Im kommenden Jahr soll es endlich so weit sein: Nach dem Votum einer Expertenkommission will sich die Bundesregierung erneut mit dem Abtreibungsrecht befassen. Konkret geht es um die mögliche Streichung des Paragrafen 218, der die Strafbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen regelt. Nach der Abschaffung des Werbeverbots, das Ärzte, die über Abbrüche informiert haben, über Jahrzehnte kriminalisiert hat, muss die Politik nun einen Schritt weiter gehen und auch diesen Paragrafen streichen. Schwangerschaftsabbrüche dürfen nicht länger im Strafgesetzbuch geregelt werden, denn die Kriminalisierung von Frauen und Ärzten hat schwerwiegende Folgen. Zum einen werden mit der Verankerung im Strafgesetzbuch Abbrüche stigmatisiert, obwohl der Gesetzgeber Ausnahmen in bestimmten Fällen und Fristen vorsieht. Der Paragraf 218 sendet eine eindeutige Botschaft an Frauen: Nicht ihr bestimmt in erster Linie über euren Körper und eure Leben, sondern der Staat. Und selbst wenn ihr die legalen Ausnahmen in Anspruch nehmt, bleibt es Unrecht. Zum anderen nutzen Ärzte die Strafbarkeit als Ausrede. Sie könnten Medizinstudenten nicht dazu zwingen, etwas zu lernen, das verboten ist. In der Folge spielen Schwangerschaftsabbrüche in der Medizinerausbildung entweder gar keine oder nur eine untergeordnete Rolle – und das sogar in der gynäkologischen Facharztausbildung. Die Zahl der Mediziner, die Abbrüche vornehmen, sinkt deshalb seit Jahren. Für einen legalen Abbruch müssen Frauen ins Ausland reisen Die Streichung von Paragraf 218 würde deshalb nicht nur die Rechte von Frauen stärken, sondern auch ihre Versorgung verbessern. Das muss das oberste Ziel der geplanten Reform des Abtreibungsrechts sein. Denn die Versorgung ungewollt Schwangerer verschlechtert sich in Deutschland seit Jahren. Vielerorts erhalten Betroffene keine rechtzeitige Hilfe, sodass sie entweder eine Schwangerschaft gegen ihren Willen austragen oder für einen legalen Abbruch ins Ausland reisen müssen. Schockierend, dass wir diese Zeiten nicht längst überwunden haben. Kontakt zur Autorin