Detmold. Die Bielefelder Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen den OWL-Vorsitzenden der Partei „Die Rechte", Sascha Krolzig. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Herford/Detmold, Matitjahu Kellig, hatte Krolzig wegen Volksverhetzung und Beleidigung angezeigt. Krolzig hatte Kellig unter anderem als „frechen Juden" bezeichnet und einen „selbstgefälligen Juden-Funktionär" genannt. Kellig hatte zuvor Druckaufträge der Stadt Preußisch Oldendorf an einen Verlag kritisiert, der auch rechtsextreme Schriften verbreitet. Auf Anfrage dieser Zeitung erklärt Krolzig, dass ihm nicht bekannt sei, dass Ermittlungen gegen ihn laufen. Er wünsche sich eine offene und faire Diskussion mit Kellig. Vor Weihnachten hatte Staatsanwalt Benjamin Scheffler das Verfahren zunächst eingestellt: Es sei nicht möglich, die Inhaber der Google- und web.de-Accounts, von denen die Rechte ihre Beschimpfungs-Mails abgesendet hatten, zu ermitteln. Krolzig habe sich zudem nicht auf die Vorwürfe eingelassen. Kellig, emeritierter Musikprofessor aus Detmold, schaltete Anwalt Thomas Walther ein. Dieser hatte im Detmolder Auschwitz-Prozess 30 Nebenkläger vertreten. Er war zuvor Ermittler bei der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg und gilt als „Kämpfer gegen das Schweigen". Er wies die Staatsanwaltshaft darauf hin, dass die Beschimpfungen bis heute auf der Website der Partei zu lesen sind. Verantwortlich laut Impressum: der Bundesvorsitzende Christian Worch aus Parchim. Walther legte beim OLG Hamm Beschwerde gegen die Bielefelder Entscheidung ein und beantragte die Wiederaufnahme des Verfahrens. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass allenfalls ein Privatklage-Delikt der Beleidigung infrage komme, wenn Kellig als „frecher Juden-Funktionär", beleidigt werde. „Ich bitte nachdrücklich darum, in Zeiten ausufernder sprachlicher Verrohung sorgfältig mit der Sprache in einem solchen Ermittlungsverfahren umzugehen", erklärte er. Krolzig sei als Landesvorsitzender für die Homepage der Partei verantwortlich. Für Kellig ist die zwischenzeitliche Einstellung nicht nachvollziehbar: „Die Staatsanwaltschaft muss doch auch die politische Frage bedenken. Das ist ein Freibrief für die Rechten. Jetzt können sie sagen, was sie wollen." Angesichts der stärker werdenden rechten Kräfte gelte es, Zeichen zu setzen: „Wer sich nicht einsetzt, ebnet den Boden dafür, dass Geschichte sich eben doch wiederholen könnte."