Arminia-Kolumne: Das Spielsystem überfordert seine Anwender

Unser Kolumnist sieht wenige Hinweise darauf, dass die DSC-Profis eine Spielidee mit auf den Weg bekommen haben. Seine Haut wird zusehends dünner.

Armine von der Süd

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Das Spiel von Arminia Bielefeld gegen Freiburg II stand ganz im Zeichen der "Arminis". - © Oliver Krato
Das Spiel von Arminia Bielefeld gegen Freiburg II stand ganz im Zeichen der "Arminis". (© Oliver Krato)

Bielefeld. Es war so schön. Jedenfalls vor dem Spiel. Das Wetter passte, wir trafen uns diesmal in Stadionnähe am Bürgerparkteich, erfreuten uns am Wetter, einer immer wieder untertauchenden Ente und am sicher geglaubten zweiten Heimsieg, da die Mannschaft ja jetzt das System verinnerlicht haben würde...

Der Trainer hat ein Spielsystem mitgebracht. Nach den letzten Leistungen stellt sich mir zunehmend die Frage, ob das Trainerteam nicht langsam mal das Spielsystem anpassen muss. Aktuell sehe ich jedenfalls nicht, dass diese Mannschaft das Kniatsche System spielen kann. Jedenfalls nicht die erste Elf im Spiel gegen die zweite Mannschaft des SC Freiburg, die ja auch fast komplett neu formiert spielt.

Fotostrecke: Arminia Bielefeld unterliegt Freiburg II.

Die Spieler, die in der zweiten Halbzeit durchaus ansehnlicher und (fast) erfolgversprechender spielten, bekamen dann ja auch nach Abpfiff etwas Applaus für ihren Einsatz. Vielleicht sollten wir darum bitten, dass die Mannschaft schon nach den ersten 45 Minuten zur Süd kommt, um sich ihren Applaus oder ihre Pfiffe abzuholen. Auch wenn ich glaube, dass die Pfiffe gegen das System gerichtet waren. Es stellt sich die Frage, wie autonom ein Fußballer heutzutage noch agieren kann... obwohl, in der zweiten Halbzeit war das eher nicht das propagierte Spielsystem.

Basics sind kaum erkennbar

Zunächst waren wir irritiert über diese Slalomstangen, die die Gäste beim Warmmachen tief in unseren schönen Rasen rammten. Dürfen die das? Scheinbar schon. Vor vielen Jahren habe ich dergleichen schon mal bei den Bayern gesehen. Haben sich die Freiburger wohl ein Vorbild dran genommen. Auch unsere aktuelle Mannschaft samt Team scheint sich an Vorbildern zu orientieren, allerdings sehe ich hier eine ungünstige Wahl. Denn meines Erachtens taugt unsere Vorjahreself nicht zum Vorbild...

Dann passierte, was in Bielefeld halt so passiert. Seit Jahren. Es gibt nur wenige Hinweise darauf, dass die Spieler eine Spielidee mit auf den Weg bekommen haben. Sogenannte Basics sind kaum erkennbar in Sachen Passsicherheit, Laufwege kennen, sowie den Grundtugenden des Fußballs - nicht nur in der 3. Liga - Kampf und Zweikampf. Hoffentlich gibt Mitch Kniat den Spielern nicht wieder tagelang frei... Belastungssteuerung nennen die modernen Trainer das wohl. Die Spieler sprechen wahrscheinlich von „Work-Life-Balance“...

Nachdem wir diese Feng-Shui-Sache wohl nicht mehr verfolgen, wies ein Fanclubmitglied mit Affinität zum Buddhismus auf die Lehre vom „Edlen achtfachen Pfad“ hin und erläuterte mir das mit dem Hinweis, dass das Leiden angenommen werden müsse. Fragt sich nur, wer das tun soll? Die Mannschaft? Oder doch wieder wir, die wir seit Jahr und Tag dorthin pilgern? Bei Wind und Wetter? Auch nach der xten Niederlage. Nach einem Aufstieg in die Bundesliga in aussperrenden Pandemiezeiten.

Schönsaufen funktioniert nicht mehr

Nun, vielleicht waren es auch dem Buddhismus oder sonst einer Anschauung nahe stehende und bei mir in der Nähe stehende Südtribünenbesucher, die mittels berauschender Rauchwaren die nächste Stufe der Erleuchtung zu erreichen trachteten. Das Spiel unserer Arminia war dazu ja eher nicht geeignet, inzwischen fühle ich mich fast schon wie einer dieser Mönche im Mittelalter, die sich mit einer Peitsche den Rücken blutig schlugen. Vielleicht ist aber auch diese Rauchware, demnächst ja wohl legal, der etwas weniger schlechte Weg, um sich dieses überwiegend unansehnliche Gekicke schön zu träumen. Das mit dem Schönsaufen klappt seit ein paar Jahren ja nicht mehr so. Ich persönlich halte von beidem nichts, ich bin und bleibe Armine, mit allerdings immer dünnerer Haut.

Vor allem, wenn ich in der Pressekonferenz unseren Trainer sagen höre, dass wir nächste Woche wieder bei Null starten. Er wollte hoffentlich 0:0 sagen, sonst sehen sich immer mehr von uns in der Ansicht bestätigt, dass es mitnichten ein zur Mannschaft passendes Spielsystem gibt. Und eins noch, lieber Mitch Kniat, die ständig wiederholte Aussage „der nächste harte Gegner wartet schon“ bitte ersatzlos aus dem Wortschatz streichen! Ersatzlos!

Nach dem Spiel sahen wir in kleinerer Gruppe noch einmal nach dem kleinen Entlein, welches immer noch und immer wieder abtauchte. Das Wetter passte, wir erfreuten uns an den vielleicht letzten wärmenden Sonnenstrahlen. Es hätte so schön sein können...

Euer Armine von der Süd!

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