Freifunk Lippe: Neues Dreier-Team möchte freies WLAN voranbringen

Detmold. Der plötzliche Tod ihres Vorsitzenden und Gründungsmitglieds Michael Brinkmann im November vergangenen Jahres hatte die lippischen Freifunker kalt erwischt. Denn er hatte sich sowohl um die Technik als auch um die Vereinsfinanzen gekümmert. Daraus hat der neue Vorstand gelernt. Er verteilt die ehrenamtliche Arbeit auf mehrere Schultern - und achtet nun bewusst darauf, immer einen Plan B in der Schublade zu haben.

&bdquo; Neun Jahre Freifunk Lippe , das wäre einfach zu schade zum Wegwerfen gewesen“, sagt der neue Vorsitzende Sebastian Stake, der auch für die Vereinskommunikation zuständig ist. &bdquo;Wir haben ja richtig gute Kontakte zum Kreis und zu den lippischen Städten und Kommunen.“

Die braucht es auch, denn das Vereinsziel ist es, die kostenlose WLAN-Versorgung in lippischen Ortskernen zu verbessern. Bürger, Organisationen und Geschäftsinhaber teilen dafür ihren Internetzugang mit der Allgemeinheit. Eine spezielle Software auf den WLAN-Routern sorgt dafür, dass die privaten Netzwerke davon getrennt und sicher bleiben und dass es keine rechtlichen Probleme gibt. Machen genug mit und können sich die WLAN-Router gegenseitig empfangen, vernetzen diese sich automatisch untereinander. Das macht das frei zugängliche Freifunk-Hotspot-Netz stabiler und die von den Nutzern benötigte Internetbandbreite kann auf viele Schultern verteilt werden. Auf map.freifunk-lippe.de kann jeder gucken, wie gut das aktuell klappt.

Amtsgericht setzt Notvorstand ein &bdquo;Unser bisheriger erster Vorsitzender hat die Hardware betreut, die Firmware geschrieben und sich operativ um die Finanzen gekümmert sowie notwendige Verträge geschlossen“, beschreibt Stake die schwierige Lage, in der der Verein Ende des Jahres steckte. &bdquo;Es gab keine Erben, weshalb die Übernahme der Verträge schwierig war.“ Vom Amtsgericht wurde ein Notvorstand eingesetzt, so dass bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein neuer Vorstand gewählt werden konnte. Seitdem wird Vorsitzender Stake von Technikvorstand Björn Strate und Finanzvorstand Klaus Proppe unterstützt.

Eine adhoc-Kooperation mit den benachbarten Freifunkern aus Gütersloh sorgte dafür, dass die Systeme für die Nutzer erstmal weiter liefen, bis im Hintergrund die lippische Technik neu aufgebaut war. &bdquo;Die Kooperation war schon 2018 mit Beginn der Corona-Krise angebahnt worden“, erinnert sich Stake. &bdquo;Inzwischen ist auch Freifunk Bielefeld mit Minden und Bad Oeynhausen daran beteiligt.“ Die Kosten, zum Beispiel für Server in Frankfurt und Berlin, teilten sich momentan die beiden als Internet-Provider anerkannten Freifunk-Communities. &bdquo;So haben wir genug Redundanzen, falls es mal nötig werden sollte.“

WLAN ist immer noch wichtig Dass es auch in Zeiten von Handyverträgen mit üppigen Datenvolumen noch Bedarf für ein Bürgernetz mit freien WLAN-Hotspots gibt, davon sind alle drei überzeugt. &bdquo;Arztpraxen sind ein klassisches Anwendungsbeispiel. Im Wartezimmer müssen alle die Zeit totschlagen und alle nutzen ihr Handy“, sagt Stake. &bdquo;Im Medicum hat sich sogar der Gebäudeeigentümer darum gekümmert, den gesamten Komplex mit Freifunk-Routern auszustatten“, sagt Proppe. Auch das Studentenwohnheim Burse sei mit Freifunk versorgt worden, was besonders für ausländische Studenten nützlich sei. Das Gleiche gelte für Flüchtlinge, die in den Wohnheimen ebenfalls Freifunk-WLAN nutzen könnten. Touristen hätten ebenfalls Interesse an kostenlosem WLAN, ergänzt Stake. &bdquo;Und auf Campingplätzen ist das Argument für Freifunk oft auch, dass sich die Verwaltung um juristische Probleme nicht kümmern muss.“ Bei der WLAN-Abdeckung von Freibädern gehe es oft auch darum, anderen Geräteklassen einen Internetzugang zu ermöglichen: Das Handy habe zwar eine Mobilfunkkarte, ein Tablet oder ein E-Book-Reader aber oft nur WLAN.

&bdquo;Und für die Städte und Kommunen ist Freifunk interessant, weil sie keine Admin-Kosten haben, keine Servicekosten oder monatlichen Gebühren“, erklärt Stake. Denn die technische Betreuung im Hintergrund übernimmt der Verein, der sich allein durch Spenden finanziert. &bdquo;Allerdings verschenken wir keine Router, wie mancher vielleicht wegen des Namens denken könnte“, stellt Proppe klar. &bdquo;Das ,frei’ in Freifunk steht für ,nicht reglementiert’.“ Wer allerdings in der Innenstadt Interesse an subventionierten Freifunk-Routern habe, könne sich mit dem Verein in Verbindung setzen.

Drei Wunsch-Hotspots So erhoffen sich die Freifunker vom neuen Dreifach-Vorstand mit mehr Manpower auch einen schnelleren Netzausbau. Klaus Proppe nennt seine drei Wunsch-Hotspots: &bdquo;Öffentliches WLAN im Freilichtmuseum wäre ein Herzensprojekt.“ Bisher sei das wegen einer zu langsamen Internetleitung nicht möglich gewesen. Nun sei das Museum aber per Glasfaser angeschlossen. &bdquo;Der Schloßplatz wäre die Nummer 2. Schöne Grüße an den Prinzen.“ Und mit dem Landestheater habe man schon Gespräche geführt. &bdquo;Auch da war die Internetleitung zu schwach, aber die könnten vom benachbarten Ferdinand-Brune-Haus aus versorgt werden.“

www.freifunk-lippe.de

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