NRW bleibt Stauland Nummer 1 - wo der Verkehr in OWL am häufigsten steht

2022 standen die meisten Autofahrer in Nordrhein-Westfalen im Stau. Das hat laut dem ADAC konkrete Gründe - und die ließen sich beheben.

Wiebke Wellnitz

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NRW ist das Stauland Nummer 1 in Deutschland. - © dpa
NRW ist das Stauland Nummer 1 in Deutschland. (© dpa)

Mehr als 100.000 Stunden Stau: Wer in Nordrhein-Westfalen auf den Autobahnen unterwegs ist, der braucht ähnlich viel Geduld wie bei Verspätungen der Bahn. Denn in keinem anderen Bundesland staut sich der Verkehr so lang und häufig wie in NRW. Auch Autobahnen in OWL sind häufig überlastet. Das geht aus der Staubilanz des ADAC hervor.

In NRW verlaufen mehr als 2.200 Autobahnkilometer. Und die sind nach Angaben des ADAC häufig überlastet und viel zu voll. Deshalb steckten 2022 landesweit Autofahrerinnen und Autofahrer insgesamt 4.341 Tage in Stau oder stockendem Verkehr fest. Die 160.000 Staus in NRW machen ein Drittel aller Staus in ganz Deutschland aus. Dahinter folgen Bayern und Baden-Württemberg.

Trotz der Rekordwerte im bundesweiten Vergleich hat sich das Stauaufkommen im Vergleich zu der Vor-Corona-Zeit nach Angaben des ADAC verringert. Dennoch: "Mehr Autofahrten ins Büro statt Homeoffice-Tage, bis zu 470 Baustellen pro Monat und zahlreiche marode Brücken in NRW haben das Autobahnsystem gerade zu den Stoßzeiten teilweise wieder ans Limit gebracht", erklärt ADAC-Verkehrsexpertin Birgit Kastrup. Besonders deutlich sei das am 14. September gewesen. An diesem Tag habe es in NRW 691 Staustunden gegeben, so viel wie an keinem anderen Tag. Der Grund: An diesem Tag fand wieder der reguläre Schulunterricht statt.

2023 wird eine weitere Zunahme erwartet

Baustellen und marode Brücken seien "absolute Stau-Magneten", unterstreicht der ADAC. Michael Schreckenberg, Stauexperte an der Universität Duisburg-Essen, präzisiert: "Hauptursache ist die Überlastung." Die Baustellen und maroden Brücken verstärkten die Behinderungen. Seine Prognose ist wenig ermutigend: "Wir werden 2023 eine weitere Zunahme haben."

Das Verkehrsministerium NRW teilt zum Thema auf Anfrage mit: "In den nächsten Jahren müssen allein in Nordrhein-Westfalen etwa 873 Autobahnbrücken saniert werden. Doch im letzten Jahr wurden gerade einmal 40 Sanierungen durch den Bund geschafft." Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) fordert: "Wir brauchen bei der Sanierung und dem Erhalt der Autobahn-Infrastruktur mehr Tempo, statt immer mehr Geld in den teuren Neubau zu stecken. Hier setzt der Bundesverkehrsminister falsche Prioritäten."

Hier staut es sich in OWL am häufigsten

Besonders belastet waren im vergangenen Jahr die A1, A3, A40, A42, A43, A45 und A46. Der Autobahnabschnitt mit den meisten Stauereignissen war die A43 zwischen Wuppertal und Recklinghausen (12.546 Meldungen), zu den bundesweiten Stauschwerpunkten gehörte vor allem die Region Köln. Doch wie war die Situation in OWL?

Besonders häufig staute sich der Verkehr auf der A33 zwischen dem Autobahnkreuz Wünnenberg-Haaren und der niedersächsischen Landesgrenze. Allein auf diesem Abschnitt gab es insgesamt 1.935 Staumeldungen mit einer Gesamtdauer von 1.118 Stunden und einer Gesamtlänge von 2.903 Kilometern. Ähnlich überlastet war auch die A2 zwischen der Anschlussstelle Herzebrock-Clarholz und der niedersächsischen Landesgrenze. 1.192 Staus führten zu 916 Stunden Wartezeit und insgesamt 2.341 Kilometern Staulänge.

Auch im Süden OWLs war Geduld gefragt: Auf der A44 sorgten 874 Staus für 692 Staustunden mit einer Gesamtlänge von 1.511 Kilometern. Etwas weniger belastet war die A30: Doch auch im Norden Ostwestfalens verursachten 489 Staus 242 Stunden Wartezeit auf einer Gesamtlänge von 500 Kilometern.

Deshalb staut es sich so häufig

Dass es in OWL, aber auch in NRW wieder häufig zu voll auf den Straßen ist, hat laut dem ADAC konkrete Gründe: Da es keine Corona-Beschränkungen mehr gebe, würden sich wieder mehr Arbeitnehmer zu den Stoßzeiten ins Auto setzen, um zur Arbeit zu fahren. Staus seien dann die Folge. Laut den Verkehrsexperten sollten Unternehmen darauf setzen, flexible Arbeitszeiten und Homeoffice zu ermöglichen. Das spare Zeit und vermeide Frust bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.

Zusätzlich würden auch Probleme in der Planung von Baustellen und die teils marode Infrastruktur den Verkehr massiv beeinträchtigen - gerade im Hinblick auf Brücken. "Gelingt es nicht, die maroden Brücken in den nächsten Jahren rechtzeitig zu sanieren oder durch neue Bauwerke zu ersetzen, droht ein Domino-Effekt. Weitere Brückensperrungen und Staus wären die Folge", prognostizieren die Verkehrsexperten.

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