Lage. Pelze haben Menschen schon seit Urzeiten vor Kälte gewärmt. Als Symbol für Reichtum waren sie lange nur gut Betuchten vorbehalten, in der Nachkriegszeit konnten sich jedoch auch Bürgerliche einen Zuchtpelz leisten. Dann gingen die Tierschützer auf die Barrikaden – viele gute Stücke blieben in Schränken und auf Dachböden hängen .Der Lagenser Kürschner Thorsten Pohle findet das schade und verpasst Nerz und Persianer neuen modischen Pfiff. „Irgendwie müssen die alten Pelze verwertet werden", sagte sich der Inhaber eines Pelz- und Modegeschäftes und überlegte, wie er den Recyclinggedanken im Sinne der Umwelt umsetzen kann. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war, ein Gewebe zu finden, das Wind und Wetter trotzt, aber keine neuen Ressourcen verbraucht. Kunststoffe wie in vielen Wetterjacken kamen natürlich nicht in Frage. Es sollte etwas Natürliches und Atmungsaktives sein. Bei einem Anbieter von Militaria fand er alte Zeltbahnen aus Baumwolle, die Soldaten vor 50 Jahren in Algerien genutzt haben sollen. „Spannend ist, dass die Zelte ein Etikett haben; selbst die Knöpfe, Kordeln und Ösen sind noch erhalten", staunte Pohle. Er ließ die meterlangen Bahnen waschen und neu imprägnieren. Dann überlegte er sich ein modisches Design, um dem verstaubten Pelzimage Contra zu bieten. Herausgekommen sind Mäntel in drei verschiedenen Schnitten, in modischer A-Form oder als Parkas, mal klassisch oder mehr sportiv. Die Pelze werden in die Baumwollstoffe, die jederzeit gewaschen werden können, hineingeknöpft. Selbst der schwarze Persianer erhält so einen modischen Chic. Apropos Persianer: Pohle erklärt, dass es sich um die Wolle von jungen Karakul-Schafen handelt, die in Namibia oder Südafrika leben. Die Haltbarkeit der Pelze betrage 30 bis 60 Jahre, weiß der Kürschner – je nach Lagerung. Sie würden auch eine vierte Umarbeitung anstandslos mitmachen. „Es gibt kein anderes Kleidungsstück, das sie so oft verändern können", sagt Pohle. Und Pelze seien biologisch abbaubar. Bislang hat er die Zeltbahnen in ihrer natürlichen Farbe belassen – also in Sand, Olive oder Anthrazit. „Doch wir experimentieren gerade mit Farben. Das muss die Kundin entscheiden." Die Näharbeiten sind reine Handarbeit – klar, dass so ein Designerstück seinen Preis hat. Der hänge von der individuellen Fertigung ab, will der Lagenser nicht zu viel verraten. Pelze heute Beim Verkauf gebrauchter Pelze bekommt man nicht viel Geld, aber es gibt Alternativen. Der Deutsche Pelzverband in Frankfurt erklärt, dass sich heute gerade umweltbewusste Menschen für Pelz entscheiden. 70 Prozent der Designer in New York, Paris, Mailand und London zeigten Pelze in ihren Winter-Kollektionen. Barbara Sixt vom Verband: „Pelz ist ausgesprochen langlebig. Er kann von einer Generation zur nächsten weitergereicht werden. Dabei wird er oftmals auch umgearbeitet, um den aktuellen, modischen Ansprüchen zu genügen. Der Ideenvielfalt und dem kürschnerischen Können sind diesbezüglich keine Grenzen gesetzt." Pelze könnten als Decken oder Kissen umgearbeitet werden. Sie sollten niemals in Heizungsnähe getrocknet und in kühlen Räumen luftig gelagert werden.