Als Wilfried Potthasts Weg zur Ausbildung noch über die Weser in Varenholz führte

Kalletal-Varenholz. Direkt an der Weser wohnen? In Lippe quasi ein &bdquo;Ding der Unmöglichkeit“. Der Beutebrink in Varenholz ist allerdings eine Straße, über die es direkt zur Weser geht. Einer, der dort vor mehr als 50 Jahren ein Haus gebaut hat, ist Wilfried Potthast. Der 90-Jährige war lange &bdquo;Mister Heimat- und Verkehrsverein“ in den Weserdörfern Varenholz und Stemmen. Und er hat mit seiner Frau Ingeborg nicht nur nahe der Weser gebaut, er ist selbst noch als Kind mit der Fähre in Erder auf der Weser ’rumgeschippert.

Potthast und die Weser sind eng miteinander verbunden. Wenn man den Rentner nach seiner Beziehung zum Fluss fragt, holt er aus, weit aus, und landet in seiner Kindheit: Potthast lebte im Weserdorf Erder und nutzte bereits als Auszubildender die damalige Weserfähre. &bdquo;Morgens, wenn ich auf die andere Seite musste.“ Als er seine Lehre abschloss, mit 19 Jahren, folgte ein Elektrotechnik-Studium in Lage an der Technikerschule.

Als die Weser noch zufror Mit 23 Jahren war er Ingenieur und fand einen Job auf der Leitstelle von Wesertal in Möllbergen. 1960 wurde das Kraftwerk am rechten Ufer der Weser, die zur Kühlung diente, in Betrieb genommen. Potthast hatte fortan täglich seinen Weg von der lippischen Seite des Flusses auf die Seite nach Möllbergen und Veltheim zurückzulegen. &bdquo;Später natürlich mit dem Auto. Mal über Vlotho und Uffeln, dann über die Weserbrücke in Eisbergen“, erinnert er sich.

Ausgefragt, was denn an der Weser in den 50er oder 60er Jahren anders war, fällt dem Varenholzer die dicke Eisschicht auf dem Fluss ein. &bdquo;Vor 70 Jahren fror die Weser auch mal zu. Dann wurden Menschen über sichere Wege übers Eis von Erder nach Veltheim gebracht.“ Lange her und heute undenkbar.

Kampf um Arzt vor Ort Ein weiterer einschneidender Zeitpunkt im vergangenen Jahrtausend war für Wilfried Potthast mit Sicherheit der Beginn seines Engagements für den Heimat- und Verkehrsverein Varenholz-Stemmen. &bdquo;Willi Bunte hat mich damals überzeugt, dem Verein beizutreten. Das war Anfang der 70er Jahre.“ Wichtige Eckpunkte und Errungenschaften waren in den Folgejahren die Einweihung der Schutzhütte (1974) und das stetige Bemühen, den Fährbetrieb am Laufen zu halten. 2001 gab Potthast seinen Vorstandsposten wieder ab, Dieter Kreimeier übernahm damals das Ehrenamt.

Blickt Potthast heute aus dem Fenster, sieht er regelmäßig Kieslaster, die den Beutebrink hochfahren. Er sieht die Obstbäume in den Wiesen rund ums Schloss und erinnert sich an die ersten Tage der Schlossbeleuchtung und nicht zuletzt auch an die vielen Versuche, die Infrastruktur im Ort aufrechtzuerhalten. Potthast: &bdquo;Das reichte von unserem Kampf für einen Arzt vor Ort bis hin zur Frage, ob wir unseren Friseursalon halten konnten.“

Kahlschlag Unterm Strich sei vieles gelungen, auch wenn heute eine Art Kahlschlag zu beklagen sei. Varenholz hat bekanntlich keine Gastronomie mehr, Sparkasse und Volksbank sind längst weg und viele Häuser an der Varenholzer Straße, zwischen Stemmen und dem Abzweig zum Kirchberg, sind marode und verfallen.

Dass es auch mit der Kirchengemeinde stetig bergab ging, passt ins Bild. Potthast stellt auch zur Bevölkerungsdichte nüchtern fest: &bdquo;Im Gegensatz zu Stemmen, hat unser Dorf es irgendwann nicht mehr geschafft, ein neues Baugebiet auszuweisen.“ Die Gemeinde in Hohenhausen hat in den Büchern für den Ort nur noch eine Einwohnerzahl von 583 stehen.

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