Löhne. Wieder ist ein Rentner aus Löhne in die Fänge von dubiosen Telefonsex-Anbietern geraten. Der 71-Jährige glaubte die Nummer einer "Oma (70)" gewählt zu haben, die er in der Rubrik "Kontakte" seiner Zeitung entdeckt hatte. "Das war eine ganz normale Telefonnummer", erzählt er. Doch statt einer reifen Frau im interessanten Alter erlebte der Rentner eine teure Überraschung.<br /><br />Wochen später forderte ein in Prag ansässiges Inkassobüro namens "Euro Inkasso Solutions s.r.o." 90 Euro pro Telefonanruf. Der Rentner zahlte nicht, die Forderungen wuchsen. Schließlich übernahm das Münchner Institut "Allinkasso" die Forderungen. Die Sache wurde brenzlig, denn deutsche Büros mit gerichtsfester Zulassung können Schufa-Einträge erwirken.<br /><br />Es sind dieselben Inkassobüros, die auch dem Rentner Hans-Ulrich M. gesalzene Rechnungen schrieben, über den diese Zeitung Anfang Februar berichtete. Dieser Rentner hatte sich erfolgreich mit einem Musterschreiben der Verbraucherzentrale gewehrt. In beiden Fällen ging es um vermeintliche Telefonsex-Dienstleistungen der Firma "R.M.I." vom Wickhams Cay 1, aus Road Town auf der britischen Jungferninsel Tortola. Die Masche erinnert außerdem an ähnliche Fälle der gleichen Firma im Jahr 2010.<br />"Ich war neugierig"<br /><br />Dreimal hatte der 71-Jährige von seinem Festnetztelefon bei "Oma (70)" angerufen. Und danach noch dreimal von seinem Handy, weil er nicht glauben wollte, was er da zu hören bekam. "Ich war neugierig", erzählt er.<br /><br />An die Telefonnummer kann er sich nicht mehr erinnern, vom Telefon ist sie gelöscht und auf den exorbitant hohen Rechnungen ist sie nicht aufgeführt. Den Anruf aber hat der Rentner gut in Erinnerung: Automatenstimmen lenkten ihn durchs Gespräch. "Bin ich in der Zeile verrutscht?", fragte sich der Rentner, bis endlich etwas zu hören war.<br /><br />Aus dem Lautsprecher tönte eine Art Hörspiel. Offenbar bezirzte da eine reife Frau einen Mann und säuselte: "Wir älteren Frauen sind ja auch viel erfahrener." Viel mehr passierte nicht. Der Rentner legte auf.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">"Da hat er es gebeichtet"</span><br />Eine rundum enttäuschende Erfahrung für den 71-Jährigen. "Das ging überhaupt nicht zur Sache", sagt er. Seine Ehefrau sitzt während dieser Erzählungen neben ihm auf dem Sofa und schweigt. Als sich die Mahnungen im Briefkasten häuften, musste der Ehemann handeln. "Da hat er es gebeichtet", erzählt seine Frau lachend. Danach ging's direkt zum Rechtsanwalt, um größeren Schaden abzuwenden. Ihren Kindern haben die beiden nichts erzählt und das soll auch so bleiben, weshalb beide ihre Namen nicht auf nw.de lesen möchten.<br /><br />Die Geschichte ging jedoch noch weiter. Der 71-Jährige bekam auf einmal merkwürdige Anrufe auf sein Handy. Am anderen Ende war jemand, der sich als Mitarbeiter des Finanzamts ausgab. Er habe ein dringendes Einschreiben losgeschickt und wollte wissen, ob die Adresse stimme. Der 71-Jährige war so perplex, dass er Wohnung und Hausnummer preisgab. Umgehend flatterten drei weitere Rechnungen über die Handy-Gespräche ins Haus. Dabei habe ihn die Telefonverbindung nur 27 Cent gekostet, erzählt der Rentner empört. Er hat das auf seinem Handy gecheckt. Unterm Strich sollte der 71-Jährige zuletzt inklusive Gebühren, Recherchekosten und Zinsen etwa 700 Euro bezahlen.<br /><br />Vor ein paar Wochen hat ihm sein Rechtsanwalt Entwarnung gegeben. Die Forderungen von den Jungferninseln hätten sich erledigt. Die Anwaltskosten hat der Rentner erleichtert bezahlt. Es war nur ein Bruchteil der Telefonsex-Forderungen.