Neuer Name für Höxters Kaserne: Warum General Weber problematisch ist

Höxter. Bislang steht nur fest, dass sie einen anderen Namen bekommen soll. Wie der lauten wird, oder aber warum der alte Name nun eigentlich wegsoll, was ihn also traditionsunwürdig macht, wie es die Bundeswehr formuliert, dazu haben die Verantwortlichen bei der Truppe sich bislang ausgeschwiegen. Zumindest eine dieser beiden Fragen rückt nach Erkenntnissen der &bdquo;Neuen Westfälischen“ einer Erklärung näher.

Wie berichtet, soll die &bdquo;GWK“ umbenannt werden. Das in der Kaserne beheimatete ABC-Abwehrbataillon 7 sei bereits auf der Suche nach einem neuen Namen, heißt es aus der Kaserne. Von der Bundeswehr selbst war, trotz langwieriger Recherchen der &bdquo;Neuen Westfälischen“, keine Auskunft darüber zu bekommen, warum Weber als Namensgeber nach dem neuen Traditionserlass der Bundeswehr durchfällt.

Mehr als nur Hinweise darauf finden sich allerdings in dem Buch &bdquo;Garnisonstadt Höxter“ von Ernst Würzburger, das bereits im Jahr 2018 erschienen ist. Würzburger wiederum verweist darin auf ein Buch des Autors Jakob Knab, der sich als Kritiker der Traditionspflege der Bundeswehr einen Namen gemacht hat. Unter der Überschrift &bdquo;Freikorps, Geheimbünde und Verschwörer“ ist in seinem Buch über das Traditionsverständnis der Bundeswehr über den General zu lesen: &bdquo;Verschwörerbünde gab es zuhauf: [...] General Weber, Haudegen an allen Fronten, war Vorsitzender des Verbandes nationalgesinnter Soldaten (V.N.S.), der, wie alle diese Bünde, einen mehr oder weniger radikal antiparlamentarischen Kurs steuerte“, fasst Würzburger das Urteil Knabs über Weber zusammen. Wiederholt aufgelöst und verboten, habe sich der V.N.S. zuletzt Völkischer Soldatenbund genannt.

Falsche Person glorifiziert? Knabs Buch &bdquo;Falsche Glorie - das Traditionsverständnis der Bundeswehr“ ist bereits 1995 erschienen. Knab nennt den Verband nationalgesinnter Soldaten in einem Atemzug mit dem Stahlhelm, dem nur ehemalige Frontsoldaten beitreten durften. Nicht nur der Stahlhelm ist dabei bekannt als ein Verband, der die Dolchstoßlegende verbreitete, also behauptete, die Kriegsniederlage sei nur das Ergebnis der Politik &bdquo;innerer Reichsfeinde“ - der Sozialdemokratie, anderer demokratischer Politiker und des &bdquo;bolschewistischen Judentums“. Eine klassische Verschwörungserzählung. Die Gruppierungen um den Stahlhelm versuchten, alles dafür zu tun, um die verhasste Weimarer Demokratie zu überwinden, notfalls mit Gewalt.

Bereits im Jahr 2018 hatte Würzburger in seinem Buch auf diese Erkenntnisse Knabs hingewiesen. Im Traditionserlass der Bundeswehr heißt es, dass jene Teile ausgeschlossen werden aus der Tradition der Truppe, die &bdquo;unvereinbar mit den Werten unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung sind“. Zweifellos gilt das für einen General, der in einer Gruppe aktiv war, die aktiv die Beseitigung der Weimarer Demokratie verfolgte oder die Überwindung der Demokratie zumindest als erstrebenswertes Ziel erachtete. Nach Informationen der Redaktion hatte Würzburger das Bataillon bereits 2022 auf den Kentnissstand hingewiesen; Bataillonskommandeur Michael Gorzolka habe daraufhin im April 2023 beim &bdquo;Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr“ einen Antrag auf &bdquo;finale Prüfung der Traditionswürdigkeit von Generalleutnant Erich Paul Weber“ gestellt.

Vom Erkenntnisstand hätte das - eigentlich - zumindest früher geschehen können: Mit Einführung der neuen Traditionsrichtlinie sowie der Veröffentlichung des Buches von Würzburger wäre die damalige Bataillons- und Standortkommandatur eigentlich schon 2018 auf Wissensstand gewesen, dass sie diese Prüfung hätte in Auftrag geben sollen und müssen.

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