Die Abstiegsshowdowns der 2. Liga: Nürnberg patzte schon mal

Wie heiß wurde in den vergangenen Jahren in der 2. Bundesliga um den Klassenerhalt gekämpft? Wir schauen auf einige Last-Minute-Entscheidungen zurück.

Jan Ahlers

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DSC Arminia Bielefeld, Saison 16/17, Spieltag 34, Dynamo Dresden gegen DSC Arminia Bielefeld, Jeff Saibene und Carsten Rump, Foto: Christian Weische - © Christian Weische
DSC Arminia Bielefeld, Saison 16/17, Spieltag 34, Dynamo Dresden gegen DSC Arminia Bielefeld, Jeff Saibene und Carsten Rump, Foto: Christian Weische (© Christian Weische)

Bielefeld. Dass die Entscheidungen über Auf- und Abstieg in der 2. Bundesliga in den allerletzten Saisonmomenten fallen, ist in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen. Sofern Arminia Bielefeld am Sonntag in Magdeburg (15.30 Uhr) nicht früh auf die Verliererstraße gerät oder die Konkurrenz deutlich in Führung liegt, wird auch 2023 wieder bis ganz zum Schluss gezittert. Nicht nur Arminia selbst kennt diese hektischen Finalspieltage, auch Braunschweig und Nürnberg machten ihre – vermehrt unguten – Erfahrungen. Ein Blick auf die spektakulärsten 34. Spieltage der jüngeren Zweitliga-Vergangenheit.

Saison 2020/21: Osnabrück scheitert im Schneckenrennen

Zuletzt war es 2021 richtig spannend. Doch auch das geht am Finalspieltag: Sandhausen, Osnabrück und Braunschweig verloren ihre Alles-oder-nichts-Spiele allesamt - und an der Konstellation änderte sich gar nichts mehr. - © Screenshot: Kicker.de
Zuletzt war es 2021 richtig spannend. Doch auch das geht am Finalspieltag: Sandhausen, Osnabrück und Braunschweig verloren ihre Alles-oder-nichts-Spiele allesamt - und an der Konstellation änderte sich gar nichts mehr. (© Screenshot: Kicker.de)

Jahn Regensburg (35 Punkte) und Erzgebirge Aue (34) können vor dem Schlussspieltag noch in die Relegation rutschen, den 16. Platz belegt der VfL Osnabrück (33) vor Eintracht Braunschweig (31). Doch der BTSV ist schnell abgemeldet, verliert beim Hamburger SV mit 0:4. Auch für Sandhausen gibt es bei Aufsteiger Bochum nichts zu holen (1:3). Die Chance für Osnabrück, doch der VfL verspielt bei Erzgebirge Aue eine 1:0-Pausenführung und verliert ebenso. Regensburg ist damit sicher durch – und der einzige Klub, der mit einem 3:0 über St. Pauli seine Hausaufgaben erledigt. Osnabrück steigt im Relegationsduell mit dem FC Ingolstadt in die 3. Liga ab.

Saison 2019/20: Karlsruhe schickt Nürnberg in die Strafrunde

Nürnbergs Fast-Desaster: Erst verspielte der FCN 2020 zwei Punkte Vorsprung am letzten Spieltag - das könnte den Franken auch am Sonntag blühen. Dann ging die Relegation gegen Ingolstadt beinahe schief, erst in der 96. Minute fiel das rettende Tor. - © Screenshot: Kicker.de
Nürnbergs Fast-Desaster: Erst verspielte der FCN 2020 zwei Punkte Vorsprung am letzten Spieltag - das könnte den Franken auch am Sonntag blühen. Dann ging die Relegation gegen Ingolstadt beinahe schief, erst in der 96. Minute fiel das rettende Tor. (© Screenshot: Kicker.de)

Zwei Punkte Vorsprung auf Rang 16, aber das schwächere Torverhältnis? Fans des 1. FC Nürnberg erinnern sich mit einem Bauchgrummeln zurück: Als Arminia 2020 triumphal Meister wird, steht Nürnberg (36) vor dem Karlsruher SC (34) am rettenden Ufer, darf sich aber keinen Fehler erlauben. Denn der KSC siegt in Fürth mit 2:1. Nürnberg führt nach einem frühen Tor lange in Kiel, fängt sich aber den 1:1-Ausgleich und stürzt punktgleich in die fränkisch-bayrische Relegation gegen Ingolstadt. Nürnberg gewinnt das Hinspiel mit 2:0, liegt im Rückspiel aber nach der Pause binnen weniger Minuten 0:3 zurück. Der bittere Gang in die 3. Liga? Nein: Fabian Schleusener stochert in der sechsten Minute der Nachspielzeit den Ball zum 1:3 ins Tor. Die mittlerweile abgeschaffte Auswärtstorregel rettet den Club.

Saison 2017/18: Braunschweig fassungslos im wildesten Endspurt

2018 ereignete sich der wohl spannendste Abstiegskampf, in dem fast die halbe Liga zitterte. Arminia war in der Abschlusstabelle als Vierter auch nur acht Zähler vor dem Relegationsrang postiert. - © Screenshot: Kicker.de
2018 ereignete sich der wohl spannendste Abstiegskampf, in dem fast die halbe Liga zitterte. Arminia war in der Abschlusstabelle als Vierter auch nur acht Zähler vor dem Relegationsrang postiert. (© Screenshot: Kicker.de)

Das Drama, das sich im Mai 2018 abspielt, dürfte historisch bleiben. Die Plätze 11 bis 17 trennen einen Spieltag vor Schluss nur drei Punkte. Darmstadt droht wie nun Arminia damals der doppelte Absturz von der Bundesliga in die 3. Liga, auch Heidenheim zittert, Greuther Fürth steht vor den finalen 90 Minuten auf einem direkten Abstiegsrang. Doch das schier Unmögliche trifft ein: Fürth holt nur einen Punkt in Heidenheim, überholt damit aber zwei Konkurrenten. Denn Aue (0:1 in Darmstadt) und Braunschweig (2:6 in Kiel) kommen nicht vom Fleck. In Darmstadt, Heidenheim und Dresden wird ebenso tief durchgeatmet, während Eintracht Braunschweig – am 31. Spieltag noch Zwölfter – mit 39 Punkten direkt absteigen muss. Erzgebirge Aue rettet sich in der Relegation gegen den Karlsruher SC.

Saison 2016/17: Arminen-Tränen der Erleichterung in Dresden

Die spektakuläre Abschlusstabelle 2017: Arminia rettet sich knapp vor 1860 München, weil Heidenheim Schützenhilfe gibt und die Löwen besiegt. - © Screenshot: Kicker
Die spektakuläre Abschlusstabelle 2017: Arminia rettet sich knapp vor 1860 München, weil Heidenheim Schützenhilfe gibt und die Löwen besiegt. (© Screenshot: Kicker)

Was wäre diese Liste ohne Arminia? Die Harakiri-Saison 2016/17, in der erst Rüdiger Rehm und dann Jürgen Kramny den DSC nicht auf Kurs bringen, hätte unter normalen Umständen mit einem Abstieg enden müssen. Dann kommt das wundersame 6:0 über Eintracht Braunschweig. Plötzlich ist der DSC, nun trainiert von Jeff Saibene, vor dem 34. Spieltag nicht nur Tabellen-15. (36 Punkte), sondern hat auch ein exzellentes Torverhältnis, besser als das von Aue (39), Kaiserslautern (38), 1860 München (36) und Würzburg (34). Der direkte Abstieg ist zwar noch möglich, wird aber nie wirklich ein Thema, weil Würzburg bei Aufsteiger Stuttgart klar verliert (1:4).

Doch die Relegation droht: Kaiserslautern siegt 1:0 über Nürnberg und verabschiedet sich aus dem Keller, Aue verliert 0:1 in Düsseldorf und ist trotzdem gerettet. Denn der DSC wankt auswärts in Dresden: Jim-Patrick Müller bringt die SGD mit 1:0 in Führung und in jener fatalen 62. Minute erzielt auch 1860 in Heidenheim das erste Tor. Drei Punkte sind die Löwen nun in der Blitztabelle enteilt, selbst der wuchtige Kopfball von Arminia-Kapitän Julian Börner zum 1:1 genügt noch nicht. Ein Sieg oder Schützenhilfe muss her! Letzteres tritt tatsächlich ein: Heidenheim beweist Sportsgeist und entreißt, obgleich das Spiel für sie bedeutungslos ist, 1860 in der Schlussphase noch den Sieg (2:1).

Arminia Bielefeld ist gerettet, der TSV 1860 eine Woche später abgestiegen und stürzt, geplagt von Finanzproblemen, direkt in die Regionalliga.

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