Lemgo. Das dritte Forschungsinstitut der Hochschule OWL hat sich ordentlich etwas vorgenommen: Es will die Energiewende mitgestalten. Am Mittwoch ist das „Institut für Energieforschung" offiziell an den Start gegangen. Festredner im Detmolder Hörsaal war Sven Plöger. Der Meteorologe und TV-Moderator verstand es prächtig, das Fachwissen aus seinem Metier und die Aufgaben des Institutes zu verknüpfen – gebannt lauschten Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft, Professoren und weitere Mitarbeiter der Hochschule dem bekannten Radio- und Fernsehwettermann. Und dass er mehr drauf hat als die Sonnenscheindauer des nächsten Tages vorauszusagen oder die Isobarenkarte zu erklären, wurde sehr schnell deutlich. „Mit dem Wetter und der Aufstellung der Nationalelf kennt sich jeder aus." Ihm geht es daher darum, Hintergrundwissen nach draußen zu tragen. Dies erst führe dazu, Fakten zu akzeptieren, und da sei das Institut ein Bindeglied. Fakten hatte Plöger en masse parat. Eine ganz simple Tatsache: „Sie hier in Ostwestfalen-Lippe merken den Klimawandel nicht als erstes." Vielmehr seien es etwa die Menschen in Bangladesch, die der steigende Meeresspiegel existenziell bedrohe. Aber auch in Europa schmelzen die Gletscher, werden die Winter wärmer, die heißen Sommertage zahlreicher, gibt es zunehmend Hochwasserkatastrophen – und längst nicht nur an großen Flüssen. „Es ist wichtig, gemeinsam gegen den Klimawandel anzugehen." Denn klar sei: „Der Mensch ist Täter und Opfer. Er ist verantwortlich und er ist in der Verantwortung." Sei die Durchschnittstemperatur in den vergangenen 11.000 Jahren noch „nur" um vier Grad gestiegen, seien es seit 1917 schon 0,8 Grad. „In den nächsten 100 Jahren kommen weitere zwei bis vier Grad hinzu." Dennoch sei der Klimawandel für immer mehr Deutsche kein drängendes Thema – „aber ignorieren lässt sich das alles nicht". Das habe auch emotionale Gründe: Wetter könne subjektiv als gut oder schlecht wahrgenommen werden, Klima aber sei die Statistik des Wetters: „Und für Statistik fehlen uns die Sinnesorgane." Gefragt seien intelligente Speichertechnologien, weniger Verbrennungsmotoren, eine kluge Abwasserentsorgung, schlaues Hochwassermanagement. „Wir können und müssen uns auf stärkere Niederschläge vorbereiten." Und auf intelligentere Mobilität. Plöger skizzierte die Geschwindigkeit, mit der Heimcomputer oder Smartphones heute selbstverständlich geworden sind. „In zehn Jahren können es E-Autos sein. Dann kann es heißen: ,Wie, Sie fahren immer noch einen Wagen mit Verbrennungsmotor?" In Zeiten steigender Weltbevölkerung und immer höherem Energiebedarf setzt Plöger auf die Sonne; „Die liefert uns 6000-mal soviel Energie, wie wir überhaupt brauchen." Auch hier seien Forschungsinstitute wie das neue der Hochschule gefordert. Jedermann wolle Strom aus der Steckdose, „aber nix von dem, wo dieser Strom herkommt." Doch auch an Windräder könne und müsse man sich gewöhnen. Er, 50-jährig, sei mit Strommasten in der Landschaft groß geworden. „Und die sind auch nicht so schön."