Bad Lippspringe/Schlangen. Rund um den Truppenübungsplatz Senne wackeln seit Anfang des Jahres wieder die Wände und vibrieren die Fensterscheiben. Das dreiwöchige Manöver der britischen Streitkräfte mit rund 1400 Soldaten und Kampfpanzern ist in den Anrainerkommunen und sogar bis in den angrenzenden Kreis Höxter zu hören. Über den Lärm und die aktuellen militärischen Aktivitäten beschwert sich nun die Initiative Schlangen 4.0 in einer Stellungnahme. Auch mit dem offiziellen Ende der Artillerieübungen – täglich wird von 8 bis 17 Uhr mit scharfen 150-Millimeter-Geschossen gefeuert – kehre keine Ruhe ein. Die ganze Nacht über sei das Dröhnen von Kettenfahrzeugen zu hören. Auch der Sonntag bilde dabei keine Ausnahme. Neben Artillerie seien auch immer wieder Handfeuerwaffen und Schützenpanzer unüberhörbar. „Neben den britischen Streitkräften beschallen auch Kampfjets vom Luftwaffenstützpunkt Nörvenich zunehmend alle Sinne in der Senne", wie die Initiative schreibt. Über das Lärmmeldeformular der Initiative Schlangen 4.0 seien zahlreiche Mitteilungen besorgter Bürgerinnen und Bürger eingegangen. Manche haben Angst um ihre Gesundheit, andere um ihre Häuser, die von Erschütterungen und Druckwelle Schaden nehmen könnten, andere sorgen sich um ihre Tiere und sehr viele um die Natur in der Senne. Dieser nationalparkwürdige Hotspot von europaweiter Bedeutung für Flora und Fauna sei der Willkür der britischen Streitkräfte unter dem Deckmantel von NATO-Operationen hilflos ausgeliefert, heißt es in der Stellungnahme. Laut der Initiative würden bislang unberührte Bereiche des Truppenübungsplatzes für den erweiterten Übungsbetrieb aufbereitet. So sollen wertvolle Binnendünen für Zielvorrichtungen aufgegraben, Schützengräben in den kostbaren Tälern der Sennebäche angelegt, Bäume gefällt und neue Panzertracks angelegt worden sein. Kampfhubschrauber kreisen über Siedlungen Auch Kampfhubschrauber sollen außerhalb der Grenzen des Übungsplatzes über Siedlungen und Kureinrichtungen kreisen und im Tiefflug Mensch und Tier verschrecken. Die Schlänger Bürgerinitiative will auch von neuen Plänen der Briten erfahren haben: So plane man die Kasernen in Sennelager zu renovieren und auszubauen, und somit die militärische Präsenz immer weiter aufzurüsten. „Die einstmals als Hoffnungsträger für Tourismus, Regionalentwicklung und Gesundheitsregion gehandelte Gebietskulisse rund um die Senne verkommt zu nicht viel mehr als einem Außenposten des Empires für die Dinge, die man nicht gerne vor der eignen Haustür macht oder hat. Im dicht besiedelten Ostwestfalen-Lippe können die Briten ohne Gegenwind den Lärm machen, den sie so auf elegante Weise von ihrer eigenen Bevölkerung fernhalten", schreibt die Initiative. Selbst auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges sei ein ausgewogenes Miteinander von Militär, Natur und Mensch möglich gewesen. Dieses Gleichgewicht sei aus Sicht der Initiative in den letzten Jahren zu Gunsten der Briten und zu Lasten der Region gekippt. Im Interesse der Bevölkerung und der Region fordert Schlangen 4.0 erneut von deutscher Seite eine strenge Überwachung der Lärmimmissionen auf und um den Truppenübungsplatz. Darüber hinaus müsse gewährleistet werden, dass die Senne für die Bevölkerung zugänglich sei. Gegebenenfalls sei die Senne-Vereinbarung im Interesse der hier lebenden Menschen neu zu verhandeln. Zudem sollten die deutschen Verantwortlichen mit Vehemenz den Erweiterungsplänen der Briten entgegenwirken. Ein ganzjähriger 24/7 militärischer Übungsbetrieb habe in der Gesundheitsregion Ostwestfalen-Lippe keinen Platz. Die Entwicklungsperspektiven der Region und die Lebensqualität der hier lebenden Menschen dürften sich nicht den eigennützigen Plänen der Briten unterordnen.