Gütersloh/Bielefeld. Hiebe statt Liebe – auf diesen kurzen Nenner lässt sich ein Vorfall bringen, der sich im Mai des vergangenen Jahrs in einer Gütersloher Wohnung ereignet haben soll. Die 36-jährige Ermedina C. (Namen aller Betroffenen geändert) soll damals einen Bekannten in eine Falle gelockt haben.
Am Tatort warteten jedoch bereits zwei Männer und schlugen auf ihr ahnungsloses Opfer ein. Einer der Beteiligten soll der ebenfalls aus Gütersloh stammende Tabish P. gewesen sein. Nun muss sich dieser gemeinsam mit der Frau wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen schweren Raubs sowie weiterer Taten vor dem Bielefelder Landgericht verantworten.
Die Täter sollen auch eine Holzlatte verwendet haben
Die Staatsanwaltschaft geht von folgendem Geschehen aus: Am 20. Mai 2020 war die Angeklagte C. mit dem späteren Opfer Axel E. an der Stadtbibliothek verabredet. Die 36-Jährige gab vor, sich mit E. in ihre Wohnung zurückziehen zu wollen.
Am Zielort angekommen sollte sich jedoch herausstellen, dass das vermeintliche Liebesnest in Wirklichkeit die Wohnung des nun ebenfalls angeklagten Tabish P. (24) war. Als Ermedina C. und ihr Gast die Wohnung betraten, traten verabredungsgemäß Tabish P. und ein bislang unbekannter Mittäter aus dem Schlafzimmer hervor. Die beiden Männer schlugen auf E. ein, Tabish P. soll dabei auch eine Holzlatte verwendet haben.
Plötzlich Messer auf der Michaelis-Kirmes gezückt
Die Angreifer durchsuchten ihr Opfer, P. nahm diesem 750 Euro Bargeld sowie ein Handy ab. Schließlich gelang es Axel E., dem Angeklagten zumindest das Telefon wieder zu entreißen und aus der Wohnung zu fliehen.
Doch ist dies nicht der einzige Vorfall, bei dem P. gewalttätig in Erscheinung getreten war: So war es laut Anklage am 28. September 2019 in den Abendstunden auf der Michaeliskirmes am Autoscooters zu einer Schlägerei zwischen mehreren Beteiligten gekommen, unter denen sich auch Tabish P. befunden haben soll.
Nachdem die Auseinandersetzung beendet war, trafen die Gruppen wenig später vor dem Kirmesgelände abermals aufeinander. Erneut kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung, in deren Verlauf P. schließlich ein Messer mit einer sieben Zentimeter langen Klinge zog.
Tiefe Schnittwunde zugefügt
Einer der Kontrahenten brachte den Angeklagten daraufhin durch einen Tritt gegen die Beine zu Fall. Doch stand P. wieder auf und stach in Richtung der Bauchgegend des Manns. Dieser schütze seinen Oberkörper mit den Armen, weshalb P. in den linken Unterarm seines Gegenübers stach und diesem eine tiefe Schnittwunde zufügte.
Mehrfach schlug der Angeklagte darüber hinaus bei verschiedenen Streitigkeiten zu. Unter anderem versetzte er der Schwester seiner Ex-Freundin einen Faustschlag ins Gesicht, als diese einen Streit des ehemaligen Paars schlichten wollte. Wenig später schlug er mit einer Holzlatte auf einen Busfahrer ein.
Angeklagte äußern sich bislang nicht
Des Weiteren ist P. angeklagt, sich vehement gegen seine Fixierung durch Polizeibeamte gesperrt zu haben, als diese ihn am 30. Januar 2020 in Gewahrsam nehmen wollten. Bei dem 24-Jährigen waren zudem mehrfach bei verschiedenen Kontrollen Klemmverschlusstütchen mit Marihuana sichergestellt worden.
In der Verhandlung vor der X. Großen Strafkammer teilten die Verteidiger Lutz Klose, Georg Schulze und Christina Peterhanwahr mit, dass sich ihre Mandanten derzeit nicht zu den Vorfällen äußern würden.
Der Prozess wird am 10. September fortgesetzt.