Kühlhaus in Paderborn dicht: Wie geht es für die Stute-Mitarbeiter weiter?

Paderborn. Was als Gerücht schon länger im Raum stand, ist seit Montag Gewissheit: Der Paderborner Lebensmittelhersteller Stute schließt die insolvente Unternehmenssparte Kühlhaus GmbH & Co. KG. Das Kühlhaus sei bereits seit Längerem aufgrund fehlender Aufträge nicht ausgelastet, hieß es dazu von Stute, und ein Investor konnte nicht gefunden werden.

Was bedeutet die Kühlhaus-Schließung für Paderborn?

Mit der Entscheidung vom Montag verlieren rund 200 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Das sei in dieser Größenordnung für Paderborn &bdquo;nicht alltäglich“, sagt Vera Ehrlich-Speckbrock, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Paderborn.

Auch Marco Trienes, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Paderborn, spricht mit Blick auf die betroffenen Mitarbeiter von einer &bdquo;äußerst bedauerlichen“ Entwicklung. &bdquo;Für den Wirtschaftsstandort Paderborn ist es natürlich keine gute Nachricht, dass ein so großes und bekanntes Unternehmen in die Insolvenz gehen muss“, sagt Trienes.

Wie geht es weiter bei Stute in Paderborn?

Am Hauptstandort an der Abtsbrede läuft der Geschäftsbetrieb der Stute Nahrungsmittelwerke unverändert fort, wobei auch für diesen Unternehmenszweig ein Insolvenzverfahren läuft. Hierfür wird weiter nach einem Investor gesucht, gleichzeitig sei ein Insolvenz- und Sanierungsplan auch ohne externen Investor laut Stute &bdquo;gut denkbar und in konkreter Vorbereitung“.

Der Betrieb am Standort an der Halberstädter Straße dagegen wird zum 1. August eingestellt und das Werk geschlossen. Die 206 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden somit in wenigen Tagen ein letztes Mal ihren Arbeitsplatz aufsuchen. Es soll laut Informationen der Redaktion einen Sozialplan geben und die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, in eine Transfergesellschaft zu wechseln, die voraussichtlich im August starten soll.

Wie funktioniert eine Transfergesellschaft?

Eine Transfergesellschaft hat das Ziel, von Arbeitslosigkeit bedrohten Arbeitnehmern möglichst schnell einen neuen Job zu vermitteln. Sie kann eingerichtet werden, wenn in einem Unternehmen Personal in einer bestimmten Größenordnung abgebaut wird.

&bdquo;Die Mitarbeiter haben mit erfolgtem Übergang in die Transfergesellschaft keine Präsenzpflichten im Unternehmen mehr“, erläutert Thomas Becker, der als Bereichsleiter im Operativen Service bei der Agentur für Arbeit unter anderem Transfergesellschaften betreut. Stattdessen bekommen sie einen Coach an die Seite gestellt, der mit ihnen individuelle Perspektiven erarbeitet. Weiterbildungsmaßnahmen, Bewerbungstrainings, Praktika, Probearbeiten – all das ist in der Transfergesellschaft möglich.

Welche Vorteile bietet eine Transfergesellschaft?

Mit dem Wechsel in eine Transfergesellschaft würden die Stute-Mitarbeiter nicht arbeitslos. Sie bekämen das Transferkurzarbeitergeld, das in der Regel 60 Prozent des letzten Nettogehaltes entspricht. Dieses kann vom Arbeitgeber aufgestockt werden – ob dies bei Stute der Fall wäre, ist nicht bekannt.

Unabhängig vom konkreten Fall gelte laut Becker ganz allgemein: &bdquo;Mit einer Transfergesellschaft wird der Arbeitnehmer nicht schlechter, sondern grundsätzlich immer besser gestellt.“

Wer schon ein neues Jobangebot habe, müsse nicht in die Transfergesellschaft wechseln. Entscheidend sei die Frage, wie jemand seine persönliche Perspektive auf dem Arbeitsmarkt einschätze. &bdquo;Was man feststellen kann: Die Akzeptanz steigt für gewöhnlich mit der Dauer der Transfergesellschaft“, sagt Becker.

Welche Perspektiven haben die Stute-Mitarbeiter?

&bdquo;Wir hoffen, dass die Transfergesellschaft die Mitarbeitenden bei der Entwicklung neuer beruflicher Perspektiven erfolgreich begleiten wird“, sagt WFG-Geschäftsführer Trienes. Der starke Wirtschaftsstandort Paderborn biete dafür sicherlich viele Möglichkeiten.

Auch wenn Vera Ehrlich-Speckbrock von der Paderborner Agentur für Arbeit sich konkret zum Fall Stute nicht äußern möchte, teilt sie die allgemeine Einschätzung: Der Bezirk Paderborn sei sehr dynamisch, es gebe immer wieder Ansiedlungen neuer Unternehmen.

&bdquo; Es gibt grundsätzlich für alle eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Natürlich kann es etwa abhängig vom Alter und dem Vorliegen einer Berufsausbildung ein Stück weit schwieriger sein oder zunächst eine Qualifizierung erfordern, aber eine Perspektive ist vorhanden.“

Was wird aus dem Stute-Standort an der Halberstädter Straße?

Zur Zukunft des Kühlhaus-Standortes an der Halberstädter Straße möchte sich die Stute-Unternehmensgruppe auf Anfrage der Redaktion aktuell nicht äußern.

Auch WFG-Chef Trienes ist zurückhaltend: &bdquo;Es ist spekulativ, jetzt über die zukünftige Nutzung nachzudenken.“ Vielleicht fänden sich interessierte Unternehmen aus der Branche, die das Kühlhaus weiterführen wollen, sagt er.

Das Interesse an der Fläche im Gewerbegebiet Mönkeloh mit guter Anbindung zur A33 dürfte angesichts knapper Gewerbeflächen in Paderborn jedenfalls nicht gering sein. Am Grünen Weg etwa plant bereits das Bauunternehmen Bremer eine Erweiterung auf der angrenzenden Stute-Fläche.

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