Kreis Lippe. Das Warten hat ein Ende: Ein neuer Teil der legendären Agentenreihe zieht in die deutschen Kinos ein. Der Clou dabei: Nach genau 50 Jahren hat es neben „Graf Lippe“ in „Feuerball“ mit Sean Connery ein weiterer Lipper in den James- Bond-Kosmos geschafft. Diesmal auf dem Schachbrett – das will ein Experte festgestellt haben.<br /><br />Bereits im zweiten Bondklassiker, „Liebesgrüße aus Moskau“ von 1963, haben die Macher die legendäre Schachszene einer historischen Partie nachempfunden, jetzt soll die Darstellung im neuen Streifen mit Daniel Craig einen ähnlichen Hintergrund mit Blomberger Beteiligung haben. Der Hamburger Schachexperte und Chefredakteur des Onlinefachmagazins Chessbase, André Schulz, hat die dargestellte Spielsituation durch eine elektronische Datenbank aus knapp sechseinhalb Millionen Partien gejagt und dabei eine erstaunliche Entdeckung gemacht: „Mit ein paar Abstrichen gleicht die Darstellung der Partie von 1872, als Louis Paulsen aus Blomberg in Österreich Meister wurde“, stellt Schulz fest. Es handelt sich dabei um eine eher seltenes Motiv im Schach, daher sei die unterstellte Absicht gar nicht so weit hergeholt.<br /><br />Wichtige Merkmale wie Mattsituation und Materialanordnung stimmen darüber hinaus vollständig überein, somit käme das prominente Suchergebnis zustande. Anhand von Szenenbildern hat der Schachexperte das Spielgeschehen rekonstruiert, für die Abweichungen in verschiedenen Sequenzen hat er eine ganz eigene Theorie. „Daniel Craig könnte in den Pausen versehentlich ans Spielbrett gestoßen sein. Da kein Experte mehr am Set war, konnte auch nicht mehr alles ordnungsgemäß nachgebaut werden“, resümiert Schulz scherzhaft.<br /><br />Doch warum nimmt sich das weit entfernte Hollywood ausgerechnet einen Lipper zum Vorbild? Auch dieser Frage ist der langjährige Experte akribisch nachgegangen. Das Ergebnis ist folgendes: Da der Film teilweise in Österreich gedreht wurde, könnte sich die Requisite für die Szenenrecherche aus einer dortigen Bibliothek zur Schachgeschichte bedient haben: „Klar, dass man da schnell auf ein Buch zum Wiener Schachkongress von 1873 stößt“, behauptet Schulz.<br /><br />Neben sachlicher Fakten hat der Hamburger auch ein wenig Fantasie in seine Theorie mit einfließen lassen. „Es ist halb Spaß, halb ernst“, gibt der Experte zu. Eine beinahe agentenreife Story ist die Geschichte mit Paulsen aber allemal.