BUND: Schnellstens Schlamm abtragen

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Dieses Foto von Ende Oktober zeigt, dass zahlreiche Baum- und Buschtriebe im trockenliegenden Schlamm des Norderteichs den idealen Nährboden gefunden haben. Foto: Diana Ammer - © Diana Ammer
Dieses Foto von Ende Oktober zeigt, dass zahlreiche Baum- und Buschtriebe im trockenliegenden Schlamm des Norderteichs den idealen Nährboden gefunden haben. Foto: Diana Ammer (© Diana Ammer)

Horn-Bad Meinberg/Billerbeck. Die größte Bedrohung für die Weiterexistenz des Norderteiches seien abertausende Weiden und Pappeln. Das ist die These von Botanikerin Ulrike Hoffmann, die sie während einer vom BUND initiierten Expertenrunde im Kurgastzentrum den rund 80 Gästen näher erläuterte.

Auf den freigelegten feuchten Schlammflächen hätten die windverbreiteten Samen ideale Keimungsbedingungen gefunden, so dass die Gehölze bereits in fünf Monaten mehr als zwei Meter Höhe erreicht hätten. Dem könne nur durch Abtrag des durchgetrockneten Schlammbodens mitsamt dem Gehölzaufwuchs begegnet werden. „Die Zeit drängt. Schon Ende 2023 wird ein point-of-no-return erreicht sein, an dem sich die starkwüchsigen, überflutungsertragenden Gehölze derart behauptet haben, dass ein Entfernen kaum noch möglich ist“, sagte die für die landesweite Florenkartierung ehrenamtlich tätige Botanikerin Hoffmann.

Sie hatte laut Pressemitteilung des BUND im Sommer auch die Unterschutzstellung des Norderteiches als Bau- und Bodendenkmal bei der Stadt Horn-Bad Meinberg beantragt. Hoffmann betonte, dass der Norderteich ohne Sanierung des Wasserzuleitungssystems, das auf Pläne Paderborner Mönche vor 900 Jahren zurückgeht, nicht überlebensfähig sei. Hierfür seien der Einbau eines regelbaren Stauwehrs und weitere bauliche Instandsetzungen sowie das Freiräumen der Zuleitungsgräben zwingend erforderlich. Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt seien, könne dann im Sommer 2023 die Sanierung mit dem Boden- und Gehölzabtrag abgeschlossen werden.

Norderteich. - © BUND-Ortsgruppe Lippe Süd-Ost
Norderteich. (© BUND-Ortsgruppe Lippe Süd-Ost)

Archäologe Dr. Hans-Otto Pollmann gab einen Einblick, was der Denkmalschutz zum Erhalt des Bodendenkmals beitragen könne, gab Hinweise auf Fördermöglichkeiten und die historische Bedeutung des Bodendenkmals, zu dem auch das funktionsfähige Wasserzuleitungssystem gehöre. Nun müssten schnellstens Fördergelder bei Land, Bund, EU beantragt werden, schreibt der BUND in seiner Pressemitteilung. Das Stauwerk müsse fachmännisch ausgetauscht und wieder bewegliche Staubretter eingebaut werden. Durch die Niederschläge allein könne der Norderteich nicht mehr volllaufen, da die natürlichen Zuflüsse zu gering seien und der vor 900 Jahren erschaffene künstliche Zufluss mangels Wartung nicht mehr funktioniere. Deshalb müsse die Wiederherstellung der Aalbach-Abzweigung, die Durchlässigkeit des Braukessels, und die Befreiung aller drei Zuflüsse von Sedimenten, Buschwerk und Totholz abgeschlossen sein, dann müsse Gehölz- und Schlammabtrag erfolgen.

Auch widerspricht der BUND dem Kreis darin, dass das Abtragen von etwa 92.000 Kubikmetern Teichschlamm etwa 2 Millionen Euro kosten würde. Denn eine Trocken-Entschlammung bedeute deutlich weniger Volumen, der abtransportierte Schlamm könne zu einem Teil in der Nähe verbleiben „als bester unbelasteter Schlamm für die Landwirtschaft“, sagte Hoffmann. Sie verweist auf die im Sommer mit Fördergeldern der EU als LIFE-Projekt durchgeführte Entschlammungsmaßnahme im Naturschutzgebiet „Heiliges Meer“ im Nordmünsterland. „Wenn wir diese einmalige Kulturlandschaft erhalten wollen, führt kein Weg an einer Entschlammung und einem Gehölzabtrag vorbei“, resümiert Ulrike Hoffmann. Nur so könne der Norderteich als Heimat bedrohter und schützenswerter Arten, als Zeuge 900-jähriger Kulturgeschichte, als Hochwasserschutz, als identitätsstiftende lippische Landschaft und als Naherholungsgebiet bestehen bleiben.

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