Berlin. Eine Serie von den „Avengers“-Machern, ein verliebter Roboter und die Geschichte von Ostdeutschlands erstem schwarzen Polizisten: Wir stellen die interessantesten Neuerscheinungen vor, die im April bei Streaminganbietern oder im Bezahlfernsehen starten. „Beef“ Sie sind beide so unfassbar wütend: Der gescheiterte Bauunternehmer Danny (Steven Yeun), Sohn südkoreanischer Einwanderer, und die reiche Galeristin Mia (Ali Wong) – in beiden gärt der Frust über alltägliche Kränkungen, Misserfolge und die Zumutungen des digitalen Zeitalters. Bei einem Parkmanöver vor einem Supermarkt rasseln die beiden zusammen, liefern sich eine wilde Verfolgungsjagd im schäbigen Pick-up (er) und im europäischen SUV (sie) quer durch Los Angeles. Es ist der Beginn einer Feindschaft, die in dieser schwarzhumorigen Comedyserie immer weiter eskaliert. Das ist wegen der boshaften Streiche der beiden witzig, wird in den zehn Episoden aber auch dramatisch und wirft ein interessantes Schlaglicht auf eine Gesellschaft am Rande des Nervenzusammenbruchs. Ab 6. April bei Netflix „Tender Hearts“ Im melancholischen Kinofilm „Ich bin dein Mensch“ von 2021 lernt eine Frau einen humanoiden Roboter kennen, der darauf programmiert ist, der optimale Lebenspartner für sie zu sein. Einen ganz ähnlichen Stoff erzählt auch diese neue deutsche Serie, nur viel amüsanter. Friederike Kempter spielt die von den Männern enttäuschte Mila, die sich in einer nahen Zukunft bei einer KI-Agentur einen sogenannten Lovedroid mietet: Bo (Madieu Ulbrich) soll ihr im Bett Vergnügen bereiten, aber auch im Alltag als Mann an ihrer Seite funktionieren. Als Mila sich wider Erwarten in Bo verliebt und der freundliche Roboter zunehmend ein eigenes Bewusstsein entwickelt, wird die Sache kompliziert. Frisch, frivol, klug und witzig: Eine Science-Fiction-Serie aus weiblicher Sicht. Ab 6. April auf Sky Transatlantic“ Frankreich im Jahr 1940: Die Nazis sind in Paris einmarschiert, und in der Hafenstadt Marseille stranden immer mehr Menschen auf der Flucht. Unter ihnen sind viele Künstler und Intellektuelle wie der Philosoph Walter Benjamin, der in dieser siebenteiligen Miniserie von Moritz Bleibtreu gespielt wird. Im Zentrum: eine Hilfsorganisation, die es wirklich gab, mutige Männer und Frauen, die Verfolgten des NS-Regimes bei der Flucht aus Frankreich halfen. Serienschöpferin Anna Winger erzählt die Saga als flotte Abenteuergeschichte mit pfiffigen Helden, die mit ihren Schützlingen in eine Villa am Stadtrand ziehen, wo sich viele Beziehungen entwickeln. Trotz des Themas hat die Serie überraschend beschwingte und heitere Momente: Bewusst zitiert Winger („Deutschland 83“) den Humor und die Ästhetik von Screwball-Komödien jener Ära. Ab 7. April bei Netflix „Succession“ Die vielleicht beste Serie der vergangenen Jahre geht zu Ende: „Succession“, das fantastische High-End-Drama über einen Medienmogul (angelehnt an Rupert Murdoch) und seine dysfunktionale Familie. Großartige Dialoge, faszinierende Einblicke in die Welt der Megareichen, vielschichtige Charaktere prägen das Puzzle über einen Kapitalistenclan – mit Biss und Witz erzählt es vom erbarmungslosen Ringen zwischen Patriarch Logan Roy (Brian Cox) und seinen vier erwachsenen Kindern um die Herrschaft im wankenden Medienimperium. In der vierten Staffel rückt der Verkauf des Konzerns näher, und diese Aussicht löst bei den Roys Ängste aus. Wie wird ihr Leben ohne kulturellen und politischen Einfluss künftig aussehen? Eine Familiensatire mit Suchtfaktor. Ab 11. April bei Sky „Sam – Ein Sachse“ Die Biografie von Samuel Meffire ist atemberaubend: Er kam in der DDR als Sohn eines Kameruners zur Welt, der am Tag seiner Geburt starb, womöglich war es Mord. Samuel hatte diverse Jobs, wurde dann in der Wende-Ära Sachsens erster schwarzer Gesetzeshüter und von den Medien als Symbolfigur eines neuen Deutschlands gefeiert. Doch dann stürzte er ab, verübte mehrere Überfälle, floh nach Afrika und wanderte schließlich in Deutschland für sieben Jahre ins Gefängnis. Disney+ erzählt Sams wechselvolle Vita in seiner ersten deutschen Eigenproduktion als Geschichte eines Außenseiters auf der Suche nach Identität und Heimat, angelehnt an Meffires dieser Tage erscheinende Autobiografie. Die Hauptrolle spielt Schauspieler Malick Bauer. Ab 26. April bei Disney+ „Citadel“ Die Russo-Brüder Anthony und Joe gehören zu Hollywoods einflussreichsten Regisseuren und Produzenten – und ihr Werk ist die reinste Wundertüte: Die schräge Comedyserie „Arrested Delevopment“ stammt ebenso von ihnen wie das Filmspektakel „Avengers: Endgame“. Nicht kleckern, sondern klotzen ist auch das Motto ihrer Spionageserie „Citadel“, die als zweitteuerste Amazon-Serie (nach „Der Herr der Ringe“) angekündigt wird. Im Mittelpunkt steht eine Spionageagentur, die verhindern soll, dass ein finsteres Syndikat die Weltherrschaft an sich reißt. Die Helden haben sechs Folgen Zeit, um mit viel Action und im Hochglanzlook die Welt zu retten. Schon jetzt steht fest, dass aus der Serienidee ein Franchise mit lokalen Ablegern werden soll – Spin-offs in Italien und Indien werden bereits gedreht. Ab 28. April bei Amazon Prime Video