Hospize lehnen Spenden von Rocker und Autor Tim Kellner ab

Horn-Bad Meinberg. In einer idyllischen Nebenstraße im Süden von Bad Meinberg wohnt Tim Kellner, Ex-Polizist, Mitglied des Rockerclubs "Brothers MC", verurteilter Straftäter und Buchautor. Als letzterer hat Kellner vor zwei Wochen die Öffentlichkeit darüber informiert, dass er verschiedenen Hospizen Spenden aus seinen Buchverkäufen zukommen lassen wollte, was von den potenziellen Empfängern aber abgelehnt wurde.

Auch die jeweiligen Absagen machte Kellner auf Facebook öffentlich, weshalb sich die Hospize vielen Anfeindungen im Internet ausgesetzt sahen. "Ich will einfach nur etwas Gutes tun", erklärt er gegenüber der LZ seine Motivation, einem Hospiz Geld zu spenden. "Ich bin im Internet auf einen Artikel gestoßen, in dem beschrieben wurde, dass LuToM, ein Haus des ambulanten Hospizes in Northeim, noch Spenden benötigte." Also rief Kellner seine Follower auf Facebook – momentan sind es 188.415, dazu auf, zu spenden.

Währenddessen stellte aber auch Jan von Lingen, seines Zeichens Superintendent des Kirchenkreises Leine-Solling und Vorstand des Hospizdienstes, Nachforschungen über den Spenden-Aufrufer an. "Nach ausführlicher Recherche im Internet und nach Telefonaten mit dem Autor haben wir im Ambulanten Hospizdienst und im Kirchenkreisvorstand entschieden, das Angebot einer Zusammenarbeit abzulehnen", so von Lingen gegenüber der LZ.

Die Einrichtung sei nicht angewiesen auf Spenden eines "Rächers mit Schwert", wie Kellner sich auf seiner Internetseite darstelle. "Der Zynismus und die Häme, mit der auf unsere Entscheidung auf seiner Internetseite reagiert wurde, entsprechen nicht dem Ton, für den wir als Kirche in unserer Gesellschaft einstehen", erklärt von Lingen.

So habe Kellner wörtlich in einer ersten, inzwischen wieder entfernten Stellungnahme auf Facebook über sogenannte "Gutmenschen" geschrieben: "Ihr seid das erbärmlichste und niederträchtigste Gesindel, das ich mir überhaupt nur vorstellen kann".

Auch beim Hospiz Löwenherz, dem zweiten potenziellen Spendenempfänger, sei Kellners Darstellung nicht gut angekommen. Vor allem die Tatsache, dass sich Kellner eine öffentlichkeitswirksame Spendenübergabe gewünscht habe, habe für Irritationen gesorgt, sagt Heiner Brock, Pressesprecher des Hospizes. "Hier ging es nicht ums Spenden, sondern darum, sich selbst darzustellen", ist sich Brock sicher.

Die Vorwürfe kann Kellner nicht verstehen. Im Gespräch mit der LZ betont er immer wieder seine Bekanntheit, die er in den sozialen Netzwerken habe, bezeichnet sich selbst als Sprachrohr derer, "die das aussagen, was ihnen nicht gefällt". Was Tim Kellner nicht gefällt, kann man auf seiner Facebookseite lesen. Dort erklärt er, "dass ein Großteil der sogenannten Flüchtlinge keineswegs vor Krieg, Terror und Folter geflohen sind, sondern schlichtweg nur ihren wirtschaftlichen Vorteil bei uns suchen" und fügt dazu: "Soviel Klarheit muss sein."

Dass diese "Klarheit" nicht bei jedem gut ankomme, ist Kellner nach eigenen Angaben egal. Echte Freunde habe er in der Rockergruppierung "Brothers MC" gefunden. "Wir stehen für Werte wie Loyalität, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit", meint Kellner.

Eine Einschätzung, die das Landeskriminalamt in Düsseldorf nicht teilt. "Im Zusammenhang mit Schüssen in der Düsseldorfer Altstadt im Jahr 2015 war erstmalig das öffentliche Auftreten des neuen Motorradclubs Brothers MC festzustellen", betont das LKA gegenüber der LZ. Und auch das Bielefelder Kriminalkommissariat erklärt, dass es "ein Auge" auf die Gruppierung habe, auch wenn diese offiziell nicht unter Beobachtung stünde.

Da es im Augenblick einige polizeiliche Ermittlungen gebe, will sich die Kripo aber nicht näher zu dem Sachverhalt äußern. Kellner ist all das aber egal: "Ich werde weiterhin meine Meinung frei äußern, denn ich denke, dass ich damit auch vielen Menschen aus dem Herzen spreche."

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