Die Siecke-Ära am Pideritplatz geht zu Ende

Das historische Gebäude Nummer 4 in neuen Händen

Von Marianne Schwarzer

Er hat bereits ein Buch über seinen längst verstorbenen Vater geschrieben, der lange als praktischer Arzt in Blomberg gearbeitet hat. Jetzt legt Dr. Helmut Siecke die Geschichte seines Elternhauses nach.

Blomberg. Dass der pensionierte Mediziner sich an die Chronik des Hauses Pideritplatz 4 gesetzt hat, ist dem bevorstehenden Abschied geschuldet: Helmut und Eleonore Siecke haben das große Gebäude an der Stadtmauer verkauft und verkleinern sich.

"Das Haus mit dem großen Garten war uns einfach zu viel", sagt Dr. Helmut Siecke dazu. Käufer Dr. Mark Lörcher hatte ursprünglich das Blomberger Amtshaus nebenan haben wollen und nun ein Haus mit noch schönerer Aussicht ergattert.

Der langjährige Besitzer Dr. Siecke wollte das 1717 erbaute Haus nicht verlassen, ohne dessen Geschichte zusammenzutragen. Daraus ist eine 30 Seiten starke Broschüre im DIN-A4-Format im Eigenverlag geworden. Dr. Siecke hat sich "aus Zeitmangel" nicht selbst an die Quellenforschung gemacht, sondern stützt sich auf vorhandene Literatur und Fotos.

Vieles ist überliefert: Graf Philipp von Kopf, seines Zeichens Droste des Amtes Blomberg, kaufte das Grundstück in direkter Nachbarschaft zu Amtshaus und Burg im Jahr 1715 aus dem Besitz des Adelsgeschlechtes von Donop und ließ das repräsentative Gebäude bauen. Dabei wurden auch Teile der ehemaligen Burgmauer als Fundament benutzt.

Der Bauherr konnte sich nur kurz an dem neuen Haus erfreuen: Er starb 1719 und vermachte es dem späteren Regierungspräsidenten Christoph von Piderit, der übrigens mit dem Namensgeber des Platzes, Oberregierungsrat Dietrich Carl Piderit, nichts zu tun hatte. Knapp ein Jahrhundert später erwirbt der Kaufmann Ferdinand Christoph Böhmer das Anwesen und vererbt es 1821 an seinen Sohn Carl Friedrich Adolf, den späteren Bürgermeister von Blomberg.

Wieder 100 Jahre später wird aus dem Wohnhaus ein Schulgebäude der Landwirtschaftskammer, bevor es schließlich Dr. med. Helmut Siecke für 25 540 Reichsmark kauft. Der Arzt baut es um und saniert es, richtet Praxisräume ein und lässt den alten Böhmerhof abreißen, um an gleicher Stelle Garage, Waschraum und sogar ein Fremdenzimmer zu errichten. Dr. Siecke wehrte sich 1935 gegenüber den Nazis erfolgreich dagegen, für die geplante Vergrößerung des Pideritplatzes ein Stück Vorgarten abzugeben. 1964 übertrug er Haus und Praxis an Dr. Helmut Siecke jun., der es nun verlässt.

Die Broschüre ist in der Buchhandlung Budde für 14 Euro zu haben.

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