina, Marie sowie Moritz die Exponate erklären. Nils, der weitere Entwickler, konnte zwar nicht persönlich an dieser Führung ab 16 Uhr teilnehmen, ist aber mit seinem Foto in der App ebenfalls dabei. Um nicht nur theoretisch alles über das Schuhmacher-Handwerk zu erfahren, was zur Entwicklung der App wichtig ist, hat die Gruppe bei Schuhmacher Klaus Süllwald in Bad Salzuflen sogar einen Kurzlehrgang absolviert. Zwei tadellose Paar Zebrafell-Puschen nebst Schuhkartons sind Teil der Ausstellung und Beweis für ihr Können. Lediglich die zwei gefährlichsten Maschinen im Arbeitsprozess hat ihr Lehrherr bedient, alle anderen Arbeiten an diesen Schuhen wurden von den Jugendlichen selbst ausgeführt. Zuhören hilft den Besuchern dieser Führung, denn jeweils im Anschluss gibt es Fragen in der App, bei deren korrekter Antwort Punkte zu gewinnen sind. Zwei Stunden zuvor haben sich 17 Schüler der Haupt- und der Förderschule die Werkzeuge, Nähmaschinen, das Schuhmacher-Statut und viele andere Ausstellungsstücke zeigen und erklären lassen. Anschließend folgen sie, wie nun auch die Teilnehmer dieser Führung den jungen Fachleuten nach draußen vor die Bibliothek und werden dann per GPS durch die ganze Innenstadt geleitet, um auch dort nach fachkundiger Erklärung die App-Fragen zu beantworten. Die Besucher erfahren unterwegs beispielsweise, warum es an der Bibliothek einen Vorbau mit großen Fenstern gibt, welchen Stellenwert die Schuhmacher und das Schuhhandwerk auch in der Politik der Stadt Blomberg hatten, inwiefern der Begriff „Schusterlaterne" eigentlich ein „Teekesselchen" ist, also mehrere Bedeutungen hat, warum eine bestimmte Anzahl von Schuhmachern im Stadtgebiet nicht überschritten werden durfte und wo noch bis in die 1970er Jahre hinein die erste und einzige Schuhfabrik der Familie Prasse stand. „Es ist großartig, was ihr hier auf die Beine gestellt habt", zollt Erhard Oerder, Vorsitzender des Heimatvereins, den Dreizehnjährigen Respekt. Nach 90-minütiger Führung tun es ihm auch die übrigen Gäste gleich. „Toll ist auch, dass durch diese Aktion, die Jugendliche für Jugendliche entwickelt haben, Leben hier ins Haus kommt."