Blomberg. Nach dem 26:25 gegen Bietigheim hat André Fuhr, Trainer des Frauenhandball-Bundesligisten HSG Blomberg-Lippe, kaum in den Schlaf gefunden. „Nach solch emotionalen Spielen bin ich immer aufgewühlt“, so der 44-Jährige.<br /><br />Die Nacht war kurz für den überglücklichen Fuhr, stand doch am Sonntag um 6.00 Uhr in der Frühe bereits die Abreise nach Schwerin zur A-Jugend-Bundesliga an. Die HSG-Spielerinnen, das wollte Fuhr nicht ausschließen, absolvierten noch einen Bummel über Wilbasen und ließen das denkwürdige Match gegen den Titelfavoriten Revue passieren.<br /><br />Angesichts der eigentlichen Machtverhältnisse scheint der doppelte Punktgewinn gegen das Hemden-Team aus Bietigheim kaum nachvollziehbar. Doch es gab gute Gründe für die Überraschung. Und die sind stark mit dem Namen Laura Rüffieux verbunden, die Bietigheims Topverdienerin Susann Müller zur Verzweiflung brachte. Fuhr: „Wir haben intensiv über ihre Aufgabe gesprochen. Laura hat mit fairen Mitteln die Nationalspielerin gestoppt. Müller wusste vorher sicher nicht, wie ihre Gegnerin überhaupt heißt.“ Jetzt weiß sie es.<br /><br />Neben der individuellen Stärke Rüffieuxs gab aber eine taktische Meisterleistung von Fuhr vermutlich den Ausschlag für den doppelten Punktgewinn: Das Spiel mit zwei Kreisläuferinnen. Vornehmlich im zweiten Abschnitt setzte der HSG-Coach zusätzlich zu Rüffieux auch Josefine Huber am Kreis ein. Huber nahm dabei einen Angriff-Abwehr-Wechsel mit Rechtsaußen Patricia Rodrigues. Huber überzeugte mit ihrer Quote und ihrer sicheren Ballannahme.<br /><br />„Die Maßnahme wurde eigentlich aus der Not heraus geboren, aber wir wussten natürlich auch, dass die Abwehr um Susann Müller nicht exzellent organisiert ist und sich dadurch Freiräume ergaben. Und die haben wir extrem gut genutzt.“ Wann habe es schon einmal neun Kreisläufer-Tore (sechs von Rüffieux, der Rest von „Fine“ Huber) gegeben?<br /><br />Nicht zufrieden zeigte sich Fuhr mit dem Unterzahlspiel (fünf Gegentreffer). Zudem machte Franziska Müllers gescheiterter Heber-Versuch beim 14:15 nicht jedermann froh. Gleichwohl: Gegen die nächsten Gegner Bad Wildungen und Rosengarten strebt Fuhr „zwei Punkte“ an.