HSG-Außen Franziska Müller strebt Klassenerhalt und Nationalteam an

Dietmar Welle

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<p class="articletextcaption">Eine Vorzeigehandballerin: Die gebürtige Berlinerin Franziska Müller von der HSG Blomberg-Lippe spricht vom Lipperland als ihrer zweiten Heimat und will mit der Mannschaft wie im Nationalteam erfolgreich sein.</p> 
- © Vera Gerstendorf-Welle

Eine Vorzeigehandballerin: Die gebürtige Berlinerin Franziska Müller von der HSG Blomberg-Lippe spricht vom Lipperland als ihrer zweiten Heimat und will mit der Mannschaft wie im Nationalteam erfolgreich sein.

(© Vera Gerstendorf-Welle)

Detmold. Franziska Müller ist das Gesicht der HSG Blomberg-Lippe. Die 25-Jährige spielt seit fünf Jahren als Linksaußen beim lippischen Bundesligisten. Das Berliner Kindl fühlt sich mittlerweile "mehr als heimisch" im Lipperland.

Mit ihren schnellen handballerischen Vorträgen weckt Franziska Müller die Emotionen der Zuschauer und treibt ihre Mannschaft nach vorn. Ein feiner lippischer Landregen geht um die Mittagszeit hernieder, und die Tropfen sorgen auf dem nahen Teich für leichte Schwingungen auf der Wasseroberfläche. In der fast gläsernen Kantine des Medien Centrums Giesdorf in Detmold lässt sich Franziska Müller ein Schnitzel mit Pommes rot schmecken und schaut mit dem ihr eigenen Optimismus ins Wetter. Gut gelaunt steht sie im Interview Rede und Antwort.

Information
Persönlich

Franziska Müller wurde am 12. März 1990 geboren. Ihre Eltern heißen Liane (46, Erzieherin) und Robert (45, Dachdecker). "Franzi", so wird sie überall genannt, wuchs als Einzelkind in Berlin auf und besuchte ein Gymnasium und eine kaufmännische Schule. Sie wohnt allein ("Ich brauche auch mal meine Ruhe.") und isst liebend gern Spinat. Ein zögerliches "Apfelschorle" kommt bei der Frage nach ihrem Lieblingsgetränk heraus. Neben dem Profisport als Handballerin arbeitet "Franzi" viermal in der Woche halbtags in der Diakoniestation des Elisenstifts und studiert parallel dazu "Sportfachwirt" in Düsseldorf. Wenn sie sich ein Konzert irgendwo auf der Welt aussuchen würde, dann "wäre es auf jeden Fall eines von Beyoncé, die liebe ich", strahlt die sympathische junge Frau mit ihren tiefseeblauen Augen.

Pommes? Schnitzel? Ketchup? Es schmeckt offenbar?

Franziska Müller: Ich weiß, was Sie sagen wollen. Bundesligaspielerin und dann kein Salat. Aber mir schmeckt?s. Und zum Nachtisch gibt es Panna Cotta, mmh.

Seit fünf Jahren spielen Sie bereits in Blomberg Handball. Sie kommen aus Berlin. Welche Gedanken verbinden Sie mit dem Einstieg ins Lipperland?

Müller: Das war unterm Strich auf jeden Fall die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Ich lebte seinerzeit mit meinen Eltern Liane und Robert als Einzelkind in unserem Haus in Berlin, wollte aber auf jeden Fall so gut und so hoch wie möglich Handball spielen. Dazu bot sich in Berlin nicht die Möglichkeit. Ich habe aber auch schulisch den Grundstein gelegt, bin über einen Laufbahnberater im Olympiastützpunkt darauf gekommen, eine Sportausbildung mit einem Abschluss als Groß- und Außenhandelskaufmann in Angriff zu nehmen. Hat alles geklappt, nach dem ehemaligen Zweitligisten SV Berliner VG und Drittligist Füchse Berlin ist meine dritte Station nun Blomberg. Und da fühle ich mich richtig heimisch.

Erinnern Sie sich noch an die ersten Eindrücke?

Müller: Na klar. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich hier einmal heimisch fühle. Seinerzeit war das wie ein Kulturschock. Dass es eine Mittagsruhe geben kann, war mir aus Berlin so nicht geläufig. Oder dass Tankstellen um 22 Uhr schließen. Es hat eine gewisse Zeit gebraucht, doch ich fühle mich schon seit langer Zeit in Blomberg sehr wohl, habe einen großen Freundeskreis auch außerhalb des Handballs. Leider sind mit Noelle Frey, Isabell Roch, Laura Magelinskas und Xenia Smits vier beste Freundinnen nicht mehr da. Das ist traurig.

Hatten Sie zwischendurch einmal den Gedanken zu wechseln?

Müller: Ehrlich? Ja. Es gab zwei, drei Angebote aus Deutschland. Ein Verein wollte mich gar aus dem laufenden Vertrag herauskaufen. Aber ich selbst hätte auch eine Option auf einen Ausstieg ziehen können. Das habe ich ganz bewusst nicht gemacht, habe mich für eine sechste Saison in Blomberg entschieden und bin sehr froh damit.

Die Mannschaft hat in der vorigen Saison in Meisterschaft wie Europapokal überzeugt. Und Sie haben auch noch einen Leistungssprung hingelegt. Und das nicht zu knapp.

Müller: Ja, das war meine beste Saison überhaupt. Ich werde jetzt im Zusammenhang mit Lone Fischer und Kim Birke für die Nationalmannschaft genannt. Das macht mich stolz. Aber ich möchte auch Blomberg stolz machen, das ist mir fast noch wichtiger. Es geht nicht allein um mich. Blomberg soll nach dem Fortgang von Xenia Smits wieder eine Nationalspielerin in den eigenen Reihen haben. Und:  Ich will immer hoch hinaus. Aber es steht auch fest: Der Außen lebt von seinen Mitspielern.

Die Fans stehen hinter Ihnen...

Müller: Ja, ich freue mich sehr und bin dankbar dafür, dass die Fans mich so nehmen wie ich bin. Ich glaube, die Zuschauer spüren, dass ich mich voll identifiziere mit dem Verein, dass ich immer mit vollem Herzen bei der Sache bin.

Ein Wort zu Ihrem Trainer, der Sie ja schon lange begleitet...

Müller: Ja. Andre Fuhr. Ich habe ihm meine Entwicklung zu verdanken, habe hier das Laufen gelernt und dass man manchmal über seine Grenze hinweggehen muss. Sein Ehrgeiz ist sehr groß und seine fachliche Kompetenz steht außer Frage. Er kann Talente vorantreiben und ich zolle ihm meinen höchsten Respekt. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mich dahin geführt hat, wo ich heute bin. Aber ich bin auch selbst ehrgeizig und emotional. Bei Andre und mir stoßen zwei Sturköppe aufeinander. Aber wenn es einmal gekracht hat, dann haben wir uns in zwei Tagen wieder lieb.

Bei Ihnen läuft's. Bei der aktuellen Mannschaft auch?

Müller: Wir müssen gemeinsam nach vorn blicken und uns  auf die Zukunft konzentrieren. Es gibt einen totalen Umbruch nach den vielen hochkarätigen Abgängen. Eine schwere Aufgabe, vor allem, weil die Fans und Unterstützer von der vergangenen Spielzeit sehr verwöhnt sind. Es geht einfach um den Klassenerhalt. Um nichts anderes. Wir müssen uns finden und unsere Spielweise mit dem hohem Tempo bewahren. Und bisher haben wir es immer geschafft.

Das Interview führte LZ-Redakteur Dietmar Welle.

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