Bielefeld. Blutungen nach einem Unfall können bei den meisten Menschen schnell gestillt und behandelt werden. Bei Hämophilie-Betroffenen bedeuten größere Verletzungen ohne die Gabe von Gerinnungsmedikamenten dagegen Lebensgefahr. Sie leiden an einem Gendefekt, der das Blut gar nicht oder nur sehr langsam gerinnen lässt. Therapien für eine vollständige Heilung sind jedoch kaum bezahlbar. Marco Radukic von der Universität Bielefeld will das ändern – und die Behandlung dieser und anderer Erbkrankheiten für jeden Betroffenen zugänglich machen. Das große Ziel seines Start-up-Unternehmens soll es künftig sein, die dafür nötige Technik zu entwickeln. Hierfür möchte Radukic mit regionalen Partnern kooperieren: "Ohne Teamarbeit geht das nicht." Industrieunternehmen und etablierte Pharmakonzerne sollen mithilfe der Technik schließlich Medikamente herstellen und vertreiben. Doch das dauert Zeit: Seit mehreren Jahren forscht der 30-jährige Biotechnologe nach einer Möglichkeit, korrigierte Gene zur Behandlung von Erbkrankheiten synthetisch herzustellen. Dafür greifen Forscher auf ein Virus aus der Natur zurück, dessen Genom durch das fehlende Gen ersetzt wurde. Dieses Verfahren würde die derzeit teuren Therapien deutlich kostengünstiger machen. "Aktuell bezahlen Erkrankte für eine einzelne Behandlung zwischen einer und drei Millionen Euro", so Radukic. Das können sich nur die wenigsten Gesundheitssysteme leisten. OWL bietet unterschiedliche Berufsperspektiven Seine Forschungstätigkeit an der Universität Bielefeld ist allerdings nur noch auf ein Jahr beschränkt. Fördergelder kommen aus dem Haushalt der Uni. Ein gewisser Zeitdruck, Fortschritte in der Forschung zu erzielen, sei demnach vorhanden. Im Anschluss hofft Radukic, mit seinem Start-up-Unternehmen in der Erforschung von Gentherapien durchzustarten. Das Studium der Molekularen Biotechnologie hat den Grundstein für seine Karriere gelegt, so Radukic. Den Anstoß, sich mit Gentherapie zu beschäftigen, gab ihm damals ein schwerkranker Freund. Absolventen haben aber auch andere Möglichkeiten in der Berufswelt. Ein Beispiel sei die Entwicklung von Impfstoffen: "Ohne den mRNA-Impfstoff hätten wir in der Pandemiebekämpfung vielleicht noch nicht die großen Fortschritte erzielt", so Radukic. So seien Mitarbeiter im MINT-Bereich extrem wichtig für die Wissenschaft und Gesellschaft. Er rät Unentschlossenen, sich in jedem Fall über ein MINT-Studium zu informieren. "Forscher sitzen nicht allein in ihrem Kämmerlein, sondern sind viel mit anderen Kollegen und Kolleginnen im Austausch." Es komme viel mehr auf Aufgabenteilung und gemeinsame Projektarbeit an. Für Absolventen sei es nach dem Studium nicht zwingend notwendig, für ihre Arbeit ins Ausland oder eine andere Stadt zu wechseln. Auch OWL biete in diesem Bereich Karrierechancen. "In der Biotechnologie gibt es sehr gute Fortschritte. Bielefeld gehört mit zu den erfolgreichsten Gründerszenen", sagt Radukic. Die Universität Bielefeld hat das erkannt und bringt ihren Beitrag unter anderem mit Stipendien ein. So wurde Radukic zwischen seinem Master und der Promotion gefördert und erhielt außerdem einen Mitarbeiter für eineinhalb Jahre, der ihm bei seiner Arbeit zur Seite stand. Falls Sie sich auch für ein MINT-Studium an der Universität Bielefeld interessieren, können Sie sich noch bis zum 1. April hier anmelden.