Sally Perel erzählt seine Geschichte des Hitlerjungen Salomon

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Autogramme: Sally Perel signiert Bücher für Mikail Bas, Nastassia Rzeczkowski und Maid Dück (von rechts). Dahinter stehen Rotary-Präsident Frank Krause (links) und Stefan Sudholt. - © Karin Prignitz
Autogramme: Sally Perel signiert Bücher für Mikail Bas, Nastassia Rzeczkowski und Maid Dück (von rechts). Dahinter stehen Rotary-Präsident Frank Krause (links) und Stefan Sudholt. (© Karin Prignitz)

Oerlinghausen. Die wohl wichtigste Botschaft, die Sally Perel seinen 500 Zuhörern mit auf den Weg gegeben hat, ist diese: „Ich wünsche mir, dass ich neue Zeitzeugen hinterlassen habe, damit die Wahrheit, die sie gehört haben, wach bleibt."

Trotz seiner 91 Jahre wird Perel nicht müde, davon zu erzählen, wie er den Zweiten Weltkrieg als Jude überlebt hat. Als Hitlerjunge Salomon, denn Perel entkam dem Holocaust in der Uniform der Nazis und überlebte ihn mit falscher Identität als Jupp Perjell in einem Internat der Hitlerjugend. Zweieinhalb Stunden lang verfolgen jugendliche sowie Erwachsene Zuhörer die Ausführungen Perels, hängen an den Lippen des kleinen Mannes mit dem wachen Verstand.

Mucksmäuschenstill ist es in den Reihen. Perel, der die ersten Kinderjahre in Peine verbrachte und heute in Israel lebt, erzählt, wie die Eltern ihn und seinen älteren Bruder gehen lassen, um ihnen ein Überleben zu ermöglichen. Packend schildert der 91-Jährige die innere Zerrissenheit während seines Doppellebens. „Die Juden waren Opfer, die Deutschen Täter, ich war beides." 40 Jahre hat Sally Perel gebraucht, ehe er seine Geschichte aufgeschrieben hat. Eine „kolossale Befreiung und Selbsttherapie" sei das gewesen, schildert Perel.

Die ständige Angst, entdeckt zu werden, das Leben in zwei verschiedenen Welten, davon erzählt der einstige Hitlerjunge in der Aula ebenso emotional wie von seinem Entsetzen, „dass Menschen zu so etwas fähig sein können". Zum Massenmord an den Juden, auch an Kindern und Babys. „Darauf kennt selbst der Teufel keine Antwort." Eindringlich schildert Perel aber auch, wie es den Nazis gelang, schließlich auch ihn mit den „Gifttropfen" ihrer Ideologie zu infizieren.

Die Frage einer Schülerin, warum er, der aus einer gläubigen jüdischen Familie kommt, nicht mehr an Gott glaubt, beantwortet Perel so: „Holocaust und Gott, das geht  nicht zusammen. Ich habe Gott in Auschwitz gelassen." Die jungen Zuhörer interessiert vor allem, ob Perel Parallelen zur AfD sieht: „Auch damals in der Weimarer Republik hat es so begonnen. Die selben Parolen, die selbe Gefahr." Seine Lebensaufgabe sei es daher, die Jugend gegen den wieder aufkeimenden Neonazismus zu schützen.

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