Oerlinghausen. Gruppen von jeweils fünf Personen – schwarze T-Shirts, Rucksäcke und feste Schuhe – schwärmten jetzt durch die Oerlinghauser Innenstadt. Was mochten sie wohl mit ihren GPS-Geräten treiben? Der Hintergrund ist schnell aufgeklärt: Es waren Geocacher. Diese „digitalen Pfadfinder" veranstalten moderne Schnitzeljagden, eine Mischung aus Denksport und Geländespiel. 90 Teilnehmer aus allen Teilen der Bundesrepublik haben in der Bergstadt ihre 15. Deutsche Meisterschaft im Geocaching ausgetragen. Der Weberpark wurde an diesem Tag zum „Kryptopark" erklärt. Denn hier warteten acht knifflige Aufgaben, um das Geheimnis des versteckten Behälters („cache") zu lüften. Zu Beginn rief Arend aus Melle dem Team aus Ilmenau noch zu: „Achtet genau auf alles, was ihr seht." Doch der Tipp ging ins Leere, denn das Quintett aus Thüringen konnte das Lösungswort nicht innerhalb der vorgegebenen 13 Minuten herausfinden. „Wir haben wohl den Zettel mit den Anweisungen nicht richtig verstanden", gestand Roberto. „Es war ein Fehler, dass ihn nur einer gelesen hatte." Die Ilmenauer erhielten im Weberpark zunächst keine konkrete Vorgabe. Rein intuitiv entdeckte die Gruppe dann am Brunnenschacht eine kleine Plastikkarte: eine sogenannte Peilung mit Meter- und Richtungsangabe. Von hier aus arbeitete sich das Team zu den nächsten acht Stationen weiter vor. „Wer hat den Park errichtet?", „Wo ist die Heimat der Haselnuss?", „Messt den Umfang der Sommerlinde in einem Meter Höhe" lauteten einige der Aufgaben. Viele Lösungen waren auf den vorhandenen Infotafeln abzulesen. Anderes wiederum, wie die Binärzahlen auf der Rückseite der Frauenstatue, ließ sich nur mit Hilfe einer App entschlüsseln. Manchmal hilft der Taschenrechner Am Wassertretbecken musste eine Röhre zugehalten werden, bis eine Dose mit weiteren Angaben zum Vorschein kam. Am Philosophenweg waren die Aufgaben in seltsamen Zeichen formuliert: Spiegelschrift, Morsealphabet, Handytastatur, Blindenschrift. Auch hier halfen Internet und Taschenrechner weiter, um die nächste Koordinate zu ermitteln. Den ganzen Tag, von 9 bis 18 Uhr, waren die Teams aus dem Ruhrgebiet, aus der Pfalz, der Lausitz und Lüneburg unterwegs. Die „Rübennasen" aus Hannover haben die Meisterschaft schon zweimal gewonnen. „Deshalb gehen wir das Ganze heute sehr entspannt an, wir wollen nicht schon wieder Ausrichter werden", meinte „Bob der Baumeister", der in Wirklichkeit Andreas heißt. „Das läuft alles eher anarchisch", ergänzte Thorsten aus Lüneburg. „Wir haben alle einen Nickname, einen Spitznamen. Und wir kennen auch keine Mitglieder und keine Vereine im klassischen Sinn." „Geocacher sind meistens zwischen Mitte 40 und 50 Jahre alt", berichtete Markus, einer der „Fünf Steinweisen". „Es machen Selbstständige, Sozialarbeiter, Lehrer und Büroangestellte mit. Aber die Berufe sind eigentlich egal, das Wichtigste ist die Gemeinschaft." In der Tat, erläuterte Cirsten Jacob aus Bielefeld-Ubbedissen, beim Geocaching werde vor allem der Teamgeist gefördert, „Man merkt sofort, wenn die Harmonie stimmt." Die junge Frau gehört mit weiteren Geocachern aus Halle, Bielefeld und Melle zum Team „13", den Siegern des Vorjahres. Monatelang haben sie das Gelände erkundet, die Aufgaben ausgeknobelt und mit vielen beim Wettbewerb die Zwischenstationen besetzt. Per Internet haben sich 35 Teams für die Meisterschaft beworben, 18 von ihnen konnten sich qualifizieren. Am Ende gewannen die „Düsselschläger" aus der NRW-Landeshauptstadt. Im Unterschied zu den meist männlichen Teams gehörten ihnen auch zwei Frauen an. Den zweiten Platz erreichte das Team Hildesheim. Auf Platz drei landeten punktgleich das Team „Knüll" aus Nordhessen sowie „Schnickschnack Muddastadt" aus Berlin. Ebenso wie Markus lobten viele Teilnehmer das Team „13". Die Ausrichter aus OWL hätten in Oerlinghausen eine „tolle, naturnahe Landschaft ausgesucht und interessante Caches gelegt". Cirsten Jacob versicherte: „Selbstverständlich werden alle versteckten Behälter und Hinweisschilder wieder entfernt."