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Gütersloher erfindet Produkt für Reiterzunft und gewinnt Preis in Schweden

Ludger Osterkamp

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Bei der Gala in Stockholm: Simon Geldner (2.v.l.) hält die Gold-Urkunde. Links von ihm der Co-Gründer Anton Fast. - © Ophena
Bei der Gala in Stockholm: Simon Geldner (2.v.l.) hält die Gold-Urkunde. Links von ihm der Co-Gründer Anton Fast. (© Ophena)

Gütersloh. Er selber reitet gar nicht. Aber das macht nichts, schließlich soll es ja auch Fußballtrainer geben, die jeden Torschuss versemmeln, und Spirituosenhersteller, die keinen Tropfen anrühren. Simon Geldner und die anderen können trotzdem Ahnung von ihrem Metier haben. Geldner sogar so viel, dass er mit seiner Erfindung für die Reiterzunft den schwedischen Gründerpreis für Jungunternehmer gewonnen hat.

Geldner, 1992 in Gütersloh geboren, Abitur am Evangelisch Stiftischen Gymnasium, hat einen magnetischen Steigbügel erfunden. Den gab es bis dahin noch nicht. Die Laudatoren in Schweden preisen Geldner und dessen Kompagnon Anton Fast nun als Unternehmer, deren Produkt die Pferdesportindustrie revolutionieren werde. Unter den Augen des schwedischen Prinzen Daniel nahmen sie die Auszeichnung der Founders Alliance in der Stadthalle von Stockholm entgegen.

Das Produkt schon an Kunden in mehr als 70 Ländern verkauft

Mit ihrem Unternehmen Ophena, 2018 gegründet, verkaufen sie ihre magnetischen Steigbügel inzwischen in 70 Länder. Ihr Kundenkreis: Reiter aus allen Disziplinen, vor allem Springreiter. „Unser Steigbügel hilft, Unfälle zu vermeiden", sagt Geldner. Während Reiter bei anderen Steigbügeln mitunter durchrutschen und hängen bleiben, sollte das bei den Ophena-Produkten nicht passieren: Sie sind zur Seite offen, aber dennoch griffig; die magnetischen Einlagen in Steigbügel und Schuh verschaffen zusätzlichen Halt, ohne zu fixieren.

Ausgezeichnet: Simon Geldner (r.) und Anton Fast mit der Siegerurkunde. - © Ophena
Ausgezeichnet: Simon Geldner (r.) und Anton Fast mit der Siegerurkunde. (© Ophena)

„Es war von Vorteil, dass Anton und ich keine Reiter sind", berichtet Geldner. „Auf diese Weise konnten wir unvoreingenommen unsere Idee entwickeln." Eine Million Mark Umsatz machen sie mittlerweile pro Jahr, ganz ordentlich, aber ausbaufähig. Im nächsten Jahr, so kündigen sie an, kämen weitere Produkte auf den Markt, Varianten des Erfolgsmodells.

Durchs Master-Studium in Schweden gelandet

2016 hatte es Geldner gen Norden verschlagen. Nachdem er an der Fachhochschule Bielefeld und beim Verler Unternehmen Beckhoff Automation sein praxisintegriertes Bachelor-Studium in Mechatronik/Automation abgeschlossen hatte, drängte es ihn, einen Master in Business nachzulegen, möglichst im Ausland. Das Studium an der Chalmers University of Technology in Gothenburg, Schweden, klang exakt so praxistauglich und minimal-akademisch, wie es ihm vorschwebte. „Es hat sich erwiesen, dass das absolut die richtige Entscheidung war", sagt Geldner. Seit fünf Jahren lebe er nun in Göteborg, einer Großstadt mit 580.000 Einwohnern an der Westküste des Landes. Er fühle sich wohl dort, die Weihnachtstage verbringt er in Gütersloh.

Das Produkt: Der Steigbügel ist an den Seiten offen. Magnete im Bügel und in der Schuheinlage halten den Fuß stabil. - © Ophena
Das Produkt: Der Steigbügel ist an den Seiten offen. Magnete im Bügel und in der Schuheinlage halten den Fuß stabil. (© Ophena)

Aufgabe während seines Masterstudiums war es, mit Kommilitonen Teams zu bilden und ein marktfähiges Produkt zu entwickeln. Nicht einfach – aber Geldner und Anton Fast gelang es. Sie recherchierten über das Risiko von Steigbügeln, betrieben Marktforschung und erstellten Businessanalysen. Am Ende überführten sie – wie von der Uni idealerweise erwünscht - ihr Studienprojekt in eine Aktiebolag, die schwedische Form einer GmbH. „Seither", so Geldner, „läuft es sehr erfolgreich weiter."

Ihr Produkt sei in der Reiterszene eingeschlagen, die Verbindung von Sicherheit und Eleganz komme an. Ophena verkauft ausschließlich online direkt an die Kunden. Auf der Firmenhomepage rühmt sich Ophena als „High-End-Pferdemarke aus Schweden".

Den Gründerpreis 2021 der Founders Alliance verliehen zu bekommen, habe ihn umgehauen, so Geldner. Er glaube nicht, dass sich das direkt in Verkaufszahlen niederschlagen werde, aber es könne helfen, in schwedische Unternehmerkreise geschnuppert zu haben und Netzwerke bilden zu können. Bei der Preisverleihung seien viele erfolgreiche Unternehmer zugegen gewesen, unter ihnen die Gründer der größten und schnellst-wachsenden schwedischen Firmen.

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