Blomberg. Besser kann ein Auftakt in die Saison nicht gelingen. Mit einer ungeheuren Energieleistung hat Frauenhandball-Bundesligist HSG Blomberg-Lippe den Meisterschaftskandidaten SG BBM Bietigheim mit 26:25 (12:13) besiegt.<br /><br />HSG-Trainer Andre Fuhr bot in seiner Gestik und Mimik eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Begeisterung. Vor 750 Zuschauern in der Sporthalle an der Ulmenallee hatte der 44-Jährige zuvor angesichts der Kräfteverhältnisse von einem Vergleich zwischen „Kindergarten und Nationalmannschaft“ gesprochen.<br /><br />„Eigentlich können wir Bietigheim gar nicht schlagen“, freute sich Fuhr ungemein über die Geschlossenheit seiner Mannschaft, die den mit Stars wie Susann Müller gespickten Gegner in die Knie zwang. Alle Spielerinnen trugen ihren Teil zum Gelingen dieser bundesweit als Überraschung eingestuften Coups bei.<br /><br />Allem voran aber Laura Rüffieux, die in der Abwehr gegen besagte Susann Müller eine Leistung mit dem Prädikat „Weltklasse“ bot. Die Studentin ließ nie locker, die anderthalb Köpfe größere Nationalspielerin zu bearbeiten. Und das mit fairen Mitteln. Die Linkshänderin auf Seiten Bietigheims zeigte Wirkung und Nerven angesichts der Rüffieuxschen Leistung. Rüffieux, die von allen später geherzt und gelobt wurde: „Susann war böse, aber das muss sie auch.“<br /><br />Zuweilen hatte es ganz nach der eigentlich erwarteten Niederlage für die Lipperinnen ausgesehen, als Bietigheim mit einem geschätzten Etat von mehr als zwei Millionen Euro hohe Führungen herausgeworfen hatte (3:7, 5:9, 12:15). Doch Blomberg biss sich in seine Aufgabe herein. „Wir haben als Team gekämpft bis zum Ende“, freute sich die für die ebenfalls starke Anna Monz in der 20. Minute gekommene Keeperin Melanie Veith, die sich gleich mit drei Paraden einführte. Und auch die weiter an ihrer Patellasehnenverletzung laborierende Lisa Bormann-Rajes strahlte: „Jede einzelne hat an den Sieg geglaubt. Und dann ist es passiert.“<br /><br />Mit dem 21:21 durch Mitrovic’ Siebenmeter gelang erstmals der Ausgleich zum 21:21 (48.) in der dramatischen Schlussphase. Als Rüffieux zum 25:24 und Josefine Huber zum 26:24 (59.) trafen, nahm Müller beim 25:26 noch einmal Maß, scheiterte jedoch mit einem Freiwurf bei 60:00 Minuten an der HSG-Abwehrmauer. „Das Herz kann eine Menge geben“, jauchzte Fuhr, „gleichwohl ist Bietigheim nach wir vor Titelanwärter. Für uns beginnt die Saison eigentlich erst mit dem Spiel in Bad Wildungen am Samstag...“<h4><span style="font-weight: bold;">Wort zum Sport: Die Sensation an der Ulmenallee</span></h4> <h5>von Dietmar Welle</h5> Mit einem Paukenschlag ist Frauenhandball-Bundesligist HSG Blomberg-Lippe in die Saison gestartet. Das 26:25 gegen den Titelanwärter aus Bietigheim bescherte besondere Momente, gelang es doch dem Underdog mit einem Gesamtetat knapp an 700 000 Euro den Hemden-Handballerinnen mit einem Budget von mehr als zwei Millionen Euro ein Bein zu stellen.<br /><br />Den pomadigen, hochnäsigen Auftritt Bietigheims schwächte SG-Trainer Martin Albertsen allerdings mit einer sehr sympathischen Aussage ab: „Ich nehme die Niederlage komplett in meine Verantwortung. Ich stehe an der Linie, um zu reagieren, wenn es nicht läuft. Das habe ich zu spät getan.“ Beifall gab es für diese Aussage von den Rängen, die angesichts des guten Wetters und des gleichzeitig stattfindenden Volksfestes Wilbasen nur mit 750 Besuchern besetzt waren.<br /><br />Doch wer diesen Einsatz, diese Leidenschaft der Blombergerinnen gesehen hat, der trägt diesen Ulmenalle-Geist weiter. Der „Handball mit Herz“, den die HSG diesmal gezeigt hat, versetzt Berge. Fuhr wie auch Manager Torben Kietsch wissen allerdings nur zu genau, dass der Kampf für den Klassenerhalt weiter geht.<br /><br /><span style="font-style: italic;">DWelle@lz.de</span><br /><br />