Lemgo. Industrie 4.0 und digitalisierte Produktion brauchen nicht nur entsprechend ausgebildete Ingenieure sondern auch Facharbeiter und Techniker. Die vier lippischen Berufskollegs machen dafür jetzt gemeinsame Sache. Auf dem Innovationscampus in Lemgo soll bis Ende des Jahres eine Lernfabrik entstehen, die Berufsschüler auf die digitale Arbeitswelt vorbereiten soll. Damit sollen nicht nur Azubis und Schüler der Berufsschulen aus gewerblich-technischen Berufen angesprochen werden, sondern auch die angehenden Kaufleute. Aber auch der Fortbildung der Lehrer und nicht zuletzt allgemein bildenden Schulen soll die Lernfabrik 4.0 Impulse für den Umgang mit der Digitalisierung geben. Im Mittelpunkt steht eine echte kleine Produktionsstraße, die in Räumen des Lemgoer Handwerksbildungszentrums ihren Platz finden wird. Bis Ende des Jahres soll sie betriebsfähig sein und dann "GlOWLamps" - Leuchtkörper - produzieren, die je nach Kundenwunsch verändert werden können. Damit sollen die Schüler die Möglichkeit bekommen, digitalisierte Produktion bis hin zur "Losgröße 1", also individueller Fertigung, in den unterschiedlichen Facetten simulieren zu können. Und zwar von Lagerhaltung und Warenbedarf über Produktion und Vertrieb bis hin zu Bewirtschaftung, Logistik und Controlling. CPF oder Cyberphysikalische Fabrik heißt dieses Baby, angelehnt an den amerikanischen Begriff für digitalisierte Produktion. Die vier Berufskollegs in Lemgo und Detmold sind dabei nicht nur Nutznießer der Technik, sondern selbst auch Teil der Lernfabrik, denn sie bringen sich auch selbst ein, beispielsweise in der Vorfertigung für die Lampe, im Vertrieb oder beim Thema Logistik - sei es über ihre Bildungsgänge für Kaufleute und technische Berufe oder über die Schülerfirmen. Erstes sichtbares Zeichen: Die Schülerfirma "Klare Linie" des Hanse-Berufskollegs hat das Logo entworfen. Das Projekt kostet rund 4,7 Millionen Euro; rund 80 Prozent dieser Summe übernehmen Bund und Land als Teil der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW). Den Rest trägt der Kreis als Schulträger. Bereits unterwegs ist ein weiterer Antrag, mit dem Förderung für ein Anschlussprojekt mit einem Volumen von 6,4 Millionen Euro bis 2020 erreicht werden soll. Der Kreis Lippe hat seinen Eigenanteil dazu bereits beschlossen. Mit dem Geld sollen alle Bereiche der Bildung an den Berufskollegs für die Digitalisierung erschlossen werden. Landrat Dr. Axel Lehmann nannte das Vorhaben ein "Stück Zukunftssicherung für Lippe".