Der Giftnotruf wird immer häufiger wegen Vitamin D gewählt

Auch in NRW hat sich die Anzahl der Anrufe in den vergangenen Wochen erhöht. Wie stehen Experten zu Nahrungsergänzungsmitteln – und was tun bei einer Überdosierung?

Andre Schneider

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Der Giftnotruf wird immer häufiger wegen Überdosierungen mit Vitamin D angerufen. - © dpa
Der Giftnotruf wird immer häufiger wegen Überdosierungen mit Vitamin D angerufen. (© dpa)

Hoch dosierte Vitamin-D-Präparate können gefährlich werden. Ihre Einnahme sollte unbedingt mit einem Mediziner abgesprochen werden, raten Experten jetzt. Der Grund: Die Giftnotrufzentralen verzeichnen immer mehr Anrufe wegen Überdosierungen.

Zuletzt sorgten Berichte aus Erfurt für Aufsehen. In diesem Jahr habe es bereits 162 derartige Fälle und damit 31 mehr als 2021 gegeben, sagte die Leiterin des dortigen Giftinformationszentrums, Dagmar Prasa.

Auch in Nordrhein-Westfalen ist das zu beobachten. "Auch ich kann bestätigen, dass es zu vermehrten Anrufen wegen Vitamin D kommt", erklärte die promovierte Medizinerin Carola Seidel vom Giftnotruf NRW in Bonn auf Anfrage dieser Redaktion. "Ob daraus immer eine Vergiftung entsteht, ist zweifelhaft, weil Vitamin D eine sehr große therapeutische Breite hat", so Seidel.

Corona als Ursache für Überdosierungen?

Möglicherweise hänge der Trend mit Corona zusammen und der Auffassung, dass Vitamin D vor Infektionen schütze, sagte Dagmar Prasa. Es seien zum Teil sehr hoch dosierte Präparate auf dem Markt – auch als Nahrungsergänzungsmittel. "Wenn man sich da in der Dosierung vertut und statt einem Tropfen einen Milliliter nimmt, hat man doch schon eine deutliche Überdosis", erklärte Prasa.

Bei einer übermäßig hohen Einnahme von Vitamin D durch Nahrungsergänzungsmittel können heftige Folgen entstehen, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) verdeutlicht. Denn dann erhöhe sich der Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie). Die Folgen: Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfe, Erbrechen oder in schweren Fällen sogar Nierenschädigungen, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und Tod. Da Vitamin D im Körper gespeichert werden kann, ist neben einer akuten auch eine schleichende Überdosierung möglich.

Grundsätzlich kann der Körper laut RKI auch Vitamin-D-Reserven im Fett- und Muskelgewebe anlegen, auf die der Körper dann im Winter zurückgreifen kann. Der Aufbau dieses Speichers kann jedoch durch äußere Einflüsse wie die Witterungsbedingungen im Sommer beeinflusst werden. Wer im Sommer wenig draußen in der Sonne ist, ist der UV-B-Strahlung weniger ausgesetzt und kann infolgedessen auch weniger Vitamin D bilden.

Was tun bei einer Überdosierung?

Zu viel Vitamin D kann schädlich sein. Gespeichertes Vitamin D hat nach Angaben des Arzneimittel-Herstellers "Stada" eine Halbwertszeit von zwei Wochen. Der Vitamin-D-Spiegel sinkt also mit der Zeit. Bei einer möglichen Überdosierung sollte sofort damit aufgehört werden, ein Präparat einzunehmen. In extremen Fällen wird mit Medikamenten oder Infusionen behandelt.

Fakt ist, darin sind sich Experten einig: Vitamin-D-Präparate sollten nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

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