Das Herzzentrum Bad Oeynhausen schafft Fakten schon vor dem Wegzug des Krankenhauses

Bad Oeynhausen. Während die Mühlenkreiskliniken noch dabei sind, ihre Raumplanung für die Neubauten in Bad Oeynhausen und Espelkamp zu verfeinern und dem Förderantrag an das Land den letzten Schliff zu geben, schafft das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen schon Fakten. Die Landesklinik hat damit begonnen, eine eigene Gefäßchirurgie aufzubauen. Damit macht sich das HDZ in diesem Bereich unabhängig vom Krankenhaus Bad Oeynhausen – lange, bevor das seinen Standort neben dem HDZ verlässt und in den geplanten Neubau an der Auguste-Viktoria-Klinik umzieht.

Die Geschwindigkeit, mit der das HDZ seine Pläne in Beton, Betten und Operationssäle umsetzt, ist aber noch aus einem anderen Grund beeindruckend. Die für das HDZ neue eigene Abteilung für Gefäßchirurgie steht als eigenes Leistungsmerkmal erstmals in der aktuellen Krankenhausplanung des Landes NRW. Und die wurde erst Mitte Juni vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit (MAGS) öffentlich vorgestellt. Und keine sechs Wochen später rollen an der Brahmsstraße, wo die neue Gefäßchirurgie entstehen soll, schon die Bagger?

&bdquo;Es war keine Überraschung, dass das Ministerium keine Einwände hat“ &bdquo;Die Gespräche zur Krankenhausplanung liefen ja schon lange vorher“, sagt Karin Overlack, Geschäftsführerin des HDZ NRW. &bdquo;Und es gab zu keinem Zeitpunkt einen Dissens zu den vom HDZ beantragten Leistungsmerkmalen zur Gefäßchirurgie.“ Deswegen sei es nicht überraschend gewesen, dass auch das Ministerium keine Einwände dagegen hatte. &bdquo;Letzte Sicherheit darüber, wie die Krankenhausplanung für NRW aussieht, können wir aber erst Ende des Jahres haben, wenn sie uns schriftlich vorliegt“, sagt Overlack. Erst dann sollen die Bezirksregierungen die entsprechenden Feststellungsbescheide verschicken. &bdquo;Aber wir sind hinreichend sicher, so dass wir bauen können“, erklärt die HDZ-Geschäftsführerin im Gespräch mit der NW.

Hintergrund für das Projekt einer eigenen Gefäßchirurgie am HDZ sind wiederum die Pläne der Mühlenkreiskliniken, einen Neubau für das Krankenhaus in Bad Oeynhausen zu errichten. Und das soll – nach diversen Umplanungen – nun nicht mehr in der Nähe des jetzigen Standortes und damit in unmittelbarer Nachbarschaft zum HDZ, sondern an der Auguste-Viktoria-Klinik, die ebenfalls zu den MKK gehört, an der Kanalstraße gebaut werden.

Für Notfälle braucht das HDZ eine Gefäßchirurgie

Vor allem in zwei Aspekten ist dieser Umzug für das HDZ relevant. Zum einen arbeiteten Herzzentrum und Krankenhaus eng in Sachen Gefäßchirurgie zusammen. Gefäßchirurgische Eingriffe seien teilweise auch schon in der Vergangenheit im HDZ durchgeführt worden, aber von Ärzten des Krankenhauses, berichtet Overlack. Für Notfälle in der Herzchirurgie oder der Kardiologie – etwa bei Gefäß-Beschädigungen bei einer schwierigen OP – brauche das HDZ eine Gefäßchirurgie. Nun soll die eigene Gefäßchirurgie nicht nur räumlich, sondern auch personell aufgebaut werden. Dazu konnte das HDZ zum 15. Juli den Gefäßchirurgen Ernest Danch vom Krankenhaus gewinnen. Er soll nun die entsprechende Abteilung am HDZ aufbauen.

Die Umbauten im Haus laufen bereits seit einiger Zeit, wie die HDZ-Geschäftsführerin berichtet. Sie finden statt in der Station A2/1. Das war ganz früher mal die Kinderherzstation, dann die Intensivstation für die Kunstherz-Patienten. Zuletzt seien hier noch 24 Patientenbetten für die Kardiologie belegt worden, die dann aber umgezogen seien in das frühere Gebäude der Diabetesklinik. Wie Karin Oberlack erläutert, entsteht hier nun eine Station mit 34 Betten für die Gefäßchirurgie. In dem Anbau entstehen zwei Operationssäle, davon ein Hybrid-OP, in dem zeitgleich auch Katheter-Untersuchungen oder -eingriffe durchgeführt werden können. Dieser Hybrid-OP ist außer für die Gefäßchirurgie auch für kardiologische Eingriffe vorgesehen.

&bdquo;Das muss jetzt schnell gehen“ &bdquo;Der Aufbau der Gefäßchirurgie ist natürlich eine Reaktion auf die Pläne der Mühlenkreiskliniken zum Umzug des Krankenhauses Bad Oeynhausen“, bestätigt Overlack. Und sie betont: &bdquo;Das muss jetzt schnell gehen.“ Auch aus wirtschaftlichen Gründen: Der Bundesgesundheitsminister plant ein neues Krankenhaus-Finanzierungsgesetz auf Bundesebene. &bdquo;Das sieht ein Vorhaltebudget für die Leistungsgruppen in einer Klinik vor“, beschreibt Overlack das Vorhaben. Das heißt: Für ein angebotenes Leistungsspektrum bekommt das Krankenhaus eine Pauschale. Aber eben nur für solche Leistungen, die auch vorgehalten werden – also bereits vorhanden sind. &bdquo;Auch deshalb können wir nicht warten, bis die Mühlenkreiskliniken gebaut haben“, sagt Overlack. Dem HDZ würden in der Gefäßchirurgie ohne das Vorhaltebudget knapp 30 Prozent der Einnahmen fehlen, sofern die Leistungen nicht vorab tatsächlich vorgehalten werden, lautet die Rechnung der Geschäftsführerin.

Geplant ist ein Jahr Bauzeit für die Gefäßchirurgie. Die Station wird schneller fertig sein, die Operationssäle aber wohl erst im Sommer 2025. &bdquo;Und ohne zusätzliche OPs können wir die Gefäßchirurgie ja nur sehr eingeschränkt in Betrieb nehmen“, erklärt Overlack. Sie stellt in Aussicht: &bdquo;Wir wollen dann nicht nur alle unsere Patienten bei uns in der Gefäßchirurgie operieren, die bislang im Krankenhaus behandelt wurden. Wir wollen diesen Bereich auch deutlich ausbauen.“ Overlack geht von mehreren 100 Patienten pro Jahr in der neuen HDZ-Gefäßchirurgie aus.

Teurer Baum muss für Gefäßchirurgie weichen Vor zwölf Jahren ließ der damalige Geschäftsführer des Herzzentrums, Wilhelm Hecker, eine 40 Jahre alte Eiche pflanzen. Der &bdquo;außergewöhnliche“ Setzling war 15 Meter hoch und wog 13 Tonnen. Die Eiche, die mithilfe eines Autokrans am Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen eingepflanzt wurde, wurde nun für den Anbau ans HDZ abgesägt. Sie waren dem Anbau ans HDZ an der Ecke von Schützenstraße und Brahmsstraße im Weg. &bdquo;Die Eiche musste leider entfernt werden, sie stand mittig auf dem Grundstück“, bestätigt HDZ-Pressesprecherin Anna Reiss.

Und Karin Overlack, Geschäftsführerin des HDZ, erklärt: &bdquo;Wir können ja einen Operationssaal nicht um einen Baum herum bauen.“ Wie viel die Rieseneiche, die 2012 auf besonderen Wunsch des damaligen HDZ-Geschäftsführers Wilhelm Hecker gepflanzt worden sein soll, damals gekostet hat, das könne sie nicht mehr sagen, teilt Anna Reiss mit. Für die gefällten Bäume aber werde es einen Ausgleich geben. Wo und wie, das müsse aber noch geplant werden, so die HDZ-Sprecherin.

&bdquo;Als Nächstes bauen wir die neue Kita“ Und es gibt noch ein Projekt, dessen erste Umsetzungsstufe offenbar unmittelbar bevorsteht und das ebenfalls mit den Plänen der MKK zusammenhängt: &bdquo;Als nächstes bauen wir die neue Kita“, kündigt Overlack an. Die soll auf dem Grundstück des HDZ an der Schützenstraße entstehen, auf dem ursprünglich ein Mitarbeiter-Parkplatz eingerichtet werden sollte. Der aber wurde durch Klagen von Anwohnern verhindert. Nun soll hier ein Ersatz für die Kita &bdquo;Rappelkiste“ gebaut werden. Wenn der fertig ist, will das HDZ am alten Kita-Standort – an der Ecke von Brahmsstraße und Wielandstraße – eine Geburtsklinik bauen.hdz

Damit soll vor allem die Entbindung von Kindern mit angeborenen Herzfehlern in direkter Nachbarschaft zur Kinderkardiologie und Kinderherzchirurgie des HDZ sichergestellt werden, wenn das Krankenhaus seinen Standort gewechselt hat. Das HDZ baut die Geburtsklinik, will sie aber nach aktueller Planung an die MKK vermieten, die die Klinik dann betreiben werden. &bdquo;Wir gehen davon aus, dass wir mit dem Bau der Kita noch in diesem Sommer, spätestens im Herbst beginnen können“, sagt Karin Overlack. Angestrebt sei, die neue Kita, die weiterhin von einer Elterninitiative betrieben werden soll, möglichst zum Start des neuen Kindergartenjahres im Sommer 2025 in Betrieb zu nehmen, sagt HDZ-Pressesprecherin Anna Reiss.

&bdquo;Die Bauantragsunterlagen für die Kita werden derzeit im Bauordnungsamt bearbeitet“, bestätigt Kerstin Vornheder, Pressesprecherin der Stadtverwaltung. Eine Prognose, wann die Stadt die Baugenehmigung erteilen wird, wagt Vornheder nicht.

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